Hausdurchsuchungen in Leipzig und ominöse Netzwerke…

Hausdurchsuchungen in Leipzig…

Gestern fanden in Leipzig insgesamt 10 Hausdurchsuchungen bei mehr als 1 dutzend Personen statt. Ausgelöst durch die Soko Linx und begleitet von dutzenden Polizeibeamt*innen.

Der Vorwurf lautet auf der einen Seite gefährliche Körperverletzung und gegen andere Beschuldigte eine versuchte Brandstiftung.

Bei der gefährlichen Körperverletzung soll es um einen Zwischenfall am Bahnhof gehen als Pro und Contra Pegida Demonstranten aufeinander trafen.

Das was kolportiert wird ist nun ein neues mysteriöses Netzwerk, dass etwa von Tag24 schon zum „linken Prominetzwerk“ hochgejazzt wird.

Man versucht die Geschichte des bösen Linksextremismus weiter zu spinnen, indem die Geschichte immer mehr Wendungen und falsche Fährten bekommt.

Man könnte was meinen es sei Wahlkampf, dem sich auch die Staatsanwaltschaft Leipzig anschließt und sich offenbar schon darauf vorbereitet, dass möglicherweise bald Rechtsextreme regieren könnten.

Anders ist es nicht zu erklären, dass die rechtsextremen Freien Sachsen schon kurz nach den Hausdurchsuchungen Details der Durchsuchungen inklusive die Namen von einigen der Beschuldigten kennen und verbreiten.

Der Rechtsextremist, der am Bahnhof angegriffen worden sein soll, ist übrigens Kandidat der Freien Sachsen zur kommenden Stadtratswahl.

Ein Schelm wer da Zusammenhänge in irgendeiner Richtung vermutet.

Die Geschichte der Staatsanwaltschaft hat wenig Substanz, Rechtsextreme wissen trotzdem kurz danach alle Namen.

Es ist halt Sachsen und es bleibt Scheiße.

Mit Rechten reden? Höcke, Chrupalla, Krah und co.

Mit Rechten reden? Höcke, Chrupalla, Krah und co.

Eigentlich gibt es nicht schrecklich viel dazu zu sagen. Es gibt eine Fehlannahme: die Fehlannahme lautet, dass man die AfD und ihre Vertreter entzaubern könne und diese argumentativ stellen müsste.

Tatsächlich sind weder Talkshowformate, noch Streitgespräche dazu geeignet, etwas zu klären oder irgendjemand zu „entzaubern“.

Der AfD und den Neu- Rechten geht es nicht um eine Diskussion sondern um die Vergrößerung des Sprachraumes, darum die Thesen zu platzieren. Und die Medien helfen dabei den Eindruck einer Normalität zu vermitteln.

Und selbst wenn die AfD einräumt, was sie bisweilen tut, rechtsextrem zu sein weil etwa ein Vertreter wie Krah damit kein Problem hat, nutzt dies nicht. Aus den Videos werden die griffigen Passagen herausgeschnitten, einreduziert und auf TikTok und anderen Plattformen als Sieg verkauft.

Man bekämpft die AfD nicht, wenn man von falschen Vorannahmen ausgeht, sondern vergrößert ihren Sprachraum und trägt zur Normalisierung bei.

Aber irgendwie scheint es das Schicksal der Demokratie und der öffentlich- rechtlichen Medien zu sein, an der eigenen Abschaffung auch noch sehenden Auges und halbwegs kritiklos mitzuwirken.

Man diskutiert nicht mit überzeugten Rechtsextremisten, man grenzt sie aus, widerlegt sie und greift sie an – mit den Mitteln des Rechtsstaates.

Die AfD ist nicht der politische Mitbewerber und schon keine demokratische Partei. Die AfD ist der Feind, der Freiheit, der Demokratie und damit der Menschen, die in der Demokratie leben.

Abschied vom Auwald, eine 3 teilige Serie:Abschied vom Wald- zum Zustand des Leipziger Auwaldes.Teil 3 eine Zukunft.

Erinnern wir uns an die Diskussionen um Schlobachshof.
Der Hof liegt mitten im Landschaftsschutzgebiet ziemlich genau da wo der Scheitel einer Hochwasserwelle, die wir uns regelmäßig für den Wald wünschen, durchziehen würde. Das Gebiet in weiten Teilen zu renaturieren ist daher sinnvoll. Dennoch muss man akzeptieren, dass es auch Stimmen gibt, die andere Prämissen setzen und aus Denkmalschutzgründen für den Erhalt plädieren.

Wie werden erst die Diskussionen aussehen, wenn die Auenlandschaft wieder soweit hergestellt wird, dass es in auennahen Bereichen zu temporären Hochwasserlage und nassen Kellern führen würde?

Abschied vom Auwald heißt daher auch sich, wie es so schön immer heißt, ehrlich zu machen, zu erkennen, dass sich der Wald verändert durch die klimatischen Bedingungen und die Hydrologie. Dass es daher notwendig ist in bestimmten Bereichen zu versuchen eine Auenlandschaft wiederherzustellen und in anderen Bereichen den Wald Wald sein zu lassen. Ein Wald der dann freilich kein Stieleiche, Heinbuche, Eschen FFH Gebiet mehr wäre.

Aber auch die Vorstellung, diesen Prozess der Veränderung aufhalten zu können, ist größenwahnsinnig. Wir müssen von der Natur lernen und wir müssen uns verändern und gegenüber der Natur vor allen Dingen mehr Demut üben.

Insgesamt muss es darum gehen weitere Bereiche des Waldes zu schützen und damit auch die Naturschutzgebiete im Wald zu vergrößern und damit den Wald vor dem Menschen zu schützen, in Teilen die Auendynamik wiederherstellen, schon um zumindest in Teilbereichen das FFH Gebiet zu erhalten, wozu wir verpflichtet sind.

Die Natur verändert sich und passt sich an die verändernden Bedingungen an. Bestimmte Bäume werden sterben, andere werden kommen. Das hat auch Folgen für die Arten.

Der Mensch glaubte Gott spielen zu können und die Natur zeigt uns die Grenzen. Viel spricht dafür, dass wir dabei sind uns selbst abzuschaffen. Die Natur und die Erde wird es dann immer noch geben und das ist vielleicht nicht die schlechteste Nachricht.

Abschied vom Auwald, eine 3 teilige Serie: Abschied vom Wald- zum Zustand des Leipziger Auwaldes. Teil 2 das Leiden.

Zur Trockenheit durch die Entwässerung des Waldes tritt die meteorologische Trockenheit. in 4 der letzten 5 Jahren war es deutlich zu trocken. Damit sinkt auch der Grundwasserspiegel. Die Bäume gehen mit der hydrologischen Lage unterschiedlich um. Einige verschließen die Spaltöffnung an der Unterseite der Blätter um dadurch weniger Feuchtigkeit zu verdunsten, was aber dazu führt, dass sie sich selber nicht mehr mit Nährstoffen versorgen. Andere Baumarten halten die Spaltöffnungen offen und verdursten daher.

Vereinfacht gesagt gibt es Bäume, die im Wortsinn verdursten und andere Baumarten, die verhungern.

Auch Schädlinge wie der Borkenkäfer haben sich in den letzten ausgebreitet.

Dem Wald geht es schlecht. Viele Bäume sind in ihrer Vitalität, was man an den Kronen sieht, deutlich geschwächt oder krank. In dieser Situation werden Stürme, deren Wahrscheinlichkeit durch die Veränderung der klimatischen Bedingungen gestiegen ist, relevanter und gefährlicher für den Wald.

Und als ob das nicht reicht, bedroht auch der sog. „false spring“ den Wald, der zu frühe Frühling. Wenn es ähnlich wie jetzt im Januar oder Februar über einen längeren Zeitraum deutlich zu warm ist und viel Sonneneinstrahlung und damit UV Strahlung einfällt erwacht die Natur und zehrt zunächst noch von den angelegten Reserven um sich neu zu entfalten.

Kommt es dann zu einem erneuten Wintereinbruch und länger anhaltenden Frost, setzt das die Natur unter Stress. Triebe gehen verloren und die eingesetzten Reserven fehlen dann. Gerade Forscher sehen diesen sog. „false spring“ daher für die Biodiversität als noch gefährlicher an als die Trockenheit.

Zusammengefasst kann man sagen: Wir sind dabei den Auwald als Auenwald komplett zu verlieren. Umso wichtiger wäre es daher dem Thema die oberste Priorität einzuräumen und alles für den Erhalt zu tun. Gerade erst hat der Stadtrat zusätzlich 12 Stellen für Biotopschutz beschlossen. Darunter ist der allgemeine Baumschutz, Baumpflege als auch Parkanlagen und Wasserbauhof subsumiert. 12 Stellen, die auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein können.

Seit Jahren wird um die Rückverlegung und die Wiedervernässung des Waldes diskutiert und gerungen. Entlang der Neuen Luppe, Westseite am Möckernschen Winkel wurde der Deich etwa ebenso entwidmet, wie entlang des Ratsholzes im Süden. Zusätzlich geht es auch darum den Wald wieder an die Fließgewässer anzuschließen. Und die Zeit dafür läuft ab.

Umso schmerzhafter ist es zu sehen wie achtlos Menschen immer noch mit der Natur umgehen. Es wird Zeit sich klar zu machen, dass die Natur ohne uns Mensch gut leben kann aber wir nicht ohne Natur.

Deswegen sollten auch alle Maßnahmen, die den Auwald zusätzlich belasten durch heranrückende Bebauung oder durch Ausbau der Gewässer für Tourismus hinten angestellt werden. Unsere Aufgabe ist die Rettung des Waldes für die kommenden Generationen und nicht die Kommerzialisierung der Güter, die es noch gibt.

Aber was heißt retten überhaupt in diesem Kontext? Und ist nicht auch die Vorstellung, dass wir, also der Mensch, der die Situation herbeigeführt, etwas retten kann von einer Vorstellung getragen, dass wir es in der Hand haben?

Ist nicht allein das anmaßend? Auch Natur ist veränderlich und klar ist auch, dass es kaum zu kurzfristigen und finanzierbaren Maßnahmen kommen wird. Schon bedingt durch die klimatischen Veränderungen ändern sich die meteorologischen und hydrologischen Ausgangsbedingungen.

Durch Anhebung der Sohle der Neuen Luppe und und Renaturierung bestimmter Flussbereiche kann zumindest in Teilen eine Auendynamik wiederhergestellt werden. Dies gilt auch für den Teil des südlichen Auwalds, wo durch das ziehen des Paußnitz Siels bereits in den letzten Jahren versucht wurde eine Auendynamik wiederherzustellen. Was für Teile gilt ist aber nicht ohne weiteres auf alles übertragbar.

Gleichwohl ist der Auwald in all seinen Teilen kein natürlicher Wald sondern ein überprägter Kulturraum, der im Spannungsfeld der Menschen steht. So notwendig wie es ist, dass Teile des Waldes deutlich stärker vor dem Menschen geschützt werden, so notwendig ist auch die Frage was realistisch ist.
Aus biologischer Sicht wäre die Herstellung einer natürlichen Auendynamik absolut notwendig. Dies könnte aber eben auch zu temporären Überschwemmungen führen. Auch in Leipzig wurde in den Flussauen gebaut und das nicht zu knapp. Zu dieser Bebauung hätte es nie kommen dürfen, ebenso wie zur Begradigung und Einddeichung der Flüssen. Deiche, die den Wald vor Wasser schützen.
Aber bestimmte Prozesse sind nicht reversibel.

Abschied vom Wald- zum Zustand des Leipziger Auwaldes. Teil 1 der trocken gelegte Wald.

Abschied vom Auwald, eine 3 teilige Serie:

Der Leipziger Auwald gilt immer noch als einer der bedeutendsten und zusammenhängensten Auenwälder Europas. Aber der Waldzustandsbericht ist extrem kritisch und mein Eindruck ist, dass viele Menschen sich zwar am Wald, der sich mitten durch die Stadt zieht, erfreuen aber noch nicht verstanden haben wie ernst die Lage ist.

Ein Auenwald ist durch eine natürlichen Auendynamik gekennzeichnet. Dies bezeichnet einen stark schwankenden Grundwasserstand in Abhängigkeit vom Flußwasserstand. Auf der einen Seite Überschwemmungen auf der anderen Seite auch längere Trockenzeiten. Dazu gehören insbesondere auch kleinere unterjährige Hochwässer und deren Wahrscheinlichkeit nimmt aufgrund des Klimawandels weiter ab.

Das Problem ist, dass der Mensch seit dem 19.Jahrhundert und vor allen Dingen seit Anfang des 20. Jahrhunderts begonnen hat den Wald trocken zu legen. Natürliche Flußläufe wurden gekappt und eingedeicht und durch die sog. Neue Luppe, 1934 durch den Reichsarbeitsdienst angelegt, sogar eine Entwässerungsrinne angelegt. Die Sohle der sog. Neuen Luppe liegt unterhalb des Grundwasserspiegels, entzieht dem Wald das Grundwasser. Seit geraumer Zeit wird versucht mit dem Projekt Lebendige Luppe dagegen zu halten und alte Fluß- und Bachläufe wieder zu renaturieren um den Wald wieder an die Fließgewässer anzuschließen. Notwendig wäre dazu vor allen Dingen zeitnah die „Neue Luppe“ entweder aufzustauen oder generell anzuheben. Dies wiederum ist auch einer der zentralen Bausteine des aktuell diskutierten Auwaldentwicklungskonzepts.

Die Trockenlegung des Waldes geschah um Bauland zu schaffen. Der Mensch macht sich die Natur Untertan und zerstört sie dabei. Der Wald, der durch Überschwemmungen gekennzeichnet ist wird seit mehr als 80 Jahren drainagiert, also künstlich trocken gelegt.

Das hat Folgen für die Biodiversität. Prägender Baum und für die Biodiversität von entscheidender Bedeutung ist die Stieleiche. Bei dieser fehlt es aber an Naturverjüngung. Schnell wachsende und nicht einheimische Baumarten wie der Bergahorn nehmen der Eiche das Licht.

Der Trick ist, Stieleichen können mit Staunässe durch Überschwemmungen besser umgehen als andere Baumarten. Die früher regelmäßigen Überschwemmungen haben der Eiche geholfen und Platz geschaffen. Das fehlt. Also versucht der Mensch gegenzusteuern und künstlich Platz zu schaffen, was zu den stark diskutierten Femelschlägen führt, also der Abholzung einer Waldfläche um Platz für neue Pflanzen zu schaffen.

Hinzu treten eingeschleppte Pathogene wie die Rußrindenkrankheit und das Eschentriebsterben, die beide durch Pilzbefall ausgelöst werden. Man geht davon aus, dass ein Großteil der Eschen absterben werden und weniger als 5 % der Bäume eine Resistenz entwickeln.

Die Pilze stehen wenig überraschend in Wechselwirkung zur Trockenheit.

Gerüchte, Theorien und toxische Männlichkeit

Dieser Text wird nicht einfach, denn er ist persönlich. Und ich bin mir bewusst, dass dieser Text provozieren und falsch verstanden werden kann.

Seit Jahren gibt es Gerüchte über mich, die meinen privaten Umgang mit Frauen betreffen und aus dem was Gerüchte waren, werden Vorwürfe destilliert, die in verschiedenen Netzwerken wabern. Der Text ist keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung.

Damals als „me too“ aufkam und ich die Texte las, schien das alles weit weg. Ich habe mich immer für aufgeklärter gehalten, sensibler. Ich las Literatur zum Thema und begann mich mit den Fragen von toxischer Männlichkeit und Feminismus auseinanderzusetzen. Begann die eigenen Privilegien zu reflektieren. Und einige werden denken, nicht noch ein Mann, der im Patriarchat seine eigene Rolle reflektiert um dann davon zu erzählen, wie reflektiert er nun ist und das er das eigentliche Opfer ist. 

Der Text  „ich bin der Mann von der anderen Straßenseite“, begeisterte mich gerade zu. Ein Mann, der sich ebenfalls völlig unverdächtig fühlte bei „me too“  der reflektierte, dass er in dem Moment wo er Abends allein auf der Straße einer Frau begegnet, allein weil er ein Mann ist, für viele Frauen eine potentielle Gefahr darstellt. Die meisten Männer machen sich keine Gedanken darüber wohin sie abends gehen und mit wem und wie sie nach Hause kommen. Viele Frauen hingegen schon. Es hilft sich dem zu vergegenwärtigen. Sexuelle Gewalt, „CatCalling“, abwertende Äußerungen sind alltäglich.

Nein, ich kann sagen und beeiden, dass ich kein übergriffiges Verhalten an den Tag gelegt habe, kein „CatCalling“ betrieben und mit Sicherheit keine sexuelle Gewalt.

Aber ich bin nicht frei von problematischen Verhalten. Davon anderen nicht zuzuhören und dann eben gesagtes zu wiederholen, was zum Teil als „hepeating“, im Sinne der Mann wiederholt gesagtes gewertet wird. Auch das klassische „mansplaining“, das ungefragte erklären von Dingen, kommt häufiger vor. Und einige werten das auch schon als Teile der toxischen Männlichkeit. Ich kann das reflektieren und doch sind es Muster, in die ich falle und die Auseinandersetzung damit, ist eine Herausforderung.
Es reicht auch nicht aus, sich dessen bewusst zu werden, wenn daraus keine Handlungen folgen.

Viel schlimmer wirkt allerdings, dass ich in der Vergangenheit auch Frauen emotional verletzt habe. Es wird einige geben, die das als Hedonismus oder promiskuitiv beschreiben. Ich will es nicht so leicht machen. So tun als wäre alles normal und wären Verletzungen nur darauf zurückzuführen, dass ich keine Konflikte mag und in zwischenmenschlichen Beziehungen die Auseinandersetzung scheue.

Früher hätte man gesagt „Frauenheld“ und damals hatte es einen durchaus anerkennenden Klang. Zum Glück vorbei. 

Noch heute gelten Männer, die viele Frauen haben als positive „Rollenbilder“, gerade in der rechtsextremen Bubble. Aber das ist ein anderes Thema.

Fakt ist, dass ich in der Vergangenheit Frauen gegenüber mit denen ich Beziehungen hatte nicht ehrlich gegenüber war. Wir trafen uns, verbrachten Zeit miteinander und ich ließ sie in dem Glauben, dass dies exklusiv ist, ohne zu erklären das dem nicht so ist oder ich noch andere date.

Am Ende kommt es zu Verletzungen. Die Frauen, einige, fühlten sich verraten. Die Entscheidung darüber, wie sie damit umgehen können, hatte ich ihnen genommen.

Und alle Erklärungsversuche dazu sind hilflos, denn die Verletzung und Enttäuschung bleibt und lässt sich nicht rechtfertigen.
Nein, ich war kein guter Mensch. Ich war feige und ich habe Frauen verletzt. Und das ist die Wahrheit.

Ich mag nicht beurteilen, ob das ausreicht mich zu bannen, zu verurteilen oder gar mich aus Bewegungen und der Politik zu verdrängen.

Ich bezichtige mich selbst. Mögen es andere beurteilen.

Ruinen bleiben- Abschied vom ältesten Technoclub im Osten

Und irgendwo in diese Ruinen schlummert ein wenig Glück.

Die DISTILLERY, liebevoll Tille genannt, Wohnzimmer der Technoszene in Leipzig und ältester Technoclub im Osten der Republik ist Geschichte.

Jedenfalls am alten Standort. Die Bagger kommen und tragen Leben ab. Seit 1995, der erste Standort war in der Biedermannstraße, war man hier zu Hause und muss jetzt weichen. Letztes Jahr im Mai wurde Abschied gefeiert und ein knappes Jahr später kommen die Bagger und begraben knapp 30 Jahre Geschichte. Wehmut liegt in den Worten.

Wilde Partys, lange Nächte und dann das hinausgleiten in den neuen, anderen Tag. Der Geruch von Liebe und auch ein wenig Exzess genau hier.

Das neue Domizil, ein Interim auf der alten Messe, soll bald eröffnet werden, im September 2024 und der neue Standort am Gleisdreieck, dem ehemaligen Black Triangel, einem alten Umspannwerk der Bahn, wird noch dauern.

Der B-Plan kommt in die Auslegung aber es gibt bestehende Konflikte mit den Anwohnern und das Gleisdreieck wird wohl nicht so schnell der Kreativhotspot in Deutschland.

Und das ist das Grundproblem: Clubs führen in der Wahrnehmung vieler Menschen zu Lärm, jedenfalls im Besucherverkehr und in enger werdenden Städten betonen zwar einige, wie wichtig ihnen Kultur ist aber nicht so gerne vor der eigenen Haustür.

Und damit stirbt auch ein wenig was die Stadt groß gemacht: Freiräume und Räume, wo Menschen sich ohne viel Geld aber mit vielen Ideen verwirklichen konnten. In den neuen Wohnsilos ist für wilde Kultur eben kein Platz.

Mit der Tille stirbt auch ein Stück Leipzig.

Ein bisschen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit geht immer – ein Stadtratskandidat der AfD

Die AfD Leipzig hält an ihrem Stadtratskandidaten Roland Ulbrich fest. Der 63 jährige Rechtsanwalt aus Düsseldorf bleibt auf der Leipziger Stadtratsliste.

Überraschend ist dies vor allen Dingen deswegen, da Ulbrich einem Rauswurf aus der Fraktion im sächsischen Landtag zuvorkam und selbst aus der Fraktion austrat.

In einem Bundesschiedsgerichtsverfahren hatte der Jurist NS- Reichsgesetze angewandt, wonach Juden keine Deutschen sein können.

Das war selbst der AfD, die derzeit ein Verbotsverfahren fürchtet, zuviel und nun läuft ein Parteiausschlussverfahren.

Dabei kann der Fall nicht überraschen. Bereits 2014 gründete Ulbrich die Patriotische Plattform innerhalb der AfD, die sich schnell als völkisch nationalistischer Kontrapunkt zur späteren Vorsitzenden Petry entwickelte.

Er trat bei Legida auf, forderte den Schulterschluss mit Pegida, warb darum ehemalige NPD Mitglieder in die AfD aufzunehmen und pflegt engen Kontakt zu organisierten Neonazis wie dem mehrfach wegen Körperverletzung vorbestraften Alexander Kurth.

Nach dem antisemitischen Terror von Halle, sprach er davon, dass es lediglich Sachbeschädigung an einer Synagogentür gewesen sei und die Tötung zweier Deutscher viel schlimmer sei. Das versuchte Massaker an den Besuchern wird schlicht geleugnet. Aufgrund dessen flog Ulbrich aus dem Corps Rhenania zu Bonn.

Auch im Leipziger Stadtrat fällt Ulbrich, wenn er mal da ist, immer wieder mit üblen Hetztiraden auf.

Für die AfD Leipzig ist Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit aber natürlich kein Problem.

Superblocks und kein Ende.

In Leipzig wird die Idee des Superblocks diskutiert und wie das so ist im Verkehrsbereich, endet das in einer offenen Konfrontation.

Die Idee ist eigentlich simpel: der Autoverkehr soll auf die Hauptverkehrsachse gelenkt werden und dazu sollen in den kleineren Parallelstraßen und im Kreuzungsbereich Diagonalsperren eingesetzt und in anderen Bereichen Sitzmöglichkeiten geschaffen werden.

Ergebnis wäre das der Durchfahrtsverkehr in den Seitenstraßen deutlich minimiert wird und die Straßen damit mehr Aufenthaltsqualität bekommen. Aber das Auto ist stark in der Gesellschaft.

Überall wo es um Veränderungen geht, regen sich die Widerstandskräfte und im emotionalen Verkehrsbereich um so mehr. Es ist ein Triggerthema, das deswegen insbesondere in Wahlkampfzeiten funktioniert. Auf einmal drehen CDU Landtagsabgeordnete, die man 4 Jahre lang nicht gesehen hat, Videos und wilde Petitionen werden gestartet und vor Chaos wird gewarnt. Chaos herrscht nach der Meinung einiger immer dann, wenn Parkplätze verschwinden, Fahrradspuren angelegt werden oder Straßen nicht nur Transitraum für KfZ sind.

Parkplätze, die wegfallen um mehr Raum für Menschen zu schaffen oder Bushaltestellen anzulegen sind für die einen schon die Vorstufe zur Diktatur.

Jahrelang wurde den Menschen eingeredet, dass Auto fahren Freiheit bedeutet, dass Autos ein Statussymbol sind und die Städte und Gemeinden so geplant, dass möglichst viel Platz für Autos herrscht.

Ein Irrweg, wie sich immer mehr zeigt: viele Unfälle, viel Stress, viel Dreck und Straßen mit geringer Aufenthaltsqualität und zu wenig Platz für die Blechhaufen.

Eine Stadtplanung, die allerdings jahrelang auf das Auto ausgerichtet war, lässt sich nicht so schnell ändern. Und niemand lässt sich gern vorschreiben, wie man sich bewegen soll und viele verstehen nicht, dass auf ein Verkehrsmittel angewiesen zu sein eben keine Freiheit ist.

Und während CDU und AfD sich als Verteidiger des Autos gerieren, heben Teile der Linken darauf ab, die vornehmlichen Interessen des kleinen Mannes zu schützen, der gar nicht anders kann. Wenn man immer nur im Auto sitzt, erscheint eben alles unmöglich.

Und wie immer sind die Gegner, die Autofans lauter als diejenigen, die danke sagen, weil ihre Straße ruhiger wird, weil sie ihre Kinder unbesorgt auf den Schulweg schicken können.

Wenig überraschend spielt nämlich die Sicherheit des Verkehrsraums für Kinder nur selten eine Rolle. Lieber verteidigt man Parkplätze, panzerähnliche SUVs und Co, gegen die Unbillen der Zeit.

Das Auto erfüllt seinen Zweck eben auch in der Abgrenzung zu anderen, in der eigenen Trutzburg, die den Menschen von seiner Umgebung trennt und abschottet.

Manchmal muss man auch den Mut haben, jenseits des eigenen Vorteils zu denken und Veränderungen mit Mut statt mit Abwehr zu begegnen. Es geht schließlich darum die Städte für alle Menschen zukunftsfähiger zu gestalten, Unfälle und Dreck zu reduzieren und Straßen wieder zu einem Ort des Treffens zu machen und nicht nur als Transitraum.

Aber dann heißt es eben auch, dass man seine eigene Fixiertheit auf das Auto hinterfragen muss.

Nach unten treten. – Unsoziale Politik in Zeiten der Krisen

Es scheint zu einem neuen perfiden Volkssport geworden zu sein, dass man nach unten tritt. Insbesondere die Politik geht voran und präsentiert Sündenböcke, auf die wir unsere eigene unzureichende Lage schieben können.

Der Wirtschaftsminister etwa meint, dass zuviel gestreikt werde bei immer weniger Arbeit.
Der Finanzminister erklärt vor Bauern, dass es ihm leid tue, dass bei den Bauern gekürzt werde und nicht etwa bei den Bürgergeldempfängern und die CDU definiert unsozial nochmal ganz neu, indem sie das Schonvermögen kürzen will, dass Bürgergeld ebenso und faktisch einen Arbeitszwang einführen möchte.

Das Grundproblem ist, dass in Deutschland Arbeitskräfte fehlen und zwar in Größenordnungen. Selbst, wenn man jeden Bürgergeldempfänger zur Arbeit zwingen würde, wäre das Problem nicht gelöst.

Zuwanderung als Lösung ist aber unbeliebt und alle Parteien haben daran mitgewirkt, indem sie erklärt haben, dass die „ungeregelte Masseneinwanderung“ das Hauptproblem ist.

Die Diskussion um Bürgergeld und Arbeitszwang zeigt vor allen Dingen eins: Es werden neue Sündenböcke präsentiert und Gräben gezogen.

Hier die hart arbeitende Bevölkerung und dort die vermeintlich „Faulen“. Wer nicht arbeitet und sich dem Diktat der Bosse unterwirft ist demnach der eigentlich Unsoziale.

Nach den Ausländern, sind wie immer schon die sozial Schwachen und Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen die Schuldigen. Es geht dabei nicht um Lösungen, es geht um Projektionsflächen.

Statt über Arbeitszwang müsste man darüber diskutieren, dass Arbeit fair bezahlt wird, bei vernünftigen Arbeitsbedingungen. Statt darüber, dass Bürgergeld zu kürzen müsste man darüber diskutieren, dass Geld anders zu verteilen und diejenigen stärker zu besteuern, die das meiste Geld haben.

Aber darüber wird nicht diskutiert. Während die Steuerbelastung der Superreichen in den letzten Jahrzehnten eher gesungen ist und diese auch aus den Krisen als Profiteure hervorgehen, werden die Armen nicht reicher und einmal mehr zu den eigentlich Schuldigen erklärt.

Wer nicht reich ist, ist an seiner Lage offenbar allein Schuld, so die unsoziale Botschaft.

Und jede Schicht bekommt die nächste Schicht als Sündenbock präsentiert.

Der Mittelstand aka die „hart arbeitenden“ dürfen sich über die sozial schwachen aufregen und darüber, dass diese vermeintlich zu viel Geld bekommen oder über junge Menschen, die ihr Leben anders definieren als täglich 8-10 Stunden der Lohnsklaverei zu fröhnen.

Und alle zusammen können sich darauf einigen, dass Geflüchtete schuld sind, also die die im Regefall noch weniger haben.

Über die Superreichen, die oberen 10 Prozent wird hingegen kaum diskutiert. Neidvoll schaut man ihnen in der spätrömischen Dekadenz zu und glaubt das Märchen, dass dies nur mit harter Arbeit zu schaffen sei.

Tretet nicht nach unten. Stellt die richtigen Fragen.
Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten.