Parkplätze in Leipzig. Eine Gruselgeschichte am Beispiel Sportforum

Alles, wirklich alles kann Parkplatz sein.

In Leipzig, ziemlich genau im Zentrum, gibt es das Sportforum mit dem Stadion, der Mehrzweckarena, der Festwiese für Konzerte und einer sagen wir unbefriedigenden Parksituation. Oder anders gesagt, jedenfalls einer Situation, die einem bei Ereignissen die Zornesröte ins Gesicht treiben kann. Ich gehe davon aus, dass die Situation in anderen Großstädten wahrscheinlich auch nicht groß anders ist.

Egal ob der örtliche Bundesligist spielt oder ein Konzert stattfindet, wird die nähere Umgebung von Autofahrern in Beschlag genommen und zwar völlig unabhängig von der StVO. Fahrradwege werden zugestellt, im Landschaftsschutzgebiet der Boden verdichtet, Rettungswege in Beschlag genommen und so weiter.

Die Bilder hier sind vom gestrigen Konzert von Sir Elton John. Theoretisch gebe es ausreichend Parkplätze. Etwa am Stadtrand bei den Park and Ride Parkplätzen oder in der Innenstadt in den Parkhäusern, die gestern nicht ausgelastet waren. Theoretisch. Der Mensch aber sehnt sich danach einen möglichst kurzen Weg zu haben.

Es scheint den Menschen, der biologisch so konstruiert wurde, dass mensch am Tag bis zu 20 km laufen kann, egal zu sein, ob er mit seinem Verhalten andere behindert oder die Natur zerstört. Was zählt ist die eigentliche Bequemlichkeit, ist das „Ich“.

Wir hatten dazu im Rat nachgefragt und von der Stadtverwaltung unbefriedigende Antworten bekommen, die vor allen Dingen darauf hinauslaufen, dass das städtische Ordnungsamt nicht genügend Mitarbeiter hat und immer schon Sonderschichten schieben würden und es noch nicht mal eine zentrale Erfassung für diese Art der Ordnungswidrigkeiten gibt.

Ich glaube, dass die Bußgelder nicht ausreichend hoch sind um diese Art der Rücksichtslosigkeit zu unterbinden. 55 -100 Euro tun nicht ausreichend weh um eine Lenkungswirkung zu erzielen.

Ein häufiges Argument von Autofahrer:innen ist, dass Parkplätze fehlen würden. Diese Argumentation stimmt aber nur, wenn man davon ausgeht, dass es überall eine Möglichkeit zum parken geben muss. Das Auto verleitet offenbar zu Trägheit und ja auch ich als Fahrradfahrer tendiere dazu mein Rad möglichst nah am Zielort abzustellen. Der Mensch tendiert zur Bequemlichkeit und einer daraus resultierenden Rücksichtslosigkeit.

Traurig stimmt aber vor allen, dass viele Menschen ihr Handeln als gerechtfertigt empfinden. Ein Schuldbewusstsein ist nicht vorhanden.

Ich will und ich kann aber dieses Verhalten nicht länger akzeptieren. Diese Art des Parkens gefährdet Menschen, schafft Staus und zerstört die Umwelt.

Wenn es Parkkrallen gebe oder die Fahrzeuge konsequent abgeschleppt werden würden, würde sich das Blatt wahrscheinlich drehen. Wer einmal mehr als 200 Euro zahlen muss und mehrere Stunde bis Tage Probleme hat, sein Fahrzeug wieder frei zu bekommen, wird sich beim nächsten Mal überlegen, ob mensch es wieder wagt.

Wenn Appelle und Kampagnen, also positive Anreize nicht mehr ausreichend um eine Verhaltensveränderung zu erzeugen, dann müssen negative Anreize folgen.

Darf ich davon träumen, dass Großereignisse künftig ohne solche Begleiterscheinungen auskommen, da die Menschen ihr Fahrzeug am Stadtrand geparkt haben und dann mit dem ÖPNV/ SPNV ins Zentrum strömten und von da aus wieder verschwanden? Weniger Autoverkehr, weniger Unfälle, weniger Lärm, weniger Staus wären ein mehr an Lebensqualität.

Aber solange das Denken und Handeln Autozentriert ist und so viele betonen, dass sie zwingend ein Fahrzeug brauchen, kann sich nichts ändern.

Wir brauchen die Freiheit vom Zwang des Autos.
Es wäre ein Gewinn für Alle.

Ein letzter Text zum Ostfußball – zu RB, Ostidentität und Tradition.



Nach dem Pokalerfolg von RB Leipzig haben sich die alten Reflexe gezeigt und das auf vielen Ebenen. Auch bei mir.

Ich halte es auch weiterhin für notwendig auf die Begleiterscheinungen der Gründung von RB hinzuweisen und das Gebaren auch zu kritisieren.
Aber Geld allein schießt keine Tore und RB hat erfolgreich eine Nische besetzt, die es eben gibt.

Die Sehnsucht nach erfolgreichen, auch international geachteten, Fußball, ohne Begleiterscheinungen wie Gewalt.

Und die negativen Erlebnisse des traditionsreichen Ostfußballes wurden auch in diesen Tagen wieder deutlich. Beim Sachsenpokalendspiel der BSG Chemie, immerhin als „Rest von Leipzig“; 1964 DDR Meister, in Chemnitz gibt es viele negative Begleiterscheinungen.

Rechte Fußballhools aus Chemnitz übernehmen die Ordnerrolle und kontrollieren anreisende Fußballfans und lassen sich Ausweise zeigen. Menschen aus Leipzig werden bedroht, auf der Gegengerade kommt es zu Angriffen. Vom Verein gibt es ein wachsweiches Statement dazu. Bei den Fußballhools dabei Personen aus dem Umfeld der vorgeblich aufgelösten Gruppe Kaotic, die wiederum 2018 für die extrem rechten Krawalle in Chemnitz hauptverantwortlich war.

Gestern das Spiel der SG Dynamo aus Dresden, wo der berüchtigte K- Block so lange zündelt und Feuer ansteckt bis das Spiel kurz vor dem Abbruch steht. Erinnerungen an ein Jahr zuvor als es zu den schweren Aufstiegskrawallen in Dresden kommt werden wach. Und nein es ist natürlich nicht allein die Schuld der Anhänger*innen, dass es dazu kommt.

In der Gegenwart der traditionsreichen Vereine des Ostens regiert eher Tristesse. Viele Vereine zwischendurch groß gestartet, insolvent gewesen und zwangsaufgelöst und in den unteren Spielklassen neu gegründet – wie LOK Leipzig, immerhin in Gestalt des Vorgängers VfB Leipzig 1903 erster deutscher Meister. BSG Chemie Leipzig, 1964 als Rest von Leipzig DDR – Meister gewesen, ebenfalls in der untersten Liga neu gegründet. Beide jetzt Liga 4. Ebenso wie der BFC Dynamo Berlin, Mielkes Lieblingsclub mit 10 geschobenen Meisterschaften in Folge, Chemnitz. Erfurt, Rot- Weiß ganz aufgelöst. Und so weiter.

In der ersten Liga gibt es anderthalb Ostvereine. Traditionsreich ist da nur der 1. FC Union Berlin und ja, nun ja, das abfällig genannte Konstrukt RB.

Mit dem Abstieg von Aue und Dresden aus der zweiten Liga, gibt es nächste Saison in Liga 2 nur noch den 1.FC Magdeburg und die Kogge aus Rostock zu DDR Zeiten zwangsverpflanzt aus Lauter an die Küste.

Und in Liga 3. nächste Saison immerhin Halle, Sachsenring Zwickau, Dynamo, Aue und möglicherweise der BFC aus Berlin. Die kleine Ostklasse halt.

Aber Spitzenfußball, auch international, ohne Gewalt gibt es außer bei RB in Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen eben nicht.

Und es mag schon so sein, dass dieses Gefühl, wie es die LVZ schreibt, dazu zu gehören und bei den Großen mitzumischen auch wenn man von allen Seiten mit Häme überzogen wird, eine Rolle spielt.

Fakt ist, dass RB eine Lücke besetzt hat und es eine Sehnsucht nach erfolgreichen Fußball auch im Osten der Republik gab und gibt. Das kann man nicht wegdiskutieren. Bei aller notwendigen Kritik.

Andere Vereine wie Dynamo, wie der VfB wie Energie Cottbus oder auch Rostock, zwischendurch alle mal erstklassig gewesen hatten es auch in der Hand und haben es auch durch massives Missmanagement nicht geschafft, waren zwischendurch Pleite und stiegen ab. Viele Fanszenen haben zudem lange Zeit auch ein rechtes Gewaltproblem gehabt oder haben es noch.

Man muss Fußball nicht mögen. Man muss RB nicht mögen und kann es kritisieren aber die Zusammenhänge sollte man doch bei aller Kritik verstehen.

Man sagt immer: man sucht sich einen Verein nicht aus. Der Verein wird einem gegeben.

Als ich in Leipzig aufwuchs, der traditionsreichsten Fußballstadt, mit dem Stadion der 100.000, oder dem Bruno Plache Stadion, wo einst das längste Meisterschaftsspiel aller Zeiten zwischen Hamburg und Nürnberg stattfand (1922) und der DFB gegründet wurde, gab es damals den Club aka VFB Leipzig oder Chemie, den „Rest von Leipzig“, in der zweigeteilten Stadt. Da wo Fußball, so wenig mit Ironie zu tun hat, wie sonst nirgends, wie die Fachzeitschrift 11 Freunde, 2009 über das Derby schrieb. Zu DDR Zeiten wurden Spieler zum 1.FC Lok delegiert und der Rest spielte eben bei Chemie. Lok schaffte es 1987 immerhin zum Endspiel nach Athen im Landespokal der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam mit dem damals 19-jährigen Frank Verlaat und wurde trotzdem nie Meister. Chemie schon. Entweder man war Lok oder Chemie und man hasste sich inbrünstig.

Und ich war jung und wurde, als linker Verteidiger (wirklich wahr) in meinem Verein (SG Olympia Leipzig) mit dem VfB Leipzig inzwischen LOK sozialisiert.

Ich war links und Gruftie und trotzdem, Mitte, Ende der 90er Jahre VfB Fan, trotz der zum Teil extrem rechten Kurve. Und ich blieb es, auch wenn inzwischen der Abstand deutlich größer ist und ich aus Gründen nicht mehr ins Stadion gehe.

Nachdem der Rote Stern Leipzig 2009 in Brandis von Neonazi überfallen wurde, wurde ich beim Stern Mitglied und bin es noch.

Ich bin mit dem Niedergang des Ostfußballs aufgewachsen. Ich kann mich davon nicht lösen.

Und vielleicht ist es auch deswegen so, dass ich eher geneigt bin RB zu kritisieren.

Für die Fans kann ich mich trotzdem freuen. Die Sehnsucht nach erfolgreichen Fußball hatte ich auch, hab sie noch. Und wenn es stimmt, dass man sich einen Verein nicht aussucht sondern ein Verein einem gegeben wird, dann ist es halt so.

Glückwunsch daher an die Fans von RB. Glückwunsch zum Pokal. Bei aller notwendigen Kritik.

Familienfreundlichkeit in der Politik.



Innerhalb von 2 Jahren hört die 2 Stadträtin im Leipziger Stadtrat auf und gibt das Mandat zurück. Zunächst hatte sich Franziska Rudolph zurückgezogen, nun mehr hat Sophia Kraft die Konsequenzen gezogen.

Und ja es stimmt, die Übernahme eines kommunalen Mandats ist nicht familienfreundlich, jedenfalls dann wenn man kleine Kinder hat.

Die Ausgangsvoraussetzung ist, dass die Stadtratstätigkeit ein Ehrenamt ist. Es gibt zwar eine Aufwandsentschädigung, die allerdings kein Einkommen ist.

In der Regel bedeutet dies die Teilnahme an 2-4 Ausschusssitzungen die Woche, die nach der regulären Arbeit ab 16.30 Uhr stattfinden und je nach Ausschuss in Leipzig zwischen 1 h – 4h dauern können.

Dazu kommt eine Ratssitzung im Monat, die regulär am Mittwoch zwischen 14 -21 Uhr stattfindet und zuletzt regelmäßig auf zwei Tage ausgeweitet wurde, was bedeutet dass am Donnerstag ab 16 Uhr bis maximal 21 h die Verlängerung erfolgt.

Meistens sind Stadträt*innen auch noch in Zweckverbänden oder Aufsichtsratstssitzungen vertreten, sollen im Wahlkreis präsent sein und nehmen im Fachgebiet an weiteren Veranstaltungen teil. Parteiarbeit sollte nicht vergessen werden. Man soll kommunizieren in den Wahlkreis und in die Partei und zu Interessenverbänden und Vertreter*innen.

Selbst defensiv gerechnet kommt man im Minimum auf 20 h zusätzliche Arbeit pro Woche.

Mit einem normalen Fulltimejob und Familie kaum zu vereinbaren. Ja, natürlich entscheidet man sich dafür aber die Bedingungen sollten auch so sein, dass sich jeder mensch dafür entscheiden kann und nicht bestimmte Personengruppen von Anfang an ausgeklammert werden.

Der Gemeinderat soll ein repräsentatives Gremium sein und nicht nur denjenigen vorbehalten, die es sich leisten können weil sie ohnehin schon in der Politik beschäftigt sind (Büroleiter, Mitarbeiter, etc.) oder die es sich aufgrund der Zeit leisten können. Dann allerdings müssten die Ausgangsvoraussetzungen auch so geschaffen werden, dass es funktioniert.

Theoretisch hätte ich gestern ab 18 Uhr und ab 20 Uhr 2 Ausschusssitzungen gehabt. Dazu kommt Mittwoch und Donnerstag die Ratssitzungen und am Wochenende Termine im Wahlkreis. Ergo müsste ich für meine 8 jährige Tochter an 3 von 5 Abenden in der Woche eine Kinderbetreuung organisieren.

Wer Partner*in hat kann dies ggf. darüber abfangen aber die Frage ist, wie lange eigentlich eine Beziehung trägt, in der die Lasten sehr ungleich verteilt sind und wenig gemeinsame Zeit bleibt? Und ist das die Lösung, dass wir als Gesellschaft wirklich erwarten, dass wer sich für Politik entscheidet in der Folge gegen Familie und/ oder Kind entscheiden muss?

Ist das wirklich die Idee?

Ja, auch dafür kann man sich entscheiden aber können wir nicht die Ausgangsvoraussetzungen so schaffen, dass man sich im Ergebnis nicht zwischen Familie und ehrenamtlichen politischen Engagement entscheiden muss?

Zuletzt hatten wir auf Bundesebene immer wieder auch diese Diskussionen. Argwöhnig wird bei Berufspolitiker*innen darauf geachtet wo sie wie ihre Zeit einsetzen. Eine dauerhafte Verfügbarkeit wird vorausgesetzt. Fehler werden gnadenlos bestraft.

Ich kann meine Termine halbwegs abdecken, indem ich sehr viel Unterstützung aus meiner Familie bekomme und die Oma sich sehr oft auch um meine Tochter kümmert. Hätte ich diese Voraussetzung nicht, würde ich das Amt nicht ausüben können.

Daneben noch eine irgendwie geartete Beziehung zu führen, ist ohnehin nahezu ausgeschlossen, jedenfalls dann wenn man die Vorstellung hat, sich mehr als 1- 2 mal die Woche zu sehen. Das sollte nicht die Zukunft sein.

Also wird man grundlegend nachdenken müssen, wie man es anders und besser gestalten kann. Damit das Versprechen einer politischen Teilhabe für jeden Menschen einzulösen ist, ohne das darunter Familie und Kinder leiden müssen.

Morgen werden wir im Stadtrat auch über dieses Thema diskutieren und es geht nicht allein um ein mehr an Geld um sich ggf. zusätzlich Kinderbetreuung einkaufen zu können, es muss darum gehen grundsätzlich nachzudenken, wie Politik, Arbeit und Familie besser zusammen passen. Alles andere ist nur systemerhaltend für ein System, dass derzeit nicht kinderfreundlich ist.