Sauriersterben – das Ende von Malls und Kaufhäusern.


Gestern hieß es, dass Galeria Kaufhof in Leipzig schließt. Es ist das letzte große Kaufhaus in der Stadt, die einst für ihre modernen Kaufhäuser bekannt war.

Kein Karstadt mehr, kein Kaufhof mehr und auch die Zeit der Malls endet.
Kauf- oder Warenhäuser, entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts waren einst das Versprechen alle Waren des Bedarfs in einem Haus zu bekommen.



Ihre Vorläufer waren überdachte Einkaufspassagen. Warenhäuser boten einst auf mehr als 3000 Quadratmetern Waren an und waren nicht selten prunkvoll.

Später entwickelte sich beginnend aus dieser Idee die Idee der Malls, der Stadt in der Stadt, im Amerika in der Mitte des vorherigen Jahrhunderts. 1970 entstand die erste Mall in Detroit. Die Idee von Shopping und Vergnügen an einem Platz. Malls mit bis zu 300.000 Quadratmetern, nicht selten auf der grünen Wiese.



Und während das Sterben der Malls in den USA bereits in vollem Gange ist, kommt es nun auch in Deutschland mehr und mehr an.

Während etwa der Onlinehandel auch bedingt durch die Pandemie, Jahr für Jahr enorme Wachstumsraten verzeichnet hat der Einzelhandel zunehmend verloren. Allein im letzten Jahr mussten 41.000 Einzelhändler aufgeben.

Ein Trend der sich nicht umkehren lässt.

Und während man das Sterben der Saurier, diesen riesengroßen Kaufhäuser und Malls beweinen kann, tut sich damit für die Stadtentwicklung auch eine neue Möglichkeit auf. Hin zu kleineren, dezentralen Konzepten und Distribution und damit auch zu einer Wiederbelebung der Innenstädte, die mehr und mehr zu Transitorten des Konsums wurden.


Kaufhäuser und Malls sind nicht als Kristallisationspunkte eines gesellschaftlichen Treffens geplant. Die Aufenthaltsbereiche dienen zum Verschnaufen und Verweilen während des Konsums und nicht des Austausch, wie es früher die Agora war. Deswegen sprechen Soziologen wie Marc Auge etwa auch von sog. Nichtorten und Richard Sernett beklagt in seinem Buch den Terror des Individualismus, der die Stadt verarmen lässt und die Gesellschaft auseinandertreibt.

Innenstädte müssen sich also neu erfinden. Neue Möglichkeiten finden jenseits des einzig und allein auf Konsum ausgelegten Vergnügens hin wieder zu Orten gesellschaftlicher Kultur. Denn das zeigt die Krise des Einzelhandels auch, dass spezialisierte Geschäfte mit hoher Kundenbindung überleben können.


Schaffen wir also gemeinsam neue Räume des Treffens, des Lebens und des Austauschs. Neue Ideen für die Stadt von Morgen jenseits eines Lebens, das einzig und allein auf das wirtschaftliche Wachstum und den Konsum des homo consumens ausgelegt ist.

Titelbild: Heinz Hermann: Warenhaus Theodor Althoff Leipzig. Oscar Brandstetter, Leipzig [1914], S. [5] (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Bibliothek, Sign.: I L 623a)

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Autor: juergenkasek

Lebe lieber ungewöhnlich. Rechtsanwalt, Politiker, Aktivist, Umweltschützer, Blogger, Sportler

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