Umweltschutz in der wachsenden Stadt – Leipzig

Umweltschutz in der wachsenden Stadt oder die nahende Katastrophe.

Leipzig ist eine wachsende Stadt. Diese Erkenntnis ist banal. Wie steht es eigentlich um den Umwelt- und Naturschutz.

Fakt ist, dass Leipzig in den letzten Jahren nur im Bereich Straßen- und Parkbäume einen negativen Saldo von mehreren hundert Bäumen pro Jahr hat. Die angedachten 1000 neuen Straßenbäume pro Jahr sind bislang nicht ansatzweise (2021, 650) erreicht wurden. Zum Vergleich die Angaben der Stadt:


Mit dem Verlust von Waldbäumen und Rodungen von Grünflächen haben wir pro Jahr ein Verlust mehrerer tausend Bäume. Pro Jahr!

Flächen für Park- und Grünflächen gibt es kaum, Flächen für die Waldmehrung erst Recht nicht, wobei der Anteil an Waldflächen in Leipzig mit 6,5 % deutlich unterdurchschnittlich ist. Der Auwald kann darüber nicht hinwegtäuschen.

Mehr als 10 Prozent der beantragten Baumfällungen können durch die Stadtverwaltung, aufgrund mangelnden Personals nicht (!) geprüft werden und werden als sogenannte Fiktionsbescheinigung genehmigt.



Auch Ausgleichsmaßnahmen werden nicht in vollem Umfang kontrolliert.

Eine Idee wie der Verlust an Grünflächen in Leipzig ausgeglichen werden kann besteht nicht.

Es ist nachvollziehbar, dass man mehrere Nutzungsinteressen in Ausgleich bringen muss aber Bäume und Grünflächen sind Grundlagen der Biodiviersität, die auch für unser Leben Voraussetzung sind, spenden Schatten und kühlen, was im Prozess der klimatischen Erwärmung um so wichtiger wird.

Wir steuern sehenden Auges auf das nächste Problem zu.

Zwischen Krieg und Spritpreisbremse

Und während das morden weitergeht und Menschen sterben, eine Kinderklinik sogar beschossen und unvorstellbares Leid die Menschen trifft, wird in Deutschland schon wieder über Spritpreise gestritten.

In einer global vernetzten Welt hat ein Krieg folgen. So einfach ist das. Und die Sanktionen, gezogen um das morden zu beenden, haben auch Auswirkungen auf uns.

Und die Sanktionen, die man noch ziehen könnte, wie ein Importverbot von russischen Gas wird man nicht ziehen, weil es zwar vielleicht den Krieg schneller beenden könnte, weil die Wirtschaft in Russland kollabiert aber die Auswirkungen auf uns so groß sein könnten, dass sie auch hier zu sozialen Verwerfungen führen würden. Ganze Lieferketten würden stoppen, die Arbeitslosigkeit würde deutlich steigen, die Inflation zunehmen.

Was ist schon ein Menschenleben im Angesicht der Rohstoffpreise? Sind Menschenleben verhandelbar und ich ertappe mich dabei wie unfassbar zynisch ich geworden bin, dass ich mir solche Fragen stelle.

Vergessen wir für einen Moment den Krieg. Lassen uns ein auf die Debatte über die Rohstoffpreise.

Die Treibstoffkosten sind so hoch wie noch nie und es ist zynisch zu schreiben, dass die Leute doch laufen oder Fahrrad fahren sollen, weil meine Position, aus der ich das schreibe privilegiert ist. Großstadt, kurze Wege, flaches Land.

Es gibt Menschen, die sind auf ein Auto angewiesen und natürlich muss man bezweifeln, dass alle die jetzt klagen wirklich ein Auto brauchen. Aber es gibt Menschen, die brauchen das Auto zum pendeln. Und das auch deswegen weil es zwar überall Straßen gibt aber nicht überall ÖPNV. Und wenn ich schreibe nicht überall, dann meine ich an vielen Stellen gar nicht.

Und auf einmal wird eine Spritpreisbremse diskutiert und absurderweise auch von denen gefordert, die eben noch eine Mietpreisbremse für einen unzulässigen Eingriff in den freien Markt oder gleich die Einführung des Sozialismus hielten.

Die Debatte über Spritpreise führt ins nirgendwo. Das Problem ist nicht der Sprit oder die Preise. Das Problem ist, dass es Menschen gibt, die in prekären Umständen leben, wo das Geld kaum zum Leben reicht. Lasst uns darüber reden, wie wir es schaffen das die Scherre zwischen arm und reich wieder zusammengeht und Menschen, die arbeiten am Ende auch genug haben, dass sie davon leben können.

Aber stattdessen lassen wir uns ablenken. Parolen wie Spritpreisbremse verfangen halt. Menschen lassen sich blenden.

Können wir kurz darüber nachdenken, wie unfassbar privilegiert wir sind, dass wir uns eine solche Debatte leisten können, während kaum 1000 km entfernt Menschen gerade alles verlieren und wir ernsthaft darüber klagen, dass Treibstoff gerade teurer geworden ist.

Voller Bitterheit schreibe ich die Wut in diese Zeilen und schreibe, dass Menschenleben keine Handelsware sind und das es noch andere Krisen gibt und die Auswirkungen davon noch weit gravierender sein werden und die Kosten weiter steigen.

Mit erhobenen Zeigefinger und vibrierender Empörung will ich es hinausschreien, wissend, dass moralische Überhöhung niemanden überzeugt sondern vor allen Dingen arrogant ist.

Wir sind unfassbar privilegiert. Aber wir können einen Beitrag leisten, dass es Morgen noch eine Erde gibt auf der wir leben können.

Und ja, dass wird auch unser Leben verändern, jenseits der eigenen Komfortzone und Forderungen, die vor allen Dingen auf das eigene Wohl ausgerichtet sind.

Dass muss man sich nicht leisten können, dass muss man wollen.

Für Frieden, für Gerechtigkeit.

Gedanken zum Krieg.

Morgens aufwachen und Nachrichten lesen. Lesen, was geschehen ist und wo. Wie schlimm es geworden ist.

Es ist nicht der erste Krieg in Europa. Aber dieser Krieg ist anders, als alle anderen zuvor. Näher, unmittelbarer. Es fühlt sich so an, obwohl der Jugoslawienkrieg nicht viel weiter entfernt war. Eine Welle der Solidarität hat Europa erfasst.

Aber auch hier zeigt sich, dass nicht alle Menschen gleich sind. Die Menschen, die flüchten werden nicht alle gleich behandelt. Auch im Krieg und der auf ihr folgenden Solidarität zeigt sich mitunter die Abscheulichkeit.

Stärker als alle anderen zuvor ist es auch ein Krieg der Bilder und Nachrichten. Tausendfach jeden Tag in die Welt gesendet. Videoschnippsel und Bilder, die in aller Brutalität das unfassbare zeigen. Bilder, der Vernichtung.

Es gibt keinen gerechten Krieg und keine Rechtfertigung für Krieg. Es ist furchtbar leicht zu sagen: Nie wieder Krieg und die Waffen nieder und nach dem Frieden zu rufen.

Aber wie soll der Frieden gelingen, wenn auf dieser Welt Autokraten, Kleptokraten, Diktatoren, die ganzen Menschheitsschinder nicht daran denken, dass morden zu lassen ? Ich glaube nicht, dass sich ein bis an die Zähne bewaffneter Autokrat von drohenden Worten einschüchtern lässt, vor allen Dingen dann nicht wenn der Handel weiter geht.

Es gibt einige, die fordern, dass morden zu beenden und es wäre doch das Beste wenn die Ukraine kapitulieren würde, um dann über Frieden zu verhandeln.

Welch ein absurder Gedanke. Ein Land zu opfern, einem Land seine Selbstbestimmung abzusprechen. Und warum sollte dann Schluß sein? Aus welchem Grund?

Wie viele Länder oder Menschen wollen wir für Frieden opfern und ist es dann noch Frieden?

Das was Putin macht hat er in den 90er Jahren bereits angekündigt. Wir haben es weder wahrgenommen, noch hören wollen.

Dieser Krieg könnte auch eine Kaskade in Gang setzen. Und ich verwerfe den Gedanken daran, was folgen könnte und kann es doch nicht.

In den 90er Jahren mit dem Zerfall gab es noch mehr Länder, die sich von Russland lösen wollten, nach Unabhängigkeit strebten. Der viel zu wenig beachtete Krieg in Tschetschenien mit all seinen Gräuel ist mahnendes Beispiel. Von uns kaum wahrgenommen. Weit weg. Leicht zu ignorieren. Tschetschenien, wo ist das schon?

Putin hat in Syrien interveniert. Von der Masse der Gesellschaft kaum wahrgenommen. Unter den Vorwand den islamischen Staat zu bekämpfen und im Verborgenen um Baschar al Assad, einen Diktator, zu stützen.
Mit unfassbarer Brutalität hat Russland interveniert. Von uns ignoriert.

Wir haben uns nur über die Geflüchteten aufgeregt. Wir, das ist die Gesellschaft, dass sind wir alle. Über die jungen Männer, die nicht kämpfen wollten, nicht bereit waren zu sterben für einen Krieg, den sie nicht begonnen haben, den sie vielleicht nicht führen wollten.

Aus der Ukraine flüchten keine Männer.

Es ist furchtbar leicht alles zu ignorieren, was uns scheinbar nicht betrifft aber in einer global vernetzten Welt, gibt es keine Unschuld mehr.

Der Krieg kostet. Die Preise steigen und die Sanktionen treffen auch uns und schon murren die ersten und beschweren sich. Treibstoff ist so teuer wie noch nie und wird teurer werden. Energie sowieso.

Und schon regen sich die ersten über die Sanktionen auf und fühlen sich getroffen. Wie zynisch muss man sein?

Aber so ist der Mensch, immer erst an sich selbst denken über Treibstoffpreise schimpfen, Zusammenhänge ignorieren und vergessen das in Europa kaum 1000 km entfernt ein entsetzlicher Krieg tobt.

Und noch die seltsamsten Argumente werden gefunden. Es wird mit Russlands Sicherheitsbedürfnis argumentiert. Womit bitte? Ist das eine Rechtfertigung dafür Länder zum Spielball geopolitischer Interessen zu machen, so als bestimmen nur die Großmächte was Länder dürfen.

Am absurdesten ist das Argument, dass in der Ukraine auch Nazis kämpfen. Stimmt. Gibt es. Auf allen Seiten. In fast jedem Land dieser Erde gibt es offenbar Nationalisten und Kriegstreiber und auch Faschisten. Ich mag sie alle nicht.

Entnazifizierung? Welch Wort für einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg! Und schon machen die ersten bitterbösen Witze die Runde, darüber dass eine Entnazifizierung in Europa doch zu überlegen sei, aber möglicherweise das falsche Land getroffen wurde…

Darf man in Zeiten des Krieges noch lachen? Und wie gehen wir damit um?

Der Krieg ist nah und fern zu gleich.

Es stellen sich so viele Fragen, auch über die Menschenrechte und unsere Werte.

Es gibt keine Rechtfertigung für Krieg und es gibt keine Rechtfertigung zu schweigen, wenn Menschen sterben. Allein Worte werden nichts ändern, allein Waffen keinen Frieden schaffen.

Und mit einmal sind auch wir, weit weg und nicht weit genug weg, mittendrin in der Auseinandersetzung zwischen Krieg und Frieden.

Nie wieder Krieg? Nie wieder Krieg!

Reisebericht Chemnitz, 05.03.2022, ein Tag gegen die „Freien Sachsen“

Chemnitz. Am 05.03.1945 wurde Chemnitz bombardiert. In einem Krieg, der von deutschem Boden ausging.
Es ist ein Tag, an dem man sich mit Geschichte auseinandersetzen kann und versuchen kann zu verstehen, wohin Kriegslogik und letztlich Kriege führen – zu Tod, Vernichtung, unfassbaren Leid.

Die rechtsextremen „Freien Sachsen“ wollten diesen Tag nutzen. Sie riefen zu einer sachsenweiten Demo nach Chemnitz.
Sie hatten 3000 Personen angemeldet und feiern sich in ihren Kanälen für 3500. Aber es sind deutlich weniger, vielleicht 1000, die dort laufen mit Russland Fahne als Impfgegner.
Putin, gilt Ihnen als ein Guter weil der behauptet die Souveränität zweier Gebiete zu sichern und man eigentlich auch souverän sein will.

Das unermessliche Leid und die Angriffe auf die Zivilbevölkerung ist egal weil der eigene „Kampf“ gegen die Impfpflicht wichtiger ist als der Tod von Menschen in einem völkerrechtswidrigen Krieg.

Da laufen meinen Menschen, die meinen sie leben in einer Diktatur und werden beschützt vom Staat durch die Polizei, während in dem Staat, den sie preisen -Russland- Demonstrationen untersagt sind und jedwede Kritik am Staat ins Gefängnis führt und Begriffe umgelogen werden.

Da laufen militante Neonazis, die uns sehen und rufen Nazis raus. Es ist absurd, wenn es nicht so unfassbar traurig wäre.

Am Rande immer wieder Drohungen toxischer Männlichkeit.

In der Innenstadt demonstrieren Hunderte gegen diese Irrsinn, für den Frieden.

Die freien Sachsen und Querdenker ignorieren den Krieg, feiern Putin und laufen über Gräber. Rücksichtslos, egoistisch.

Knapp 1000 km entfernt tobt ein mörderischer Krieg, in dem Menschen sterben. Menschen, die keinen Krieg wollten, die ihn nicht führen und nicht verantwortlich sind.

Viele Menschen helfen in einer Welle der Solidarität.

Den Querdenkern und Freien Sachsen ist das egal. Ihr Leben und ihre vermeintliche Freiheit ist alles was zählt.

Ein trauriger Tag.

Einfach Nein! – Anmerkungen zum Krieg in der Ukraine.



Es gibt keinerlei Rechtfertigung für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. PUNKT!

Es gibt kein Abstellen auf irgendwie geartete Sicherheitsinteressen Russlands weil das in diesem Zusammenhang immer auch eine Relativierung und Schuldumkehr ist.

Und dieses: es gibt keine Rechtfertigung um dann ein aber anzuschließen ist Unsinn.

Länder sind kein Spielball von Großmächten und Imperialismus, egal welcher Art ist immer auch ein Problem.

Ja, es kämpfen offenbar auch deutsche Nazis in der Ukraine und ja es gibt das Assow Batallion und den rechten Sektor, die aber beide politisch gesehen unbedeutend sind.

Wollen wir im Krieg der Propaganda, der alle erfasst hat, wirklich mit Fotos arbeiten, die etwa den Bürgermeister von Kiew mit 2 Vertretern von Assow zeigen? Und was sagt uns das?

Das in der Ukraine auch Nazis kämpfen? Ja, stimmt. Auf allen Seiten.
Was folgt daraus?

Vieles ist mir zu einseitig.

Putin hat in der Nacht auch das größte Atomkraftwerk Europas angegriffen, von wegen Sicherheitsinteressen und so.

Einfach nur Nein.

Und nein, dass Problem der deutschen Bundeswehr ist nicht in aller erster Linie das Geld. Der Wehretat ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und die 2% BiP ist ein willkürliches Ziel.

Darf ich deswegen sagen, dass eine Unterstützung der Ukraine notwendig ist, ich aber mit der kurzfristigen Zur Verfügung stellung von 100 Mia für die Rüstung Schwierigkeiten habe, weil die Probleme im Beschaffungswesen nicht allein finanzieller Natur sind?

Darf ich meine Sorge darüber ausdrücken, dass dieses Kriegsrauschen und heroische Meldungen mir Unbehagen bereiten. Ein Krieg, egal aus welchen Grund, ist immer eine absolute Katastrope und hat nichts aber auch gar nichts heroisches. Jedweder Pathos, wie er von einigen Medien verbreitet wird, ist verstörend.

Alles was wir tun sollten ist immer dafür zu arbeiten das Kriege verhindert werden.

Darf ich in diesem Zusammenhang meine Sorge ausdrücken, dass ich glaube, dass Aufrüstung Probleme nicht löst?
Darf ich?

Die unbedingte Hilfe für die Menschen, die jetzt fliehen müssen und diejenigen die ihr Land verteidigen ist richtig, ist notwendig und ist in Europa ein ermutigendes Zeichen der Solidarität über die Grenzen hinweg.

Aber es darf nicht einmalig bleiben.

Zusammen gegen jeden Krieg! Immer!