Die Pogrome von Morgen verhindern – Zusammenfassung zur Demo in Leipzig- Grünau, 29.08.2022

Es gab einen Brandanschlag und böse Erinnerungen kehren wieder. Ein Geflüchtetenheim wurde angegriffen und die Ermittlungen laufen, ein politischer Hintergrund liegt nahe.

Es geschah an dem Wochenende als mehr als 5000 Menschen in Rostock Lichtenhagen an das Pogrom am Sonnenblumenhaus 1992 erinnerten.

Grünau war einst eine der größten Großwohnraumsiedlungen der DDR, eine Trabantenstadt gebaut für 80.000 Menschen. Gebaut vor allen Dingen für die Menschen, deren Orte, aufgrund des Braunkohlenbergbaus weichen mussten.

Kurz nach der friedlichen Revolution ein schwieriges Viertel.
Es gab bis Ende der 90er Jahre einen offenen Jugendtreff, in dem organisierte Neonazis dominierten.
Die Geflüchtetenunterkunft wurde bereits 1991 zweimal, auch unter der Zustimmung von Anwohnern, angegriffen.
Als ich Ende der 90er Jahre hinter Grünau wohnte und als junger Grufti immer durchfuhr bin ich mehr als nur einmal gerannt.



Es gibt Kontinuitäten und gerade in Krisenzeiten wächst die Zustimmung zur Abwertung von Minderheiten, der gesellschaftliche Druck braucht Sündenböcke.


Nach dem Brandanschlag wurde durch Leipzig nimmt Platz innerhalb von 1,5 Tagen eine Demo organisiert – in Grünau, dass heute ein anderes Grünau ist als das von damals.
Kleiner, zum Teil edler, Quartiersmanagement arbeitet und es ist keine rechten Hochburg mehr und manchmal trotzdem schwierig.

Zum Teil erfährt die Demo Zustimmung vom Rand, manchmal Ablehnung.
Am Ende sind es vielleicht 1500- 2000 Menschen, die durch Grünau laufen. Ein ehemaliger Pfarrer spricht, der Migrant*innenbeirat, Geflüchtete aus der Unterkunft, politische Akteure und viele mehr.

Ein Satz von ehemaligen Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff hallt besonders nach: „Wo der Hass anfängt, hört das Mensch sein auf“.

Die Menschen, die flüchten, aus Syrien, Afghanistan oder aktuell der Ukraine und anderen Ländern kommen nicht um uns etwas zu nehmen sondern um in Frieden zu leben. Sie nehmen uns nichts weg aber wir können auch von Ihnen lernen.



Ein Apell bleibt am Ende stehen: wir entscheiden mit unserem Verhalten in welcher Gesellschaft wir leben und leben wollen.

Widersteht dem Hass, widersprecht Vorurteilen. Für eine Gesellschaft in der alle Menschen teilhaben können und es keinen Unterschied mehr macht, wo jemand geboren wurde.

Winnetou und der Rassismus – eine Zeitgeistdebatte.



Die ganze Debatte um Winnetou ist ein wenig albern, sehr anstrengend, zeigt aber den Grad der Aufregungsgesellschaft relativ gut an. Eine Zusammenfassung.



Fakten:

Ravensburger entscheidet sich 2 Bücher zu einem Film nicht zu veröffentlichen. Ravensburger ist ein privates Unternehmen. Ob ein Unternehmen etwas anbietet oder nicht, ist eine unternehmerische Entscheidung und sonst nichts.

Es geht auch nicht um Bücher von Karl May sondern um ein Spin Off.



Rassismus ja oder nein?

Da die Bücher bislang nicht veröffentlicht wurden, dürfte es auch schwer fallen, sauber zu begründen ob und inwieweit sie rassistisch geprägt sind. Da wird viel durcheinander gebracht.

Ersatzweise wird dann auf Karl May zurückgegriffen, der aber die Bücher um die es geht nicht geschrieben hat.

Bei der Beurteilung ob die Schriften von Karl May übrigens rassistisch sind oder nicht, spielt es keine Rolle ob es gute oder schlechte Bücher sind ob man sie gerne gelesen hat oder nicht. Das bringen auch einige Politiker*innen leider durcheinander.

Die Bücher sind vor allen Dingen ahistorisch. Es sind faktisch Märchen, die mit der Wirklichkeit nicht sehr viel zu tun haben.
Und ja in einer strengen Beurteilung spiegeln sie den klassischen Kolonialgeist dieser Zeit wieder.

„Winnetou“ wird dargestellt als der „edle Wilde“, nur deswegen ist er in der Lage sich mit Old Shatterhand anzufreunden. Old Shatterhand ist Landvermesser. Es geht um die Erschließung des Westens für die Eisenbahn und damit auch um die Zurückdrängung der „Native Americans“, was in den Büchern nicht reflektiert wird.

Nebenbei ist Old Shatterhand eine Art Superman, spricht alle Sprachen kann alles und kann sich sogar täuschend echt als „Indianer“ verkleiden, so dass er auch darin den echten „Indianern“ überlegen ist. Auch dies ist klassisch kolonialer Zeitgeist.

Im Orientzyklus von Karl May wird zudem eine tiefe Abwertung gegenüber den Armeniern deutlich, beschrieben als die „Juden des Orients“. Dass Deutschland Mitwisser und Mittäter des Völkermordes an den Armeniern war, wird gern übersehen.

Die Bücher von Karl May sind kolonialistisch und rassistisch geprägt. Auf wissenschaftlicher Grundlage muss man darüber nicht diskutieren. Es ist albern.



Die Debatte.

Die Debatte ist allerdings auch nicht von der Frage geprägt ob die Bücher ggf. problematische Stereotype verbreiten oder nicht, sondern ob man sie noch lesen darf oder nicht.
Das war aber eigentlich gar nicht die Frage.


Eine Reihe von Politiker*innen (Gabriel, Prien, der FDP Typ aus Thüringen, der sich von mal mit Stimmen der AfD wählen ließ) bekunden dann eilfertig, dass sie die Bücher gerne lesen oder gelesen haben und sich das auch nicht verbieten lassen.

Die Botschaft ist, dass man sich gegen den „woken“ Zeitgeist und die „Cancel Culture“ auflehnen muss.

Nicht jede Kritik an einem Werk, jede neue Einordnung eines Werks ist deswegen Ausdruck einer „CancelCulture“. Aber die Behauptung eine neue Bewertung eines Werkes unter den Kenntnissen, die wir jetzt haben, sei Ausdruck einer „CancelCulture“ delegitimiert Kritik. Es wird zu einem Totschlagargument.

Im rechtlichen Sinne wird man ein Gewisses Maß an „Stand halten“ fordern dürfen. Meines Erachtens hat bislang auch niemand gefordert die Bücher von Karl May zu verbieten oder nicht mehr zu drucken.

Es wird aber bei einigen so getan als wäre es das. Eine Art konservative Revolte gegen einen Zeitgeist, der sich mit Rassismus und Kolonialismus kritisch auseinandersetzt.

Die Auseinandersetzung mit Geschichte ist aber nicht monolithisch sondern dynamisch.

Das Karl- May und viele andere in dieser Zeit rassistische Stereotype oder Antisemitismus verbreitet haben, entbindet uns doch als Gesellschaft nicht sich kritisch damit auseinanderzusetzen.

Die Feststellung, dass es eben damals so war und man dies an den Maßstäben der damaligen Zeit beurteilen muss, ist doch noch keine Antwort auf die Frage, wie wir inzwischen damit umgehen.

Es geht auch darum sich mit Geschichte auseinanderzusetzen, zu verstehen um eben auch nachzuvollziehen, wie Dinge geschehen konnten und was wir jetzt daraus lernen können, damit es eben nicht mehr geschieht.

Das ist die Metaebene der Diskussion, auf die sich aber die meisten freilich gar nicht einlassen.

Besser gesagt es wird keine Diskussion geführt, sondern sinnigerweise wird auf einmal darüber diskutiert, ob man Karl May gut findet oder nicht, was albern ist und gar nicht die Frage war.

Ja, auch ich habe früher Karl- May gerne gelesen, als den großen Kampf von „Gut“ gegen „Böse“ und mich dann etwas intensiver mit den „Native Americans“ auseinandergesetzt.

Held meiner Jugend war übrigens nicht Winnetou sondern die reale Figur „Sitting Bull“ Stammeshäuptling und Medizinmann der Hunkpapa-Lakota-Sioux, die jahrelang Widerstand gegen die „weißen Eroberer“ leisteten und General Custer in der Schlacht am „Little Bighorn“ eine vernichtende Niederlage zufügten.

Im Ergebnis sollte man diesen geschichtlichen Hintergrund nicht vergessen: Europäer traten in Amerika als Kolonialmacht auf, versklavten, verdrängten, enteigneten die Ureinwohner, töteten sie zu Tausenden und verdrängten sie in Reservate.

Wer über den „begnadeten Lügner Karl May“ spricht, sollte über den Völkermord nicht schweigen.

Aber natürlich kann man das alles ausblenden, trotzig rufen Widerstand und sich dabei ablichten lassen, dass man ganz „widerständig“ die Bücher trotzdem liest aber dann ist man halt eventuell ein bisschen am Thema vorbei und macht deutlich, dass es eben nicht um das eigentliche Thema geht sondern um einen herbeihalluzinierten Kulturkampf.

Die Sache mit Nordstream 2.


Aktuell wird ja gern behauptet, dass mit der Öffnung von Nordstream 2 alle Probleme behoben werden und wir weiterhin billiges Gas hätten. Bei Licht betrachtet ist dies aber Unsinn.

Nordstream 1 ist bislang nicht ausgelastet. Laut Angaben des Herstellers Energy sind 8 Turbinen verbaut. Nach Angaben von Putin allerdings nur 5 und nach dessen Angaben seien auch 3 in Reparatur.

Selbst wenn dies so sein sollte müsste allerdings dann bei noch 2 funktionierenden Turbinen immer noch 40 Prozent der Gasmenge vorhanden seien.

Da dies nicht der Fall ist macht relativ klar deutlich, dass es sich nicht um technische Probleme sondern um eine politische Entscheidung geht.

Weiterhin gibt es bestehende Verträge, die eine bestimmte Menge an Gas vertraglich zusichern. Der Rest wurde frei gehandelt. Diese Menge ist weggefallen, was sich negativ auf die Energielieferanten auswirkt, die mit ihren Endkunden bestimmte Liefermengen vereinbart hatten und nun entweder Strafen zahlen müssen, wenn sie es nicht können bzw. zu deutlich teureren Preisen Gas einkaufen müssen.

Die Gaspreisumlage führt also auch dazu, dass die Firmenpolitik der Energiekonzerne, die auf billiges Gas gewettet haben, gerettet wird und dabei auch Energiekonzerne profitieren, die gar keine Verluste haben.

Legt man dies wiederum zugrunde erschließt sich nicht warum Nordstream 2 dann eine Lösung sein sollte außer wenn man dem Spiel von Putin auf den Leim gehen will.

Woher die Annahme kommt, dass Nordstream 2 dann voll ausgelastet werden soll, erschließt sich nicht.

Zudem ist bei Nordstream 2 zu berücksichtigen, dass es nach den europäischen Regelungen, drittes Energiepaket, die Preise am Spotmarkt gehandelt werden, dass heißt höher sind als bei langfristigen vertraglichen Verpflichtungen und außerdem die Leitung nicht zu 100 % durch den Inhaber des Energiemittels ausgelastet sein dürfen.

Die Drosselung der Gaslieferungen unter anderem in Deutschland ist damit auch ein Mittel der umgekehrten Sanktion. Russland drosselt die Gaszufuhr und verbrennt lieber Gas und schwächt die eigene Wirtschaft um Deutschland innenpolitisch zu destabilisieren.

Auch hier wird einmal mehr deutlich, dass Deutschland bereits in der Vergangenheit gut beraten gewesen wäre seine Energielieferung stärker zu diversifizieren, dass heißt unabhängiger von einzelnen Ländern zu machen, um eben nicht erpressbar zu sein.

In der Debatte um Nordstream 2 müsste man die oben genannten Punkte alle mit einbeziehen. Aber natürlich kann man all die Fakten ausblenden und sagen, dass Deutschland alle Sanktionen gegen Russland einstellen soll und die Ukraine fallen lässt.

Damit würde sich Deutschland weiterhin abhängig von einem autokratisch geführten Russland machen.

Warum das eine gute Idee sein soll, unabhängig davon, dass man sich Großmachtansprüchen eines Landes beugt, erschließt sich nicht.

GlobaLe, wie ein globalisierungskritisches Filmfestival Putin Propaganda verbreitet.

Am 18.08. wurde in Leipzig auf einem globalisierungskritischen Filmfest der Film „Ukraine on Fire“ von Oliver Stone gezeigt. Dieser Film darf mit gutem Gewissen als das ideologisierte Weltbild von Putin bezeichnet werden.

Neben den Film hatten die Macher 2 besondere Gäste eingeladen: Zum einen Iwana Steinigk vom Verein „Zukunft Donbass“ und zum anderen Reiner Braun, der jedoch abgesagt hatte.

Steinigk gibt regelmäßig Sendern am Verschwörungsrand Interviews und wird aufgrund ihrer Haltung von den Freien Sachsen hofiert. Zu ihrem Freundeskreis gehören AfD Politiker, sowie etliche Unterstützter des russischen Angriffskrieges.

Deutlich ist, dass es also nicht um eine kritische Diskussion des Filmes ging sondern um die affirmative Verstärkung der Behauptung, dass faktisch die Nato für den Krieg verantwortlich ist.

Einer der Macher des Filmfests alias Mike Nagler hatte dazu bereits vorab in seinen Blog formuliert, dass Russland alle diplomatischen Mittel ausgeschöpft hätte und quasi von der Ukraine zum Krieg „genötigt“ wurde. Es sei zudem mehr als verständlich, dass Russland jetzt Frieden schaffen wolle.

Eine sehr einseitige Parteinahme, verbunden mit der Übernahme russischer Propaganda und damit auch der Rechtfertigung von Kriegsverbrechen.

Problematisch wird dies dadurch, dass das seit Jahren bestehende Filmfest auch durch die Stadt Leipzig gefördert wird und auch eine Reihe anderer Institutionen Partner sind.

Die Stadt hat sich gestern davon distanziert. Deutlich wurde aber auch, dass es offenbar weder ein Kuratorium, noch eine Abstimmung über das Programm gibt.

Und ja eine Demokratie hält das aus. Sie muss aber nicht aushalten, dass russische Propaganda auch noch öffentlich gefördert wird.

Gestern kam es dann auch zu Rangeleien und Auseinandersetzungen am Rande des Films. Der Veranstalter hat es trotz Kritik und Diskussion bislang nicht für nötig gehalten dazu Stellung zu nehmen.

Weiteres dazu hat die Leipziger Internet Zeitung notiert: https://www.l-iz.de/kultur/film-tv/2022/08/gerangel-und-beleidigungen-das-thema-ukraine-eskaliert-bei-der-globale-video-466545

„Wir haben den Planeten unumkehrbar verseucht“, Prof. Dr. Cousins, Universität Stockholm.



Hintergrund ist eine aktuelle Studie, die festgestellt hat, dass es faktisch keinen Ort mehr auf der Welt ist, an dem das Regenwasser noch Trinkwasserqualität hat. Selbst in der Arktis wurde sogenannte ewige Chemikalien, kurz PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen ), festgestellt.

Diese wiederum werden als langlebige organische Schadstoffe eingestuft, die in der Natur kaum abbaubar sind.
Sie stehen im Verdacht die Schilddrüsenhormone zu beeinflussen und dadurch zu neurologischen Entwicklungsstörungen beizutragen.

Nachdem wir die Ozeane und Flüsse mit Mikroplastik geflutet , dass Regenwasser verseuchten, das Klima verändert haben und die Wälder gerodet wurden und in der Folge Extremwettereignisse zunehmen und immer mehr Orte auf dieser Erde unwirtlich werden, ist mein Glaube daran, dass die Menschheit, die sich immer noch dem Diktat der Ökonomie unterordnet und Kriege führt, diese Herausforderung bewältigen kann gering.

Macht euch noch 20 gute Jahre. Das war es dann. Oder wir fangen endlich an, alles grundlegend zu ändern.

Für einen offenen Umgang miteinander in Zeiten der Krisen

Es sind unruhige Zeiten. Die multiplen Krisen, die sich inzwischen auch ganz unmittelbar auswirken, setzen den Menschen unter Stress.

Dieser Stress führt zu einer erhöhten Anspannung was sich wiederum auf das gesellschaftliche Miteinander auswirkt. In dieser Situation werden Menschen anfälliger für Populismus, für Schuldzuweisungen und die Zustimmung zu autoritären Einstellungsmustern wächst.

Die Krisen sind aber nicht monokausal sondern miteinander verknüpft und daher nicht durch einfachste Antworten zu lösen. Dazu kommt das es Situationen gibt, die sich vielleicht sogar gänzlich einer Antwort oder Lösung entziehen und mit denen wir trotzdem auskommen müssen, was aber wiederum den Stress erhöht. Der Mensch kommt nicht gut mit Unsicherheit aus.

Diese Situation wird zunehmen, wenn sich zusätzlich zu den steigenden Preisen weitere Probleme einstellen, die sich unmittelbar für jeden Menschen auswirken.

Dies wiederum wird sich auf den Umgangston auswirken. Bereits jetzt ist feststellbar, dass Meinungen zunehmend in Absolutheit vorgetragen werden.

Meinungen und persönliche Wahrnehmungen werden zu feststehenden Tatsachen erhoben, was sich wiederum auf die Wahrnehmung einer Situation auswirkt und dazu führt, dass sich der eigenen Horizont verengen mag. Geteilt wird, was als Zustimmung zur eigenen Position empfunden wird. Der gesellschaftlich notwendige Streit, im demokratischen Rahmen, verarmt- die Gesellschaft zerfällt zusehends in Gruppen.

Je nach dem wer etwas sagt und wie unsere Einstellung zur Person ist, werden wir auch das Gesagte unterschiedlich aufnehmen. Harte Kritik von einer Freund*in wird dennoch eher als konstruktiv verstanden, als die gleiche Kritik, die von einem Menschen kommt dem wir ablehnend gegenüberstehen.

Die Situation der zusätzlichen gesellschaftlichen Spannungen führt auch zu Emotionen – negativen Emotionen. Die Wut nimmt zu.

Es ist gänzlich leicht, wegen der ansteigenden Gaspreise, mit der die Bürger Energiekonzerne retten, wütend zu sein. Schuld ist dann die Bundesregierung und zwar die aktuelle, weil Zusammenhänge ausgeklammert werden, und die einfachste aller Lösungen wäre die Öffnung von Nordstream 2.

Komplexen Problem, einfache (Schein)-lösung, plus Schuldzuweisung und Wut macht Menschen für das agitieren von Gegnern der Demokratie, die auch eine Zumutung ist, empfänglich.

Der gesellschaftliche Streit, der Austausch über Lager hinweg ist aber in der Demokratie notwendig, zwingend. Dazu gehört auch die Bereitschaft auch die eigene Meinung in Frage zu stellen, zu reflektieren und Fehler einzugestehen. Das eingestehen von Fehlern ist dabei keine Schwäche sondern ein Zeichen von Größe. Nur der wahrhaft aufgeklärte Mensch, der eigenes Handeln reflektiert, wird in der Lage sein eigene Fehler öffentlich einzuräumen.

Umso wichtiger wird es daher, den eigenen negativen Emotionen zu widerstehen und sich schon gar nicht dem Hass hinzugeben. Ein Hass, der immer nur zerstören kann.

Ich mag mitunter provokant sein aber der Austausch ist mir wichtig weil ich immer wieder neu dazulernen kann und verstehen will. Fehler ärgern mich selbst am allermeisten und ich schätze auch die Hinweise, die ich in den sozialen Netzwerken erhalte.

Die Demokratie braucht das gemeinsame, wie das Trennende. Den Streit, wie das Verbindende. Lasst uns streiten, ohne persönlich zu werden, lasst uns gerade in Zeiten der Unruhe, immer auch das Verbindende und Gemeinsame im Auge behalten.

Wir entscheiden in welcher Gesellschaft wir leben wollen und zwar ganz praktisch auch mit unserem eigenen Handeln, Worten, Auftreten.

Mehr Miteinander und weniger Gegeneinander, gerade jetzt.

Zusammenhalt statt Populismus, warum die Idee der Montagsdemos schwierig ist.

In einer Zeit, in der, ausgelöst durch sich überlappende Krisen, die Zentrifugalkräfte der Gesellschaft zunehmen ist es umso wichtiger an den Zusammenhalt zu appellieren.

Stärker noch als die Änderung der klimatischen Bedingungen, die von vielen nur als Hintergrundrauschen wahrgenommen wird, ohne sie in den Kontext einer sich immer stärker abzeichnenden Katastrophe zu setzen, beeinflussen Preise unser Leben.

Die Verteuerung der Lebenserhaltungskosten wirkt sich sofort und bei jedem unmittelbar aus. Und wie immer verteilen sich die Lasten der Krisen ungleich. Zuerst sind die Betroffen, die ohnehin schon wenig haben. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass die Preise bereits vor Beginn des Krieges deutlich anstiegen, was wiederum mit den Folgen der Coronapandemie einerseits und andererseits mit dem Klimawandel zu tun hat.

Vor diesem Hintergrund wirkt die Gaspreisumlage, die alle gleichermaßen bezahlen sozial ungerecht.

Wer eine kleine gut gedämmte Wohnung hat, wird davon weniger betroffen sein, als jemand dessen Wohnung schlecht gedämmt ist. Allerdings sind nicht vollständig sanierte Wohnungen, bei den Angebotsmieten günstiger. Menschen mit ausreichenden Einkommen könne sich eine schön grün gelegene Wohnung, gut gedämmt, ggf. mit eigener PV Anlage und Klimaanlage eher leisten, als Menschen, die an der Armutsgrenze leben.
Deswegen braucht es dringend eine zusätzliche Entlastung insbesondere von Menschen, die unter oder an der Armutsschwelle leben.

Nun könnte man statt der Gaspreisumlage die Verluste der Gaspreisimporteure dadurch versuchen auszugleichen, indem man etwa die Konzerne, die überproportional von der Krisen profitieren stärker zur Kasse bietet. Eine Übergewinnsteuer, wie sie viele europäische Länder bereits haben.

Allein scheitert sie am hartnäckigen Widerstand der FDP. Ebenso wie der Umstand, dass das Dienstwagenprivileg abgeschafft werden könnte um beispielsweise dauerhaft die Kosten im ÖPNV/ SPNV bezahlbar zu halten.

In dieser Situation kommen einige auf die Idee einfache Antworten zu geben, etwa indem man die Aussöhnung mit Russland fordert oder Nordstream2 öffnen will.

Vergessen wird dabei schnell, dass Russland kein demokratischer Staat ist, der einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg begonnen hat. Auch Nordstream 1 ist nicht ausgelastet. Die Frage warum Putin, der Deutschland versucht mit Nordstream 2 zu erpressen, dann mehr Gas schicken sollte, stellt sich und wird regelmäßig nicht beantwortet.

In den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten hat sich Deutschland gerade im Energiemarkt zu stark an Russland gebunden. Der Leitsatz war Wandel durch Handel und darf als gescheitert angesehen werden, wie die Geschichte zeigt. Schon vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll sich wirtschaftlich nicht zu stark an ein einziges Land zu binden. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich warum der Ausbau der Erneuerbaren Energien auch jenseits von der Frage des Klimaschutzes notwendig ist: um sich unabhängiger von autoritären Staaten zu machen.

All diese Notwendigkeiten und komplexen Fragen werden aber gern ausgeblendet in der Suche nach einfachen Antworten und der politischen Hoffnung aus Protest politisches Kapital zu schlagen.

So wird man auch den Vorschlag verstehen dürfen an die Montagsproteste anzuknüpfen und diese umzudeuten. Wer aber das populistische Feuer entfacht, weckt auch nationalistische Ressentiments, die man im Zweifel nicht kontrollieren kann.

Es geht nicht um Schuldfragen, es geht um Lösungen und ganz nebenbei auch um das Problem, dass uns die Gesellschaft in Zeiten der multidimensionalen Krisen nicht um die Ohren fliegt.

Dazu müsste man sich aber intellektuell mehr bemüßigen als einfach nur zum Protest aufzurufen und dabei auch jene Kräfte zu wecken, denen es nicht um Gesellschaft und Demokratie, um das Miteinander geht, sondern um die Überwindung der Gesellschaft im Sinne einer nationalen Wiedergeburt.

Wann immer es brennt. – Waldbrände, Totholz und Co

Bedingt durch die Trockenheit hat auch das Risiko für Waldbrände zugenommen und zeigt sich auch entsprechend in Brandereignissen in Europa.

Es wird nach den Brandquellen gesucht und von einigen Politikern, so etwa vom sächsischen Ministerpräsidenten eine Diskussion über Totholz angefeuert.

Zum einen lohnt ein Blick auf die Brandressilienz von Wäldern. Was an vielen Stellen brennt ist nicht der Wald sondern sind Forste, dass heißt durch Menschen geschaffene Gebiete mit einer Dominanz an schnell wachsenden Nadelbäumen.

Diese wurden angelegt um durch die schnell wachsenden Hölzer Baustoffe zur Verfügung zu haben. Dass diese Forste besonders anfällig für Schadereignisse sind ist seit längerer Zeit bekannt.

Mischwälder, sind deutlich widerstandsfähiger auch gegenüber Schadereignissen und zwar insbesondere dann wenn Bäume geschlossen stehen.

Nunmehr wird auch eine Totholz Diskussion geführt. Der erste der diese Diskussion anstieß war übrigens der ehemalige Präsident der USA Donald Trump, der damit meinte Waldbrände erklären zu können und nur einmal mehr seine Unwissenheit zum besten gab.

Unter dem Eindruck der Brände will nun auch der sächsische Ministerpräsident „Ideologiefrei“ über Totholz diskutieren.

Richtig ist, dass Totholz die Brandlast im Wald unter bestimmten Voraussetzungen erhöhen kann. Aus diesem Grund gibt es durchaus Feuerwehrleute, die eine stärkere Beseitigung der Brandlast anmahnen.

Richtig ist allerdings auch das Totholz für den Wald und insbesondere für Insekten ungeheuer wichtig ist. In einem gemischten Wald dämmt zudem, die auf dem Waldboden aufliegende Auflage von verschiedenen Hölzern und zum Teil Laub, auch Brandereignisse.

Die Idee Totholz zu beseitigen um damit die Brandgefahr zu verringern zeugt vor diesem Hintergrund vor allen Dingen von Ahnungslosigkeit.

Trotzdem ist es wichtig vor dem Hintergrund von weiterhin zunehmenden Temperaturen, damit einhergehender größerer Verdunstung und damit Zunahme von Trockenheit, die Brände begünstigt, sich stärker mit dem Thema auseinanderzusetzen und Vorsorge zu treffen.

Das bedeutet allerdings auch, dass es keine Monokulturen mehr geben darf. Dies wiederum führt zu einem Folgeproblem. Nachwachsende Rohstoffe wie Holz sind beim Bau von Häusern zu bevorzugen, da der CO2 Fußabdruck günstiger ist und sie darüber hinaus hinsichtlich Dämmung bessere Eigenschaften aufweisen.

Weniger Forst, weniger Monokulturen, ressilierentere Waldkulturen wird daher auch zu einer weiteren Preissteigerung führen.

Auch hier zeigt sich das unbegrenztes Wachstum eine Illusion ist. Viel stärker müsste es auch um die Wideraufbereitung von bereits verbauten Holz gehen.

Auch und gerade bei den Bränden zeigt sich: Was brennt ist nicht der Wald sondern unsere Art zu leben.

Zusammen bleiben in schwierigen Zeiten und der Sehnsucht nach allzu einfachen Antworten widerstehen

Ich mache mir Sorgen. Nicht um mich sondern um das was kommt. In Zeiten der multiplen Krisen, die sich überlappen, nehmen die Zentrifugalkräfte der Gesellschaft zu, steigt die Zustimmung zu autoritären Einstellungen und einfachen Erklärungsmustern und die Sehnsucht nach Sündenböcken nimmt zu.


Klimakrise und Dürre, Massensterben der Arten, Krieg und Inflation. Beunruhigende Zeiten.
Ein heißes Herz und ein kühler Kopf für die kommenden Herausforderungen.
Widersprechen wenn Diskriminierungen laut werden und falsche Propheten mit einfachen Erklärungsmustern Profit schlagen wollen.
Für einander einstehen, gerade dann wenn die Sorgen zu nehmen und den Hetzern und Hassern zu widersprechen.


Der Herbst kann heiß und kalt zugleich werden. Lassen wir nicht zu, das das gesellschaftliche Klima noch kälter wird. Der Mensch ist ein soziales Wesen und die Gesellschaft basiert auf einem Miteinander und auf Gesprächen über Meinungen hinweg. Gerade jetzt. Und deswegen um so deutlicher und lauter denen widersprechen, die mit einfachen Erklärungen und Verschwörungswahn diese Gesellschaft zu spalten versuchen und Hass verbreiten.

Gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft und dem Wunsch nach allzu einfachen Antworten widerstehen.


In solidarity we trust

Bestandsaufnahme: Trockenheit, Verdunstung, Anthropozän – kurz Katastrophe

Bestandsaufnahme:

Wir erleben gerade in Europa eine historische Trockenheit. Selbst wenn wieder mehr Regen fallen sollte, wird sich das nicht so leicht ausgleichen lassen, da etwa im Po Delta in Italien Meerwasser in das Delta geflossen ist, dass wiederum zu einer Versalzung der Böden führt was Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat.

In Frankreich muss die Leistung der AKWS gedrosselt werden, da Kühlwasser fehlt, was bei AKWs, die keinen geschlossenen Kühlkreislauf haben, zu erheblichen Problemen führen kann. Auch bei AKWs, die einen geschlossenen Kühlkreislauf haben, muss die Leistung bei großer Hitze gedrosselt werden, sofern keine zusätzliche Kühlung erfolgt.

Das Problem sind dabei nicht nur die ausbleibenden Niederschläge sondern, wie bereits mehrfach diskutiert, die stärkere Verdunstung aufgrund der Temperaturzunahme. Bedeutet, dass selbst wenn der Niederschlag entlang der durchschnittlichen Menge der vergangenen Jahre fallen sollte, dass Problem der höheren Verdunstung immer noch besteht.

Das Problem der höheren Verdunstung wird dabei vor allen Dingen auch bei Tagebauseen deutlich. Diese nicht natürlichen Seen werden zur Sanierung der Tagebaurestlöcher angelegt, da man sich einen touristischen Mehrwert verspricht einerseits und die Befüllung mit Wasser kostengünstiger ist als eine komplette Renaturierung, die aber ökologisch sinnvoller wäre. Der hydrostatische Druck des Wasser stabilisiert dabei auch die Uferbereiche und Böschungen.

Große Wasserflächen führen allerdings auch zu einer Zunahme der Verdunstung, was Auswirkungen auf das Mikroklima hat und dazu führt, dass bei erheblicher Trockenheit, die zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führen, die Seen künstlich befüllt werden müssen um sie zu stabilisieren.

Dazu wird im Regelfall Flußwasser genommen, was wiederum an anderer Stelle fehlt und auch nicht unendlich vorhanden ist. Es fehlt zum Beispiel den Wäldern.

Der Mensch hat im Vertrauen auf die Unendlichkeit vorhandener Ressourcen und der Vorstellung eines dauerhaften Wirtschaftswachstums die ökologischen Bedingungen so tiefgreifend verändert, dass wir vom Zeitalter des Anthropozäns sprechen.

Allerdings ist nicht ersichtlich, dass die Problemstellung in der wir uns befinden in Gesellschaft und Politik angekommen ist.

Im konkreten Fall wird es dazu führen, dass wir zeitnah irgendwann auch Seen in Leipzig sperren müssen, da aufgrund eines niedrigen Wasserstandes die Uferbereiche gefährdet sein könnten.

Weiterhin ist zu konstatieren, dass wir uns derzeit stabil auf eine Erhöhung der Temperatur aufgrund des Klimawandels von 2,5 bis 3,5 Grad zu bewegen, was extreme Folgen hat.

Vor diesem Hintergrund wirken die Diskussionen über Spritpreise, Tourismus, oder Parkplätze wie sie zum Teil geführt werden, wie vorsintflutliche Realitätsverweigerung.

Wir zerstören unsere Lebensgrundlage in atemberaubender Geschwindigkeit und es ist nicht erkennbar, dass dieser Umstand einstweilen zumindest als Fakt akzeptiert wird.

Der Mensch ist die Spezies, die am Ende sich selbst zerstören wird weil der Mensch in gnadenloser Arroganz gegenüber der Natur glaub Gott zu sein.