In Leipzig wird die Idee des Superblocks diskutiert und wie das so ist im Verkehrsbereich, endet das in einer offenen Konfrontation.
Die Idee ist eigentlich simpel: der Autoverkehr soll auf die Hauptverkehrsachse gelenkt werden und dazu sollen in den kleineren Parallelstraßen und im Kreuzungsbereich Diagonalsperren eingesetzt und in anderen Bereichen Sitzmöglichkeiten geschaffen werden.
Ergebnis wäre das der Durchfahrtsverkehr in den Seitenstraßen deutlich minimiert wird und die Straßen damit mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Aber das Auto ist stark in der Gesellschaft.
Überall wo es um Veränderungen geht, regen sich die Widerstandskräfte und im emotionalen Verkehrsbereich um so mehr. Es ist ein Triggerthema, das deswegen insbesondere in Wahlkampfzeiten funktioniert. Auf einmal drehen CDU Landtagsabgeordnete, die man 4 Jahre lang nicht gesehen hat, Videos und wilde Petitionen werden gestartet und vor Chaos wird gewarnt. Chaos herrscht nach der Meinung einiger immer dann, wenn Parkplätze verschwinden, Fahrradspuren angelegt werden oder Straßen nicht nur Transitraum für KfZ sind.
Parkplätze, die wegfallen um mehr Raum für Menschen zu schaffen oder Bushaltestellen anzulegen sind für die einen schon die Vorstufe zur Diktatur.
Jahrelang wurde den Menschen eingeredet, dass Auto fahren Freiheit bedeutet, dass Autos ein Statussymbol sind und die Städte und Gemeinden so geplant, dass möglichst viel Platz für Autos herrscht.
Ein Irrweg, wie sich immer mehr zeigt: viele Unfälle, viel Stress, viel Dreck und Straßen mit geringer Aufenthaltsqualität und zu wenig Platz für die Blechhaufen.
Eine Stadtplanung, die allerdings jahrelang auf das Auto ausgerichtet war, lässt sich nicht so schnell ändern. Und niemand lässt sich gern vorschreiben, wie man sich bewegen soll und viele verstehen nicht, dass auf ein Verkehrsmittel angewiesen zu sein eben keine Freiheit ist.
Und während CDU und AfD sich als Verteidiger des Autos gerieren, heben Teile der Linken darauf ab, die vornehmlichen Interessen des kleinen Mannes zu schützen, der gar nicht anders kann. Wenn man immer nur im Auto sitzt, erscheint eben alles unmöglich.
Und wie immer sind die Gegner, die Autofans lauter als diejenigen, die danke sagen, weil ihre Straße ruhiger wird, weil sie ihre Kinder unbesorgt auf den Schulweg schicken können.
Wenig überraschend spielt nämlich die Sicherheit des Verkehrsraums für Kinder nur selten eine Rolle. Lieber verteidigt man Parkplätze, panzerähnliche SUVs und Co, gegen die Unbillen der Zeit.
Das Auto erfüllt seinen Zweck eben auch in der Abgrenzung zu anderen, in der eigenen Trutzburg, die den Menschen von seiner Umgebung trennt und abschottet.
Manchmal muss man auch den Mut haben, jenseits des eigenen Vorteils zu denken und Veränderungen mit Mut statt mit Abwehr zu begegnen. Es geht schließlich darum die Städte für alle Menschen zukunftsfähiger zu gestalten, Unfälle und Dreck zu reduzieren und Straßen wieder zu einem Ort des Treffens zu machen und nicht nur als Transitraum.
Aber dann heißt es eben auch, dass man seine eigene Fixiertheit auf das Auto hinterfragen muss.