Dieser Text wird nicht einfach, denn er ist persönlich. Und ich bin mir bewusst, dass dieser Text provozieren und falsch verstanden werden kann.
Seit Jahren gibt es Gerüchte über mich, die meinen privaten Umgang mit Frauen betreffen und aus dem was Gerüchte waren, werden Vorwürfe destilliert, die in verschiedenen Netzwerken wabern. Der Text ist keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung.
Damals als „me too“ aufkam und ich die Texte las, schien das alles weit weg. Ich habe mich immer für aufgeklärter gehalten, sensibler. Ich las Literatur zum Thema und begann mich mit den Fragen von toxischer Männlichkeit und Feminismus auseinanderzusetzen. Begann die eigenen Privilegien zu reflektieren. Und einige werden denken, nicht noch ein Mann, der im Patriarchat seine eigene Rolle reflektiert um dann davon zu erzählen, wie reflektiert er nun ist und das er das eigentliche Opfer ist.
Der Text „ich bin der Mann von der anderen Straßenseite“, begeisterte mich gerade zu. Ein Mann, der sich ebenfalls völlig unverdächtig fühlte bei „me too“ der reflektierte, dass er in dem Moment wo er Abends allein auf der Straße einer Frau begegnet, allein weil er ein Mann ist, für viele Frauen eine potentielle Gefahr darstellt. Die meisten Männer machen sich keine Gedanken darüber wohin sie abends gehen und mit wem und wie sie nach Hause kommen. Viele Frauen hingegen schon. Es hilft sich dem zu vergegenwärtigen. Sexuelle Gewalt, „CatCalling“, abwertende Äußerungen sind alltäglich.
Nein, ich kann sagen und beeiden, dass ich kein übergriffiges Verhalten an den Tag gelegt habe, kein „CatCalling“ betrieben und mit Sicherheit keine sexuelle Gewalt.
Aber ich bin nicht frei von problematischen Verhalten. Davon anderen nicht zuzuhören und dann eben gesagtes zu wiederholen, was zum Teil als „hepeating“, im Sinne der Mann wiederholt gesagtes gewertet wird. Auch das klassische „mansplaining“, das ungefragte erklären von Dingen, kommt häufiger vor. Und einige werten das auch schon als Teile der toxischen Männlichkeit. Ich kann das reflektieren und doch sind es Muster, in die ich falle und die Auseinandersetzung damit, ist eine Herausforderung.
Es reicht auch nicht aus, sich dessen bewusst zu werden, wenn daraus keine Handlungen folgen.
Viel schlimmer wirkt allerdings, dass ich in der Vergangenheit auch Frauen emotional verletzt habe. Es wird einige geben, die das als Hedonismus oder promiskuitiv beschreiben. Ich will es nicht so leicht machen. So tun als wäre alles normal und wären Verletzungen nur darauf zurückzuführen, dass ich keine Konflikte mag und in zwischenmenschlichen Beziehungen die Auseinandersetzung scheue.
Früher hätte man gesagt „Frauenheld“ und damals hatte es einen durchaus anerkennenden Klang. Zum Glück vorbei.
Noch heute gelten Männer, die viele Frauen haben als positive „Rollenbilder“, gerade in der rechtsextremen Bubble. Aber das ist ein anderes Thema.
Fakt ist, dass ich in der Vergangenheit Frauen gegenüber mit denen ich Beziehungen hatte nicht ehrlich gegenüber war. Wir trafen uns, verbrachten Zeit miteinander und ich ließ sie in dem Glauben, dass dies exklusiv ist, ohne zu erklären das dem nicht so ist oder ich noch andere date.
Am Ende kommt es zu Verletzungen. Die Frauen, einige, fühlten sich verraten. Die Entscheidung darüber, wie sie damit umgehen können, hatte ich ihnen genommen.
Und alle Erklärungsversuche dazu sind hilflos, denn die Verletzung und Enttäuschung bleibt und lässt sich nicht rechtfertigen.
Nein, ich war kein guter Mensch. Ich war feige und ich habe Frauen verletzt. Und das ist die Wahrheit.
Ich mag nicht beurteilen, ob das ausreicht mich zu bannen, zu verurteilen oder gar mich aus Bewegungen und der Politik zu verdrängen.
Ich bezichtige mich selbst. Mögen es andere beurteilen.