Das Antifa Ost Verfahren und eine nicht vollständige Auflistung von Merkwürdigkeiten.

Das Verfahren im sogenannten Antifa Ost Verfahren neigt sich dem Ende zu.

Ein Verfahren voller Merkwürdigkeiten. Mit Belastungszeugen, die großteils aus der militanten Neonazis Szene kommen, gegen die selber ermittelt wird. Und trotzdem stellen manche ernsthaft die Frage, warum militante Neonazis nicht glaubwürdig sein sollten….

Ein Verfahren indem sich gezeigt hat, dass einige Zeugen auch aus dem Bereich der Polizei selbst mit Anwalt auftauchten, da gegen sie ebenfalls ermittelt wird, wegen der Weitergabe von Daten bezeichnenderweise an das rechtsextreme Compact Magazin.

Belastungszeugen, denen es an Glaubwürdigkeit mangelt bis hin zur Polizei und damit den Ermittlungsbehörden.

Ein Verfahren, bei dem Hausdurchsuchungen und Klarnamen pünktlich mit Beginn bereits in der Presse zu lesen waren und wo offenbar das rechtsextreme Compact Magazin, Interna kannte.

Ein Verfahren, dass die Bundesstaatsanwaltschaft mit viel Mühe geführt hat um endlich einen Fahndungserfolg gegen vermeintlich „linksextreme Strukturen zu haben“ und das in seiner ganzen Anmutung als „Terrorprozess“ geführt wurde, inklusive medienwirksamen Hubschraubereinsatz und ähnlichen.

Ein Verfahren, indem die Bundesstaatsanwaltschaft in ihrem Pladoyer einräumt, dass es die „Smogging Gun“, den durchschlagenden Beweis nicht gibt und es am Ende trotzdem zu Verurteilungen kommen wird.

Ein Verfahren, dass keinen Rechtsfrieden schaffen wird und nichts verändern wird. Egal, wie es ausgeht. Das konzeptlose Agieren der Sicherheitsbehörden bis hin zu den Datenlecks in rechtsextreme Kreise, hat Märtyrer*innen geschaffen.

Diejenigen, die immer schon geahnt haben, dass der Staat auf dem rechten Augen blind ist und die Repression gegen Linke zunimmt, werden sich ebenso bestätigt fühlen, wie diejenigen, die immer schon der Meinung waren, dass die eigentliche Gefahr von „Linksextremen“ ausgeht.

Es wird nach dem Urteil des Verfahrens eine TagX Demo geben. Es wird Schuldzuweisungen geben, die Rufe nach der Zunahme von Repressionen.

Es wird nichts ändern. Gar nichts.

Gewalt ist keine Lösung. Und auf den Staat wird man sich bei der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus auch weiterhin nicht verlassen können (in Abwandlung des Zitates von Esther Bejarano).

Und wenn ich jetzt schreibe, dass der Kampf weiter geht, werden sich genau daran einige stören, weil jede/r nur liest und versteht, was man verstehen will.

Nichts wird sich verändern.

Sachsen – Rechts unten. Neues aus Bautzen.



Der Landrat von Bautzen Udo Witschas versteht es sich immer wieder ins Gespräch zu bringen.
Aktuell gratuliert er dem Bautzener Neonazi Benjamin Moses zum Geburtstag. Moses wiederum führt das Kollektiv „Balaclava Graphics“, die aus ihrer neonazistischen Überzeugung keinen Hehl machen und Caps mit der Aufschrift „White Race“ vertreiben.

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Jogginghosen und Alltag.

Die Gesellschaft, die nach Aufregung dürstet, findet beständig neue Themen um sich zu erregen und allzu abseitiges zu diskutieren. Eine Schule in Wermelskirchen hat für Aufmerksamkeit gesorgt, da kurzerhand das Tragen von Jogginghosen verboten wurde.

Prompt schaltete sich die deutsche Knigge Gesellschaft ein und befürwortete dies Verbot mit wohlfeilen aber eigenwillig gewählten Worten.

„Jogginghosen sind, wie der Name schon sagt, Funktionskleidungsstücke, die zum Sport oder für die Entspannungsphase danach getragen werden“, weiß eine Sprecherin zu berichten und erleuchtet uns weiter mit Wissen zum Schulalltag: „Sportler tragen auf dem Sportplatz ihr Trikot als Arbeitsuniform und nach getaner Arbeit die Jogginghose in ihrer Freizeit. Schulzeit ist Arbeitszeit, daher hat die Jogginghose dort keinen Platz.“

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23. März 1933 – die letzte freie Rede der noch jungen und an diesem Abende versterbenden Weimarer Republik.

Der 23. März ist ein Schicksalstag.

Heute vor 90 Jahren tagte der deutsche Reichstag in der Krolloper. Der einzige und wesentliche Tagesordnungspunkt war das Ermächtigungsgesetz der NSDAP und damit das Ende des demokratischen Staates.

In den Räumen stand die SA vor der Krolloper die SS und hinter dem Rednerpult hing erstmalig die Hakenkreuzfahne. Hitler benötigte eine 2/3 Mehrheit, nachdem die NSDAP bei den Wahlen Anfang März die absolute Mehrheit verfehlt hatte.

Das was nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten folgte, war Verhaftung der Kommunisten und die Einschüchterung von Gegnern des Nationalsozialismus. Es folgte der Terror, der ganz demokratisch an die Macht gekommen war. Deswegen sollte man sich eben auch klar machen, dass die Demokratie auch deswegen fragil ist weil auch ihre Gegner die gleichen Rechte haben. Und merken wir uns, dass nicht jede Partei, die demokratisch gewählt werden kann, deswegen demokratisch ist.

Am Ende in der Krolloper, Tagungsort da der Reichtstag abgebrannt war, stimmten nur die Sozialdemokraten gegen das Ermächtigungsgesetz. Das Zentrum, die Liberalen und andere bürgerliche Parteien stimmten zu. Die noch junge Demokratie erlosch aus einem Mangel an Demokraten.

Die letzte freie Rede in der Demokratie hielt der Vorsitzende der SPD Fraktion, dieser alt ehrwürdigen Arbeiterpartei, Otto Wels:

„…

Niemals noch, seit es einen Deutschen Reichstag gibt, ist die Kontrolle der öffentlichen Angelegenheiten durch die gewählten Vertreter des Volkes in solchem Maße ausgeschaltet worden, wie es jetzt geschieht, und wie es durch das neue Ermächtigungsgesetz noch mehr geschehen soll. Eine solche Allmacht der Regierung muß sich um so schwerer auswirken, als auch die Presse jeder Bewegungsfreiheit entbehrt.

[…] Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus. Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten. […] Auch aus neuen Verfolgungen kann die deutsche Sozialdemokratie neue Kraft schöpfen.

Wir grüßen die Verfolgten und Bedrängten. Wir grüßen unsere Freunde im Reich. Ihre Standhaftigkeit und Treue verdienen Bewunderung. Ihr Bekennermut, ihre ungebrochene Zuversicht verbürgen eine hellere Zukunft.“

Am Ende der Rede randalierten die Nationalsozialisten, Sieg Heil Rufe folgten. Trotz der drohenden Verfolgung hatten die Sozialdemokraten Stand gehalten und doch die Katastrophe nicht verhindern können.

Es ist wichtig sich daran zu erinnern, sich damit auseinanderzusetzen warum ein freiheitlicher Staat niemals zu viel Macht auf sich konzentrieren sollte und welche bedeutsame Rolle eine unabhängige Justiz und Presse hat.

Dies ist umso wichtiger, da gerade in vielen Ländern der Nationalismus auf dem Vormarsch ist und Presse- und Justizfreiheit eingeschränkt wird, siehe Ungarn, siehe Polen, siehe auch Israel und ohnehin Russland.

Erinnern wir uns also daran, wie schwach eine Demokratie sein kann, wenn ihr Menschen mit Haltung und Mut fehlen und welche Gefahr der Nationalismus in sich birgt. Gerade in Krisenzeiten nimmt die Zustimmung zum Autoritarismus zu.

Erinnern wir uns daran. Erinnern wir uns an die letzte freie Rede der noch jungen Weimarer Demokratie, die an diesem Abend verstarb.

Wehren wir den Anfängen und treten dem Nationalismus und denen entgegen, die Hand an die Pressefreiheit und Unabhängigkeit der Justiz legen wollen. Schlagen wir die Kräfte des Autoritarismus zurück auf das es nie wieder geschehe.

Erfühlen wir den Schwur von Buchenwald jeden Tag mit neuem Leben: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. Nie wieder!

Sachsen ist sicher ? – wie man die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik interpretieren kann.

Die aktuelle polizeiliche Kriminalstatistik für Sachsen ist da. Ein kurze Analyse. Die politisch motivierte Kriminalität hat zugenommen ist die Kernaussage. Aber Vorsicht.

Wichtig ist, um die Statistik richtig zu verstehen, dass nur Anzeigen abgebildet werden, ohne Aussage darüber wozu die Verfahren geführt haben.

Aufgrund der PKS alleine kann daher keine zulässige Aussage über die Entwicklung der Kriminalität getroffen werden. Es fehlen Daten darüber wie die Anzeigen zustande kommen, ob etwa die Kontrolldichte zugenommen hat oder sich das Anzeigeverhalten verändert hat. Außerdem müsste man dann auch die Daten der Justiz daneben legen. Auch eine Aussage zur Dunkelziffer gibt es nicht. Allein aufgrund der Daten kann, anders als das Innenministerium suggeriert, keine verifizierbare Aussage zur Kriminalitätsentwicklung gegeben werden.

Ausweislich der Daten hat die Anzahl an aufgenommenen Straftaten zugenommen, ist allerdings unter dem Vor Corona Niveau. Einen deutlichen Anstieg gibt es zum Beispiel bei Straftaten gegen das Versammlungsgesetz.

Auch dazu muss man sich vergegenwärtigen, dass die Polizei zum Beispiel in Leipzig eine Vielzahl an Anzeigen wegen grober Störung einer Versammlung (22 VersG) aufgenommen hat, die großteils danach eingestellt wurden. Und zwar auch deswegen eingestellt, weil sich nach der Anzeige, die oftmals eher dazu dienen soll, eine einschüchternde Wirkung zu erzielen, herausstellt, dass ein dringender Tatverdacht nicht bejaht werden kann.

Auch die Straftaten gegen Vollstreckungsbeamte sollen zugenommen haben, dass kann auch durch ein verändertes Anzeigeverhalten bedingt sein. Einen deutlichen Anstieg gibt es in den Fallzahlen der sog. politisch motivierten Kriminalität. Wobei der größte Ausschlag im Bereich der nicht zuordnenbaren politisch motivierten Kriminalität erfolgt. Dabei handelt es sich mutmaßlich um den Schwerpunkt der Corona Demos. Schwerpunkt, wenig überraschend, sind dabei Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, s.o. .

Auch die sog. Hasskriminalität hat zugenommen. Auch das mag damit zusammenhängen, dass der Verfolgungsdruck hier deutlich zugenommen hat. Und dieser Bereich insgesamt stärker im Fokus steht.

Eine generelle Aussage, dass Sachsen besonders sicher oder unsicher sei ist allein mit der PKS nicht möglich. Schwerpunkt der politischen motivierten Kriminalität bleibt dabei wenig überraschend, trotz einer Zunahme des Verfolgungsdrucks gegen linke Strukturen, Straftaten rechts.

Abschied vom Wald- zum Zustand des Leipziger Auwaldes.

Der Leipziger Auwald gilt immer noch als einer der bedeutendsten und zusammenhängensten Auenwälder Europas. Aber der Waldzustandsbericht ist extrem kritisch und mein Eindruck ist, dass viele Menschen sich zwar am Wald, der sich mitten durch die Stadt zieht, erfreuen aber noch nicht verstanden haben wie ernst die Lage ist.

Ein Auenwald ist durch eine natürlichen Auendynamik gekennzeichnet. Dies bezeichnet einen stark schwankenden Grundwasserstand in Abhängigkeit vom Flußwasserstand. Auf der einen Seite Überschwemmungen auf der anderen Seite auch längere Trockenzeiten.

Das Problem ist, dass der Mensch seit dem 19.Jahrhundert und vor allen Dingen seit Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen hat den Wald trocken zu legen. Natürliche Flußläufe wurden gekappt und eingedeicht und durch die sog. Neue Luppe, 1934 durch den Reichsarbeitsdienst angelegt, sogar eine Entwässerungsrinne angelegt. Die Sohle der sog. Neuen Luppe liegt unterhalb des Grundwasserspiegels, entzieht dem Wald das Grundwasser. Seit geraumer Zeit wird versucht mit dem Projekt Lebendige Luppe dagegen zu halten und alte Fluß- und Bachläufe wieder zu renaturieren um den Wald wieder an die Fließgewässer anzuschließen. Notwendig wäre dazu vor allen Dingen zeitnah die „Neue Luppe“ entweder aufzustauen oder generell anzuheben.

Die Trockenlegung des Waldes geschah um Bauland zu schaffen. Der Mensch macht sich die Natur Untertan und zerstört sie dabei. Der Wald, der durch Überschwemmungen gekennzeichnet ist wird seit mehr als 80 Jahren drainagiert, also künstlich trocken gelegt.

Das hat Folgen für die Biodiversität. Prägender Baum und für die Biodiversität von entscheidender Bedeutung ist die Stieleiche. Bei dieser fehlt es aber an Naturverjüngung. Schnell wachsende und nicht einheimische Baumarten wie der Bergahorn nehmen der Eiche das Licht.

Der Trick ist, Stieleichen können mit Staunässen aka Überschwemmungen besser umgehen als andere Baumarten. Die früher regelmäßigen Überschwemmungen haben der Eiche geholfen und Platz geschaffen. Das fehlt. Also versucht der Mensch gegenzusteuern und künstlich Platz zu schaffen, was zu den stark diskutierten Femelschlägen führt, also der Abholzung einer Waldfläche um Platz für neue Pflanzen zu schaffen.

Hinzu treten eingeschleppte Pathogene wie die Rußrindenkrankheit und das Eschentriebsterben, die beide durch Pilzbefall ausgelöst werden. Man kennt davon aus, dass ein Großteil der Eschen absterben werden und weniger als 5 % der Bäume eine Resistenz entwickeln.

Die Pilze stehen wenig überraschend in Wechselwirkung zur Trockenheit.

Zur Trockenheit durch die Entwässerung des Waldes tritt die meteorologische Trockenheit. in 4 der letzten 5 Jahren war es deutlich zu trocken. Damit sinkt auch der Grundwasserspiegel. Die Bäume gehen mit der hydrologischen Lage unterschiedlich um. Einige verschließen die Spaltöffnung an der Unterseite der Blätter um dadurch weniger Feuchtigkeit zu verdunsten, was aber dazu führt, dass sie sich selber nicht mehr mit Nährstoffen versorgen. Andere Baumarten halten die Spaltöffnungen offen und verdursten daher.

Vereinfacht gesagt gibt es Bäume, die im Wortsinn verdursten und andere Baumarten, die verhungern.

Auch Schädlinge wie der Borkenkäfer haben sich in den letzten ausgebreitet.

Dem Wald geht es schlecht. Viele Bäume sind in ihrer Vitalität, was man an den Kronen sieht, deutlich geschwächt oder krank. In dieser Situation werden Stürme, deren Wahrscheinlichkeit durch die Veränderung der klimatischen Bedingungen gestiegen ist, relevanter und gefährlicher für den Wald.

Und als ob das nicht reicht, bedroht auch der sog. „false spring“ den Wald, der zu frühe Frühling. Wenn es ähnlich wie jetzt im Januar oder Februar über einen längeren Zeitraum deutlich zu warm ist und viel Sonneneinstrahlung und damit UV Strahlung einfällt erwacht die Natur und zehrt zunächst noch von den angelegten Reserven um sich neu zu entfalten.

Kommt es dann zu einem erneuten Wintereinbruch und länger anhaltenden Frost, setzt das die Natur unter Stress. Triebe gehen verloren und die eingesetzten Reserven fehlen dann. Gerade Forscher sehen diesen sog. „false spring“ daher für die Biodiversität als noch gefährlicher an als die Trockenheit.

Zusammengefasst kann man sagen: Wir sind dabei den Auwald als Auenwald komplett zu verlieren. Umso wichtiger wäre es daher dem Thema die oberste Priorität einzuräumen und alles für den Erhalt zu tun. Gerade erst hat der Stadtrat zusätzlich 12 Stellen für Biotopschutz beschlossen. Darunter ist der allgemeine Baumschutz, Baumpflege als auch Parkanlagen und Wasserbauhof subsumiert. 12 Stellen, die auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein können.

Seit Jahren wird um die Rückverlegung und die Wiedervernässung des Waldes diskutiert und gerungen. Entlang der Neuen Luppe, Westseite am Möckernschen Winkel wurde der Deich etwa ebenso entwidmet, wie entlang des Ratsholzes im Süden. Zusätzlich geht es auch darum den Wald wieder an die Fließgewässer anzuschließen. Und die Zeit dafür läuft ab.

Umso schmerzhafter ist es zu sehen wie achtlos Menschen immer noch mit der Natur umgehen. Es wird Zeit sich klar zu machen, dass die Natur ohne uns Mensch gut leben kann aber wir nicht ohne Natur.

Deswegen sollten auch alle Maßnahmen, die den Auwald zusätzlich belasten durch heranrückende Bebauung oder durch Ausbau der Gewässer für Tourismus hinten angestellt werden. Unsere Aufgabe ist die Rettung des Waldes für die kommenden Generationen und nicht die Kommerzialisierung der Güter, die es noch gibt.

Aber was heißt retten überhaupt in diesem Kontext? Und ist nicht auch die Vorstellung, dass wir, also der Mensch, der die Situation herbeigeführt, etwas retten kann von einer Vorstellung getragen, dass wir es in der Hand haben?

Ist nicht allein das anmaßend? Auch Natur ist veränderlich und klar ist auch, dass es kaum zu kurzfristigen und finanzierbaren Maßnahmen kommen wird. Schon bedingt durch die klimatischen Veränderungen ändern sich die meteorologischen und hydrologischen Ausgangsbedingungen.

Durch Anhebung der Sohle der Neuen Luppe und und Renaturierung bestimmter Flussbereiche kann zumindest in Teilen eine Auendynamik wiederhergestellt werden. Dies gilt auch für den Teil des südlichen Auwalds, wo durch das ziehen des Paußnitz Siels bereits in den letzten Jahren versucht wurde eine Auendynamik wiederherzustellen. Was für Teile gilt ist aber nicht ohne weiteres auf alles übertragbar.

Gleichwohl ist der Auwald in all seinen Teilen kein natürlicher Wald sondern ein überprägter Kulturraum, der im Spannungsfeld der Menschen steht. So notwendig wie es ist, dass Teile des Waldes deutlich stärker vor dem Menschen geschützt werden, so notwendig ist auch die Frage was realistisch ist.
Aus biologischer Sicht wäre die Herstellung einer natürlichen Auendynamik absolut notwendig. Dies könnte aber eben auch zu temporären Überschwemmungen führen. Auch in Leipzig wurde in den Flussauen gebaut und das nicht zu knapp. Zu dieser Bebauung hätte es nie kommen dürfen, ebenso wie zur Begradigung und Einddeichung der Flüssen. Deiche, die den Wald vor Wasser schützen.
Aber bestimmte Prozesse sind nicht reversibel.

Erinnern wir uns an die Diskussionen um Schlobachshof.
Der Hof liegt mitten im Landschaftsschutzgebiet ziemlich genau da wo der Scheitel einer Hochwasserwelle, die wir uns regelmäßig für den Wald wünschen, durchziehen würde. Das Gebiet in weiten Teilen zu renaturieren ist daher sinnvoll. Dennoch muss man akzeptieren, dass es auch Stimmen gibt, die andere Prämissen setzen und aus Denkmalschutzgründen für den Erhalt plädieren.

Wie werden erst die Diskussionen aussehen, wenn die Auenlandschaft wieder soweit hergestellt wird, dass es in auennahen Bereichen zu temporären Hochwasserlage und nassen Kellern führen würde?

Abschied vom Auwald heißt daher auch sich, wie es so schön immer heißt, ehrlich zu machen, zu erkennen, dass sich der Wald verändert durch die klimatischen Bedingungen und die Hydrologie. Dass es daher notwendig ist in bestimmten Bereichen zu versuchen eine Auenlandschaft wiederherzustellen und in anderen Bereichen den Wald Wald sein zu lassen. Ein Wald der dann freilich kein Stieleiche, Heinbuche, Eschen FFH Gebiet mehr wäre.

Aber auch die Vorstellung, diesen Prozess der Veränderung aufhalten zu können, ist größenwahnsinnig. Wir müssen von der Natur lernen und wir müssen uns verändern und gegenüber der Natur vor allen Dingen mehr Demut üben.

Insgesamt muss es darum gehen weitere Bereiche des Waldes zu schützen und damit auch die Naturschutzgebiete im Wald zu vergrößern und damit den Wald vor dem Menschen zu schützen, in Teilen die Auendynamik wiederherstellen, schon um zumindest in Teilbereichen das FFH Gebiet zu erhalten, wozu wir verpflichtet sind.

Die Natur verändert sich und passt sich an die verändernden Bedingungen an. Bestimmte Bäume werden sterben, andere werden kommen. Das hat auch Folgen für die Arten.

Der Mensch glaubte Gott spielen zu können und die Natur zeigt uns die Grenzen. Viel spricht dafür, dass wir dabei sind uns selbst abzuschaffen. Die Natur und die Erde wird es dann immer noch geben und das ist vielleicht nicht die schlechteste Nachricht.

Über Müll reden. – Die Müllproblematik in den Städten.



Es ist eine Unart gewonnen seinen Müll großflächig zu verteilen und staunend dabei zu zuschauen, wie der Müll sich auf wundersame Art und Weise vermehrt.

Es sind nicht nur die liebevoll in den Asphalt oder Wiese kunstvoll eingearbeiteten Bierdeckel, es sind auch Myriaden an Kippenresten, die ihr Gift in die Umwelt verteilen.

Hinzu gesellen sich lästige Verpackungsuntensilien in allen Größen Formen und Farben, die lustig vom Winde verweht die Straßen bevölkern.

Und wenn man einmal irgendwo Müll liegt, neigen gedanken- und verantwortungslose Menschen dazu, auch noch ihren Müll hinzuzustellen, wahrscheinlich in der Annahme, dass sich Müllberge nicht so einsam fühlen oder so besser wegtransportieren lassen.

Es gibt auch Menschen, die stellen ihre Pfandflaschen überall ab und einige halten, dass sogar für eine besonders gönnerhafte Geste, dem vereinigten Prekariat der Flaschensammler auch noch ein paar Pfenige hinzustellen. Welche Arroganz, liegt in dieser Armseeligkeit, wo die Kraft nicht einmal reicht, dass Pfandgut zentral in der Nähe von Mülleimern abzustellen sondern man es an Ort und Stelle zurück lässt, so als wäre der Park ein Café und die Pfandsammler die Bediensteten.

Offenbar gehen viele Menschen davon aus, dass es schon irgendjemand geben wird, der ihnen den Dreck hinter herräumt.
In klassischen Familien mit tradierten Rollenmustern dürfte das so sein und mich würde wirklich interessieren ob das Müllaufkommen im öffentlichen Raum gleichmäßig auf die Geschlechter verteilt ist, habe aber daran Zweifel, wie ich hiermit zu Protokoll geben möchte.

Ganz wichtig ist in diesem Kontext auch, dass man sich immer über den Müll der Anderen erregt, aber selten selber zur Tat schreitet.

Und einige gut gemeinte Ideen zur Reduktion des Mülls zeigen in Teilen der Bevölkerung nicht nur kein Ergebnis sondern den Schwund an Reflektion, dass man Teil einer sozialen Gruppe ist.

Seitdem Hundehalter etwa verpflichtet sind, Hundekotbeutel bei sich zu tragen, ist die Zunahme an Hundekotbeuteln im öffentlichen Raum zu konstatieren, nicht selten ins Gebüsch gehangen.

Das es nicht reicht einen Hundekotbeutel bei sich zu tragen und darin, dass fragliche Produkt zu verstauen sondern es auch ordnungsgemäß entsorgen muss, scheint einigen entgangen zu sein.

Anhand dieses Zustandes der Gesellschaft wird übrigens auch erklärbar warum auf einigen Kaffeebechern ausdrücklich gewarnt wird, dass der Kaffee heiß ist, denn man sich gerade heiß bestellt hat.

Neben Bierdeckeln, Hundekotbeuteln und co gibt es auch den im Grunde genommen begrüßenswerten Trend zu den sogenannten Verschenkeboxen, die allerdings auch Auswüchse annehmen.

Es ist keine gut gemeinte Geste, den Schrott den man in der Wohnung, während des letzten Umzugs gefunden hat, vor die Tür zu stellen.

Warum man etwa Kopfhörer, die nur noch einen Kopfhörer haben zum mitnehmen offeriert, genau wie gesprungenes Geschirr oder Schuhe ohne Sohle will sich nicht recht entschließen. Außer man legt zu Grunde, dass es einfach Achtlosigkeit und Bequemlichkeit sind, die Hand in Hand auf zauberhafte Weise dafür sorgen, dass man selber weniger Müll hat und andere das Problem.

Es handelt sich halt um Menschen und entgegen der oft gehörten Behauptung, dass es sich um intelligente Wesen handle, zeigen sie oftmals mit ihrem Verhalten das Gegenteil dessen an.

In Leipzig etwa haben Menschen in Eigeninitiative und viel Mühe einen Tauschschrank aufgebaut und pflegen ihn auch. Allerdings kommen sie nicht hinterher weil es zu viele Menschen gibt, die tauschen mit verschrotten verwechseln und Unmengen an echten Müll dort abladen. Die Stadtreinigung beziffert den zusätzlichen Aufwand für die Reinigung im Jahr auf 60.000 €.

Aua. Es reicht nicht aus nur eine gute Idee zu haben, man muss auch mit der unfassbaren Sorg- und Reflektionslosigkeit von Menschen rechnen.

Seit nicht wie diese Menschen. Vermüllt den öffentlichen Raum nicht, entsorgt Müll ordnungsgemäß oder produziert erst keinen und helft mit, die Umwelt zu schützen.

Ich will aber nicht nur motzen und mich amüsieren sondern anpacken.

Bald ist ja wieder der sog. Frühjahrsputz, wo man sich einfach beteiligen kann und da ich letzter Woche mit der Stadtreinigung über das Thema gesprochen habe, habe ich mich gleich freiwillig für einen Tag als Praktikant Straßenkehrer gemeldet um diese wichtige Arbeit in der gefährlichsten Straße Deutschlands hautnah kennenzulernen.

Macht keinen Müll und kümmert euch selber um die Entsorgung

Kleine Niederlagen im Umweltschutz – erst der Tourismus, dann der Auwald.


Gestern befasste sich der Leipziger Stadtrat insbesondere auch mit dem Thema Touristischer Entwicklungsplan. Dieser sieht einen Schwerpunkt im Bereich des Wassertourismus und dem Ausbau davon vor.

Die Umweltverbände namentlich vor allen Dingen der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. Kritisieren diese Fokussierung insbesondere weil das Auenentwicklungskonzept und damit der Schutz des Auwaldes noch nicht beschlossen ist.

Deutlich wird dies etwa daran, dass die notwendige Neufassung des Naturschutzgebietes Elster/Pleiße Auwald bislang daran scheitert, dass dort der sogenannte Floßgraben liegt, der die Pleiße im südlichen Auwald mit dem Cospudener See verbindet. Man will den Tourismus vereinfacht gesagt nicht durch zuviel Umweltschutz behindern.

Wir hatten einen Änderungsantrag eingereicht, der die Beschlusspunkte folgend ergänzt:

Alle Maßnahmen, die durch Punkt 1 beschlossen werden, müssen den Umstand eines naturverträglichen Tourismus Rechnung tragen und dürfen nicht zu einer Verschlechterung der Umweltsituation, insbesondere des Ökosystems Leipziger Auwald, führen.

Im Rahmen der nächsten Evaluation des TEP sollen Nachhaltigkeit und Klimawirkungen des Tourismus in Leipzig umfassend betrachtet werden. Daraus abgeleitet soll das TEP bis zum 3. Quartal 2025 grundlegend weiterentwickelt werden, um Leipzig als nachhaltige und klimaneutrale Städtedestination (Markenkern) zu positionieren.

Eigentlich, könnte man meinen, eine Selbstverständlichkeit. Die Verwaltung erklärt sich bereit diese Formulierung zu übernehmen um damit den Gedanken der Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit stärker Rechnung zu tragen.

Alle anderen Fraktionen bis auf die Freibeuter lehnten das ab. Die einzigen die dies begründeten war die SPD Fraktion, die ausführte, dass dies doch ohnehin so sei, dass alle Maßnahmen umweltverträglich sein müssen. Weiterhin fürchtete man, dass dann ggf.einzelne Maßnahmen des Plan erneut diskutiert werden könnten und damit die Umsetzung behindert würde.

Auch die Betonung, dass Leipzig als nachhaltige und klimaneutrale Stadt positioniert wird wollte man nicht.

Anders abgeleitet für alle anderen Fraktionen ist im Einzelfall Tourismus wichtiger als der Schutz des heimischen Auwaldes und nachhaltiger Tourismus.

Dass dies fatale Folgen haben kann und eine Ökonomisierung der Gewässer und Umwelt letztlich diesen Tourismus gefährdet, scheint nicht klar zu sein.

Warum es keine Mehrheit für Selbstverständlichkeiten im Umweltbereich gibt, erschließt sich mir auch bei längeren Nachdenken nicht.

Wie würden Sie entscheiden? Eine Straße durch den Wald.

Am Mittwoch, den 15.03., ist wieder Ratsversammlung in Leipzig. Dabei geht es unter anderem auch um eine Straße, die durch den Leipziger Auwald führt und 2 Stadtteile miteinander verbindet. Diese Straße ist im maßgeblichen Bereich ca 2,5 km lang und sie überquert 4 Brücken, die alle im baufälligen Zustand sind. Auf der Straße verkehren 1 Buslinie und bis zu 22.000 Fahrzeuge am Tag.

Die Brücken müssen saniert werden. Eine Umleitung wäre mehrere Kilometer länger und führt entweder weiter nach Norden und dort durch die Aue 11,5 km oder durch die Innenstadt 7 km. Also entweder knapp 5 km oder 9 km mehr.

Die Straßenverkehrsbehörde argumentiert, dass die Leistungsfähigkeit der Straße erhalten bleiben muss und will daher eine Ersatzbrücke, für die jetzt zu sanierende Brücke ansetzen. Dafür werden 51 Bäume gefällt im Landschaftsschutzgebiet.

Es geht mir nicht in den Kopf warum eine Umleitung, die in ländlichen Regionen normal ist, für Städter nicht zumutbar sein soll. Es geht mir auch nicht in den Kopf, dass wir um die Leistungsfähigkeit einer Straße während einer Baumaßnahmen zu erhalten eine Schneise durch ein Landschaftsschutzgebiet und Vogelschutzgebiet ziehen.

Klar ist, dass sofern es keine Ersatzbrücke in der Größe gibt die Leistungsfähigkeit sinken würde und Rückstaueffekte die Folge wären. Ich halte das für vertretbar. Ich bin allerdings auch kein Autofahrer und nicht auf das Auto angewiesen.

Inzwischen haben sich auch die Umweltverbände zu Wort gemeldet und kritisieren, dass sie nicht beteiligt worden sind. Außerdem wurde nicht eine Straßenbaumaßnahme vorgeschlagen sondern 4 Einzelmaßnahmen was in der Betrachtung der Eingriffe Auswirkungen hat. Hätte man eine Maßnahme mit 4 Bauabschnitten vorgestellt, wäre der dann ungleich größere Eingriff an anderen Voraussetzungen geknüpft. So wirkt es so als wird hier versucht heimlich still und leise Eingriffe zu rechtfertigen, die nicht zu rechtfertigen sind.

Die Umweltverbände empfehlen daher unisono Ablehnung der Vorlage. Bislang hat die Vorlage allerdings alle Ausschüsse problemlos passiert.

Ich kann ihr in dieser Form nicht zustimmen.

Wer nachschauen will : es ist die Gustav Esche Straße in Leipzig.

Sauriersterben – das Ende von Malls und Kaufhäusern.


Gestern hieß es, dass Galeria Kaufhof in Leipzig schließt. Es ist das letzte große Kaufhaus in der Stadt, die einst für ihre modernen Kaufhäuser bekannt war.

Kein Karstadt mehr, kein Kaufhof mehr und auch die Zeit der Malls endet.
Kauf- oder Warenhäuser, entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts waren einst das Versprechen alle Waren des Bedarfs in einem Haus zu bekommen.



Ihre Vorläufer waren überdachte Einkaufspassagen. Warenhäuser boten einst auf mehr als 3000 Quadratmetern Waren an und waren nicht selten prunkvoll.

Später entwickelte sich beginnend aus dieser Idee die Idee der Malls, der Stadt in der Stadt, im Amerika in der Mitte des vorherigen Jahrhunderts. 1970 entstand die erste Mall in Detroit. Die Idee von Shopping und Vergnügen an einem Platz. Malls mit bis zu 300.000 Quadratmetern, nicht selten auf der grünen Wiese.



Und während das Sterben der Malls in den USA bereits in vollem Gange ist, kommt es nun auch in Deutschland mehr und mehr an.

Während etwa der Onlinehandel auch bedingt durch die Pandemie, Jahr für Jahr enorme Wachstumsraten verzeichnet hat der Einzelhandel zunehmend verloren. Allein im letzten Jahr mussten 41.000 Einzelhändler aufgeben.

Ein Trend der sich nicht umkehren lässt.

Und während man das Sterben der Saurier, diesen riesengroßen Kaufhäuser und Malls beweinen kann, tut sich damit für die Stadtentwicklung auch eine neue Möglichkeit auf. Hin zu kleineren, dezentralen Konzepten und Distribution und damit auch zu einer Wiederbelebung der Innenstädte, die mehr und mehr zu Transitorten des Konsums wurden.


Kaufhäuser und Malls sind nicht als Kristallisationspunkte eines gesellschaftlichen Treffens geplant. Die Aufenthaltsbereiche dienen zum Verschnaufen und Verweilen während des Konsums und nicht des Austausch, wie es früher die Agora war. Deswegen sprechen Soziologen wie Marc Auge etwa auch von sog. Nichtorten und Richard Sernett beklagt in seinem Buch den Terror des Individualismus, der die Stadt verarmen lässt und die Gesellschaft auseinandertreibt.

Innenstädte müssen sich also neu erfinden. Neue Möglichkeiten finden jenseits des einzig und allein auf Konsum ausgelegten Vergnügens hin wieder zu Orten gesellschaftlicher Kultur. Denn das zeigt die Krise des Einzelhandels auch, dass spezialisierte Geschäfte mit hoher Kundenbindung überleben können.


Schaffen wir also gemeinsam neue Räume des Treffens, des Lebens und des Austauschs. Neue Ideen für die Stadt von Morgen jenseits eines Lebens, das einzig und allein auf das wirtschaftliche Wachstum und den Konsum des homo consumens ausgelegt ist.

Titelbild: Heinz Hermann: Warenhaus Theodor Althoff Leipzig. Oscar Brandstetter, Leipzig [1914], S. [5] (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Bibliothek, Sign.: I L 623a)