Moria – eine Anklage.

Ein in Buchstaben gefasster Schrecken. Ein Lager, überfüllt, unmenschlich, abgebrannt.

In der EU, der europäischen Union, an deren Grenzen jeden Tag Menschen sterben. Menschen auf der Flucht und der Suche nach einem besseren Leben.

Wir haben uns damit abgefunden, verdrängen, übersehen. Bis es nicht mehr geht.

Wir könnten über Fluchtursachen reden, darüber welche Folgen Agrarsubventionen in der EU und abgeschottete Märkte, mit der Armut auf der Welt zu tun haben. Oder darüber was Deutschland auf den Weltmarkt expordiert.

Wir können reden. Aber heimlich still und leise ist der Deal, dass unser Wohlstand Opfer produziert.

Einkalkuliertes Sterben und die routinierte Veruteilung der Geflüchteten mit wohlklausulierten Formeln, dass man etwa nicht alle retten kann.

In Worte gefasster Zynismus, so als seien die, die da flüchten, selbst schuld an ihrem Elend, als würden sie die Kriege führen, die auch mit deutschen Waffen geschlagen werden, während Despoten gute Geschäfte machen. Als seien sie selber schuld, dass ganze Regionen der Erde unbewohnbar werden weil sich in rapider Geschwindigkeit das Klima ändert und die Verantwortung dafür, sehr ungleich verteilt ist.

Und dann wenn es nicht mehr geht, wenn sich das tägliche Leid nicht mehr ignorieren lässt, weil es mit der unmenschlichen Macht der Bilder zurückdrängt – regt sich was.

Und ebenso routiniert wie die Bestürzung sich entlädt, äußert sich der Zynismus einiger, die wohlfeil antworten, dass man doch nicht belohnen dürfe, dass „die“ auch noch ihr Lager selbst anzünden.

Worte, wie Brandpfeile, in einer unmenschlichen Welt. Und selbst, die die helfen wollen, können nicht, weil der Bundesinnenminister blockiert – jeder stirbt für sich allein.

Die EU ist moralisch bankrott. Welche Werte haben wir noch? Ist das unser Vermächtnis?

Ihr fragt euch, wo die Wut herkommt und die Verzweifelung, die zu Taten führt.

Ihr wollt es nicht sehen, ihr wollt in eure Wohlstandsblase leben und vom Elend nicht gestört werden. Aber es ist da und ihr seid schuld.

Scherben aufkehren.

In den Tagen nach den Krawallen in Leipzig dominieren die Verlautbarungen, dass jetzt „hart durchgegriffen werden müsse“. Für die CDU ist der Oberbürgermeister mindestens schuld, für die AfD sowieso alle, insbesondere müssten jetzt Fördermittel für das Werk 2 gekürzt werden. Was das Werk2 mit alledem zu tun hat, ist dabei völlig unklar.
Die CDU will außerdem, dass die Mindestfreiheitsstrafe für Angriffe auf Polizeibeamte erhöht wird und beweist damit ein erstaunliches Maß an Unkenntnis.

Routiniert abgearbeiteter Schlagwortaktionismus. Beantragt ist auch eine aktuelle Stunde im Stadtrat. Man kann ahnen, dass die sattsam bekannten Phrasen folgen und es nicht um konkrete Veränderungen geht sondern um Profilbildung, um Schuldzuweisungen, um gespielte Bestürzung.

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3 Nächte

Am Donnerstag, Freitag und Sonnabend kam es in Leipzig zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizeibeamten. Dieser Text soll keine Rechtfertigung sein, keine Relativierung, sondern eine notwendige differenzierte Einordnung.

Verständigen über das was geschehen ist, zu verstehen und daraus Folgen abzuleiten, kann man nur wenn in notwendiger Weise differenziert und jenseits der Verschlagwortung nach Antworten auf komplexe Probleme gesucht wird.

Vorab: Gewalt ist keine Lösung sondern immer Teil des Problems. Und dieser Text keine Relativierung.

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