Im Dreck – willkommen im postfaktischen Zeitalter.

Ein selbsternannter Plagiatsjäger meint, dass Passagen aus dem Buch von Annalena Baerbock plagiiert sein. Diese Nachricht wird aufgegriffen und verbreitet sich in Windeseile.

Spannend ist dabei, dass viele Medien keine eigene Prüfung zum Sachverhalt vornehmen sondern nur die Plagiatsvorwürfe der Stellungnahme der Partei gegenüberstellen. Allein das ist bereits unsauberes arbeiten weil ungeprüft Behauptungen übernommen werden.

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Prima Klima.

Die Bilder und Nachrichten, wenn man sie zulässt, sind beunruhigend.

In Kanada und dem Westen der USA tobt eine extreme Hitzewelle ungeahnten Ausmaßes. 47,5 Grad tagsüber. Zum Teil mussten daraufhin Impfstationen im Freien wieder abgebaut werden, da der Aufenthalt im Freien nicht mehr zumutbar war. Die Ernte musste früher eingeholt werden, da sie sonst auf den Feldern verbrannt wäre. Fische mussten umgesetzt werden, da die Gewässer zu warm waren.

Derweil ereignete sich in Tschechien ein Tornado, der eine Schneise der Zerstörung zog und tausende Häuser beschädigte.

Bereits im April und Mai, die in Deutschland stellenweise zu kühl zu sein schien, gab es in Sibirien eine Hitzewelle mit mehr als 30 Grad und zwar nördlich des Polarkreises. Eine Abweichung von mehr als 20 Grad nach oben.

Global betrachtet war auch der in Deutschland leicht zu kühle April der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

In der vergangenen Nacht tobten schwere Unwetter insbesondere im Südwesten Deutschlands mit stellenweise knapp 100 l/qm kam es zu erheblichen Überschwemmungen und Schäden.

Das alles ist erst der Anfang.

Durch das steigen der Temperaturen könnte der Nordpol bereits bis 2035 komplett eisfrei sein mit dem Ergebnis, dass der Prozess der klimatischen Erwärmung weiter Fahrt aufnehmen könnte. Der Albedo, also das Rückstrahlungsvermögen von diffusen Oberflächen, ist bei dunklen Wasser geringer, als der von Eis. Bedeutet, dass weniger Sonnenstrahlung reflektiert wird und stattdessen mehr UV Strahlung in Wärmestrahlung umgewandelt wird.

Der gleiche Effekt wie beim abschmelzen der Gletscher.

Warme Luft kann zudem mehr Feuchtigkeit aufnehmen, Clausius- Clapeyron Formel, so dass die Wahrscheinlichkeit von Extremwettereignissen wie Starkregen mit temporären Überschwemmungen zunimmt.

Der polare Kaltlufteinbruch in Deutschland im Februar hing damit zusammen, dass der Polarwirbel instabil war und die Luftmassen nicht festhielt, so dass polare Luftmassen bis nach Mitteleuropa vordringen konnten.

Die Instabilität des polaren Wirbels könnte auch mit der Abschwächung des Nordpolarstroms zusammenhängen, der wiederum maßgeblich durch das abschmelzen des grönländischen Festlandseises verändert wird, da sich die Dichte des Meerwassers vor Grönland verändert. Die Auswirkungen davon lassen sich noch nicht genau abschätzen.

Während wir also aktuell globale Extremwettereignisse wahrnehmen, deutet viel daraufhin, dass dies alles erst der Anfang ist.

Und während der Prozess der klimatischen Erwärmung weiterhin ungebremst voranschreitet scheuen wir uns auch nach wie vor vor allzu drastischen Maßnahmen.

Angesichts dessen was uns bevorsteht erscheint die politische Diskussion von einer seltenen Ahnungs- und Teilnahmlosigkeit geprägt zu sein.

Allein die volkswirtschaftlichen Schäden durch Extremwettereignisse werden in den kommenden Jahren regelmäßig in die Milliarden gehen. Aber es wird nicht wahrgenommen.

Alle Parteien scheinen sich darauf geeinigt zu haben, dass etwas getan werden muss. Aber kein einziges Parteiprogramm ist geeignet den Prozess der klimatischen Erwärmung, jedenfalls soweit wie es den deutschen Anteil betrifft, einigermaßen gerecht zu werden.

Wir steuern sehenden Auges auf das Ende des Zeitalters der Menschen zu. Wir selbst sind dafür verantwortlich und werden es vor den kommenden Generationen zu verantworten haben.

Anmerkungen zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt

Die Wahl in Sachsen- Anhalt ist Geschichte. Einige Anmerkungen zum so apostrophierten letzten Stimmungstest vor der Bundestagswahl.

1) Die CDU hat deutlich dazu gewonnen. Die Angst vor einem Wahlerfolg der AfD kann Wähler*innen offenbar mobilisieren und beschert der CDU Stimmenzuwächse von anderen demokratischen Parteien. Der Wahlerfolg verdeckt allerdings maximal die dahinterliegenden Brüche. Teile der CDU Basis in Sachsen- Anhalt tendierten in der Vergangenheit sehr offen Richtung AfD. Der Konflikt ist zunächst vertagt aber noch nicht beendet.

2) Die Mitte -Links Parteien kommen zusammen auf schlappe 25 %. Das ist bitter und zeigt auch, dass es eine große gemeinsame Erzählung nicht gibt. Während eher klassisch „linke“ Themen wie soziale Gerechtigkeit und Mieten mehrheitsfähig sind, sind es die Parteien nicht. Das muss und darf zu denken geben.

3) Die AfD hat Stimmen verloren. Das vernehmbare aufatmen darüber ist irritierend. 1/5 aller Wählerinnen hat ihr Kreuz bei einer Partei gemacht, die gerade in Sachsen- Anhalt mehrheitlich rechtsextrem ist. Die AfD bleibt damit stärkste Oppositionspartei. Betrachtet man die Wahlergebnisse bei den den unter 30 jährigen sehen die Zahlen noch alarmierender aus. Weder Skandale, noch politische Unfähigkeit, noch die Einschätzung des Verfassungsschutzes, dass die AfD rechtsextrem ist, haben der AfD en gros Stimmen gekostet. Die Etablierung der Partei geht damit weiter und wird auch dadurch deutlich, dass etwa ein ZDF Reporter nach der Wahl von einer konservativen Mehrheit in LSA spricht und die AfD mit meint. Die Anzahl der Personen, die die AfD aus Überzeugung wählen ist weiter gewachsen. Die Erzählung, dass die AfD vor allen Dingen aus Protest gewählt wird, ist falsch und entmündigt Teile der Wählerinnen.

4) Die Wahlbeteiligung bleibt mit 60,3% gering. Bedeutet auch, dass viele Menschen offenbar gar nicht mehr wählen und sich damit ein stückweit aus der Demokratie verabschiedet haben. Auch das darf zu Denken geben.

5) Umgang mit Sachsen-Anhalt. Nach der Wahl wird in etlichen Runden wieder über die Wahl in Sachsen-Anhalt gesprochen. Insbesondere auch bei Anne Will, die der Frage nachgeht welche Bedeutung die Wahl für die kommende Bundestagswahl hat. Im prominent besetzten Podium finden sich genau 0 Personen aus Sachsen- Anhalt. Der Eindruck, dass man über aber nicht mit den Menschen redet verfestigt sich.

6) Bemerkenswert ist auch der Umstand, dass viele Befragte in Sachsen- Anhalt ihre eigene wirtschaftliche Situation als gut einschätzen und sich trotzdem abgehangen fühlen. Das Gefühl der Benachteiligung resultiert nicht (allein) aus wirtschaftlicher Benachteiligung.

Es wird in Sachsen- Anhalt bei einer dreier Koalition bleiben. Die CDU hat die Wahl. Große Veränderungen sind davon nicht zu erwarten. Der Anteil der Nichtwähler*innen ist erschreckend groß und die Etablierung der AfD, die mitnichten eine demokratische Partei ist, schreitet voran.

Nach diesem Wahlabend gibt es eigentlich nichts zu feiern. Auch für die CDU, die sich Wahlsieger nennen darf, nicht.