Winnetou und der Rassismus – eine Zeitgeistdebatte.



Die ganze Debatte um Winnetou ist ein wenig albern, sehr anstrengend, zeigt aber den Grad der Aufregungsgesellschaft relativ gut an. Eine Zusammenfassung.



Fakten:

Ravensburger entscheidet sich 2 Bücher zu einem Film nicht zu veröffentlichen. Ravensburger ist ein privates Unternehmen. Ob ein Unternehmen etwas anbietet oder nicht, ist eine unternehmerische Entscheidung und sonst nichts.

Es geht auch nicht um Bücher von Karl May sondern um ein Spin Off.



Rassismus ja oder nein?

Da die Bücher bislang nicht veröffentlicht wurden, dürfte es auch schwer fallen, sauber zu begründen ob und inwieweit sie rassistisch geprägt sind. Da wird viel durcheinander gebracht.

Ersatzweise wird dann auf Karl May zurückgegriffen, der aber die Bücher um die es geht nicht geschrieben hat.

Bei der Beurteilung ob die Schriften von Karl May übrigens rassistisch sind oder nicht, spielt es keine Rolle ob es gute oder schlechte Bücher sind ob man sie gerne gelesen hat oder nicht. Das bringen auch einige Politiker*innen leider durcheinander.

Die Bücher sind vor allen Dingen ahistorisch. Es sind faktisch Märchen, die mit der Wirklichkeit nicht sehr viel zu tun haben.
Und ja in einer strengen Beurteilung spiegeln sie den klassischen Kolonialgeist dieser Zeit wieder.

„Winnetou“ wird dargestellt als der „edle Wilde“, nur deswegen ist er in der Lage sich mit Old Shatterhand anzufreunden. Old Shatterhand ist Landvermesser. Es geht um die Erschließung des Westens für die Eisenbahn und damit auch um die Zurückdrängung der „Native Americans“, was in den Büchern nicht reflektiert wird.

Nebenbei ist Old Shatterhand eine Art Superman, spricht alle Sprachen kann alles und kann sich sogar täuschend echt als „Indianer“ verkleiden, so dass er auch darin den echten „Indianern“ überlegen ist. Auch dies ist klassisch kolonialer Zeitgeist.

Im Orientzyklus von Karl May wird zudem eine tiefe Abwertung gegenüber den Armeniern deutlich, beschrieben als die „Juden des Orients“. Dass Deutschland Mitwisser und Mittäter des Völkermordes an den Armeniern war, wird gern übersehen.

Die Bücher von Karl May sind kolonialistisch und rassistisch geprägt. Auf wissenschaftlicher Grundlage muss man darüber nicht diskutieren. Es ist albern.



Die Debatte.

Die Debatte ist allerdings auch nicht von der Frage geprägt ob die Bücher ggf. problematische Stereotype verbreiten oder nicht, sondern ob man sie noch lesen darf oder nicht.
Das war aber eigentlich gar nicht die Frage.


Eine Reihe von Politiker*innen (Gabriel, Prien, der FDP Typ aus Thüringen, der sich von mal mit Stimmen der AfD wählen ließ) bekunden dann eilfertig, dass sie die Bücher gerne lesen oder gelesen haben und sich das auch nicht verbieten lassen.

Die Botschaft ist, dass man sich gegen den „woken“ Zeitgeist und die „Cancel Culture“ auflehnen muss.

Nicht jede Kritik an einem Werk, jede neue Einordnung eines Werks ist deswegen Ausdruck einer „CancelCulture“. Aber die Behauptung eine neue Bewertung eines Werkes unter den Kenntnissen, die wir jetzt haben, sei Ausdruck einer „CancelCulture“ delegitimiert Kritik. Es wird zu einem Totschlagargument.

Im rechtlichen Sinne wird man ein Gewisses Maß an „Stand halten“ fordern dürfen. Meines Erachtens hat bislang auch niemand gefordert die Bücher von Karl May zu verbieten oder nicht mehr zu drucken.

Es wird aber bei einigen so getan als wäre es das. Eine Art konservative Revolte gegen einen Zeitgeist, der sich mit Rassismus und Kolonialismus kritisch auseinandersetzt.

Die Auseinandersetzung mit Geschichte ist aber nicht monolithisch sondern dynamisch.

Das Karl- May und viele andere in dieser Zeit rassistische Stereotype oder Antisemitismus verbreitet haben, entbindet uns doch als Gesellschaft nicht sich kritisch damit auseinanderzusetzen.

Die Feststellung, dass es eben damals so war und man dies an den Maßstäben der damaligen Zeit beurteilen muss, ist doch noch keine Antwort auf die Frage, wie wir inzwischen damit umgehen.

Es geht auch darum sich mit Geschichte auseinanderzusetzen, zu verstehen um eben auch nachzuvollziehen, wie Dinge geschehen konnten und was wir jetzt daraus lernen können, damit es eben nicht mehr geschieht.

Das ist die Metaebene der Diskussion, auf die sich aber die meisten freilich gar nicht einlassen.

Besser gesagt es wird keine Diskussion geführt, sondern sinnigerweise wird auf einmal darüber diskutiert, ob man Karl May gut findet oder nicht, was albern ist und gar nicht die Frage war.

Ja, auch ich habe früher Karl- May gerne gelesen, als den großen Kampf von „Gut“ gegen „Böse“ und mich dann etwas intensiver mit den „Native Americans“ auseinandergesetzt.

Held meiner Jugend war übrigens nicht Winnetou sondern die reale Figur „Sitting Bull“ Stammeshäuptling und Medizinmann der Hunkpapa-Lakota-Sioux, die jahrelang Widerstand gegen die „weißen Eroberer“ leisteten und General Custer in der Schlacht am „Little Bighorn“ eine vernichtende Niederlage zufügten.

Im Ergebnis sollte man diesen geschichtlichen Hintergrund nicht vergessen: Europäer traten in Amerika als Kolonialmacht auf, versklavten, verdrängten, enteigneten die Ureinwohner, töteten sie zu Tausenden und verdrängten sie in Reservate.

Wer über den „begnadeten Lügner Karl May“ spricht, sollte über den Völkermord nicht schweigen.

Aber natürlich kann man das alles ausblenden, trotzig rufen Widerstand und sich dabei ablichten lassen, dass man ganz „widerständig“ die Bücher trotzdem liest aber dann ist man halt eventuell ein bisschen am Thema vorbei und macht deutlich, dass es eben nicht um das eigentliche Thema geht sondern um einen herbeihalluzinierten Kulturkampf.

Cancel Culture – Die größte Gefahr für die Meinungsfreiheit?

Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU weiß zu berichten, dass aus seiner Sicht die größte Gefahr für die Meinungsfreiheit die sog. CancelCulture sei.
CancelCulture ist ja die Behauptung, dass durch lauten Protest bestimmte Meinungen unterdrückt werden könnten. Man wird aber verlangen können, dass Menschen im Sinne einer Selbstbehauptung standhalten.
Der Subtext lautet: Linke Aktivisten gehen gegen völlig legitime Meinungen vor, so verbreitet es die Zeitung „Die Welt“.

Zunächst mal muss man sortieren. Die Meinungsfreiheit ist kennzeichnend für die Demokratie. Der Meinungsstreit im Sinne eines auch konfrontativen Dafür und Dagegen haltens ist wesentliche Voraussetzung für eine pluralistische Demokratie. Dazu gehören auch Demonstrationen, die eine bestimmte Meinung kritisieren.

Und das was wiederum viele, so auch Merz offenbar verkennen, ist der Umstand das die Meinungsfreiheit ein Abwehrrecht gegen ein Handeln des Staates ist. Zensur, kann daher als solches nur der Staat ausüben. Keine Zensur ist es allerdings, demokratietheoretisch sogar notwendig, dass Meinungen umstritten sind.

Darum geht es allerdings Merz nicht. Er setzt ein Framing ein um Emotionen zu wecken. Die Erzählung ist, dass Linke die Meinungsfreiheit unterdrücken. Das wiederum ist das klassische Narrativ der Neuen Rechten, die noch jeden rassistischen Ausfall damit verteidigen, dass man es wohl noch sagen dürfe und bei jeder Kritik an ihren Positionen sofort Unterdrückung wittern. Es geht dabei nicht mehr um ein Ringen der verschiedenen Positionen sondern um das widerspruchslose aushalten noch jedes irgendwie gearteten diskriminierenden Ausfalles, der wiederum dazu führt, dass sich der Rahmen des Sagbaren verschiedet.

Dies ist wiederum ein Totschlagargument, dass da lautet, wenn du meine Meinung nicht akzeptierst machst du dich der Unterdrückung schuldig. Verkannt wird dabei, dass die Demokratie einen Rahmen hat, dass bestimmte Positionen und Meinungen zwar straflos gesagt werden können und trotzdem den demokratischen Rahmen verlassen. Sexistische und rassistische Äußerungen sind auch vom Recht der Meinungsfreiheit gedeckt verlassen aber regelmäßig den demokratischen Rahmen der durch das Grundgesetz gezogen wird. Sprache beeinflusst Denken. Die Normalisierung von einer diskriminierenden Sprache führt entsprechend auch zur Abwertung von Personen. All das sollte eigentlich bekannt sein.

Es ist auch wichtig immer wieder daran zu erinnern, dass das Grundgesetz eben auch einen Werterahmen setzt.

Merz wiederum setzt dabei 2 Punkte: ersten die „Linken“ unterdrücken uns und gehen gegen „legitime“ Meinungen vor. Was aber ist in diesem Sinne legitim und wer legt fest, ob eine Meinung legitim ist oder nicht?

Die Suggestion ist, dass völlig normale Positionen „unterdrückt“ werden sollen und darauf eine Gefahr für die Demokratie erwachse.

Das Merz selbst dabei wiederum der Spaltung der Gesellschaft Vorschub leistet, dürfte als notwendiger Kollateralschaden eingepreist sein. Die Gefahr für die Demokratie und die Meinungsfreiheit ist auch im Fall der USA nicht etwa eine irgendwie geartete CancelCulture sondern, die Spaltung der Gesellschaft und der Umstand, dass sich bestimmte Teile der Gesellschaft komplett aus dem demokratischen Diskurs verabschiedet haben und sich in ihren Glauben verschanzt haben. Die Folge davon sind gewalttätige und tötliche Dynamiken, wie sie beim Sturm aufs Kapitol deutlich werden.

In Deutschland dürfte die größte Gefahr für die Meinungsfreiheit auch darin zu sehen sein, dass rechte Netzwerke politisch engagierte Menschen, gerade im Osten, aber nicht nur da, aktiv bedrohen und einschüchtern, bis hin zu Angriffen.

Der CDU Politiker W. Lübke wurde für seine Haltung und Äußerungen ermordet. Dieses Fanal blendet Merz freilich komplett aus.

Und disqualifiziert sich letztlich selber.

Die Grenzen der eigenen Wahrnehmung.



Jeder von uns blickt mit einem bestimmten Blick auf die Welt, gespeist durch Annahmen und eigene Erfahrungen. Daraus resultiert, dass unterschiedliche Menschen eine Situation völlig unterschiedlich wahrnehmen, obwohl beide das gleiche Erleben. Die Sprache schafft dabei die Vermittlung, eigentlich.

Das allein wäre und ist kein Problem, wenn nicht zunehmend die eigene Wahrnehmung zur Absolutheit verklärt werden würde und andere Wahrnehmungen und Fakten ausgeblendet werden.

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Distanzier dich.

Immer wieder kommt die Aufforderung, dass ich mich distanzieren solle. Meistens von irgendeinem Sachverhalt, dem mensch im Kontext der linken Szene vermutet.

Heute Morgen rief mich ein besorgter Bürger an, aus den alten Bundesländern, der meinte ich solle mich doch mal zu dem Geschehen in Eilenburg verhalten.

Dort so schreiben die Zeitungen, hätten bisher unbekannte Täter sich als falsche Polizisten ausgegeben und dann dem Geschädigten das Sprunggelenk gebrochen. Beim Geschädigten handelt es sich um ein NPD Mitglied.

Er habe dies mitbekommen und irgendwo auch meinen Namen gelesen und rief deswegen entrüstet an: ich soll mich distanzieren.

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Ein Rant über die Meinungsfreiheit

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Ich bin es leid, es wieder und wieder zu sagen und zu erklären…

Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, unabdingbar für die Demokratie. Sie findet ihre Grenzen in den allgemeinen Gesetzen, also solchen die keine spezielle Meinung verbieten und zum Schutz eines höherrangigen Rechtsgutes dienen. Weiterlesen „Ein Rant über die Meinungsfreiheit“

In Zeiten der untergehenden Sonne über Verrohung reden

 

Ein Bericht aus den Meinungsbunkern der Republik.
Oder warum der sehr ehrenwerte Rechtsanwalt Hannig Morgen von mir vor Gericht gezwungen wird.

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Aus Recht und Gesetz – Verfahrenseinstellung in eigener Sache.

Am Abend des 1.September, dem Abend der Landtagswahl, als sich endgültig ein brauner Schleier des Landes, in dem diese Geschichte seine Herkunft hat, bemächtigte, fanden mehrere Demonstrationen statt.

Diese Demonstrationen für die Demokratie und für konsequenten Antifaschismus, richteten sich auch gegen die inzwischen klar faschistische AfD. Die Demonstration vor dem Neuen Rathaus in Leipzig hatte das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz angemeldet.

Ich war ein Redner. Im Rahmen dieser Rede wurde mir vorgeworfen, dass ich das AfD Mitglied Dubravko Mandic als „Nazischwein“ bezeichnet haben soll.

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Eilentscheidung AG Dresden. Bezeichnung AfD als „Faschisten“ zulässig.

Das Amtsgericht Dresden hat im Eilverfahren entschieden, dass der Pressesprecher der sächsischen AfD Fraktion als „Neonazi“ und „Faschist“ bezeichnet werden darf. Weiterlesen „Eilentscheidung AG Dresden. Bezeichnung AfD als „Faschisten“ zulässig.“

Hilfe, ich Opfer werde verklagt weil ich eine große Klappe habe!

Müde kommentiere ich das aktuelle Zeitgeschehen, nicht ohne dabei ein verschmitztes Lächeln über meine Züge gleiten zu lassen.

Gestern flatterte ein Brief eines Anwalts in mein Büro. Ein Anwalt, der allgemein bekannt ist, dass er vornehmlich Neonazis und Schläger vertritt und auch mal Kundgebungen bei LEGIDA anmeldet oder begleitet und schon seit der geraumer Zeit bei rechten Demonstrationen auftaucht. Weiterlesen „Hilfe, ich Opfer werde verklagt weil ich eine große Klappe habe!“

„Lord of the Toys“ – keine Kritik bitte!

Vielleicht doch noch ein paar Worte zu diesem Film über den am Ende alle diskutieren und man darf annehmen, so wenige gesehen haben.

Der Film begleitet eine Clique von Youtubern in Dresden, die saufen, dümmlichste Sprüche reißen und im Wortsinn „Scheiße bauen“, wobei das Vokabular im wesentlichen aus Beleidigungen besteht, ergänzt durch rassistische, sexistische und antisemitische Sprüche.
Und während sich der Feuilleton darüber freut, dass der Film mit „Zwischentönen“ ein „dystopisches Bild einer Generation“ (Spiegel, MDR, Süddeutsche) zeichnet, wird ein Teil der Kritik allzu schnell damit abgehandelt, dass die Kritik ja unrecht und sogar Boykott gefordert hätte.

Abgesehen davon, dass ich mich besorgt Frage in welchen Bunker man gelebt haben muss, um erst anhand dieses Films wahrzunehmen, was draußen passiert, tun einige Erklärungen not.

Das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz etwa, hatte keineswegs einen Boykott sondern einen kritischen Diskurs und Einordnung gefordert. Dazu muss man auch den Film nicht sehen, eine Auseinandersetzung mit den Figuren des Films reicht völlig aus.

Der Film startet mit einer Szene, die aus einem Video von Herzberg, dem Protagonisten stammt, indem im Original auch Felix Friebel (organisierter Neonazi) auftaucht. Selbiger war ebenso mutmaßlich am Naziangriff auf Connewitz beteiligt wie der im Film gezeigt Patrick Gamel Singh. Beides Umstände, die man im Film ebenso wenig erfährt, wie die Tatsache das Herzberg und Alex „Malenki“ Kleine, Chef der gewaltaffinen Identitären Bewegung in Leipzig sich offenbar bestens kennen und austauschen.

Auf viele dieser Punkte hat die Kritik hingewiesen. Punkte, die geflissentlich ignoriert werden. Ebenso wie der Umstand, dass in der letzten Szene die Akteure die Parkeisenbahn in Dresden nutzen und dabei Kinder als „Schweine“ titulieren, diese dabei abfilmen, ältere Menschen beleidigen und provozieren und eine bedrohliche Aura ausstrahlen.

Nun kann man ja sagen, dass die Kritik doch dem Inhalt und nicht den Überbringern der Botschaft gelten müsste. Auch das. Aber Information entsteht beim Empfänger, weswegen sich die Sender einer Botschaft regelmäßig darüber klar werden sollten, was sie wollen was ankommt außer man setzt auf möglichst große Verstörung und Interpretationsspielraum.

Herzberg und seine Gang feiern die Auszeichnung derweil als eigene. Man merkt der Film hat alles offen gelegt.

Die Regisseure meinen ebenfalls dazu, dass eine politisch gefestigte Meinung in der Gruppe nicht vorhanden sei, man will eben nur provozieren. Dass der Protagonist Herzberg sich damit rausredet, dass sexistische, homophobe Sprüche eben zu seinem Milieu gehören ist selbstbezeichnend.
Dass seine Fans, Antisemitismus bis hin zur Holocaustleugnung lustig finden, ebenso.

Aber dies erfährt man nicht im Film, auch nicht im Feuilleton sondern nur aufgrund einer Kurzdiskussion im Nachgang der Uraufführung, die erst möglich gemacht wurde, nachdem es Kritik gab. Die Kritik hat also die Diskussion erst ermöglicht.

Mir persönlich ist es dabei regelmäßig egal ob jemand sexistisch ist aus Überzeugung oder Dummheit, Sexist bleibt Sexist. Und für die Betroffenen von Diskriminierung, die im Film nicht zur Sprache kommen, wird es vermutlich auch keinen Unterschied machen, ob der Täter es ernst meinte oder „nur spielen“ wollte.

Letztlich noch ein Wort an die Kritiker der Kritiker. Gerne wird dann gesagt es herrsche Kunstfreiheit und eine Zensur fände nicht statt. Was richtig ist.

Allerdings ist die Kunstfreiheit, ebenso wie die Meinungsfreiheit in erster Linie ein Abwehrrecht gegen ein Handeln des Staates. Und mir persönlich wäre völlig neu, dass irgendjemand ein Verbot des Films gefordert hätte. Aber natürlich kann man indem man die Kritik dorthin schiebt, was einige Journalisten offenbar aus intellektueller Faulheit tun, delegitimieren und unter Generalverdacht stellen.

Übrigens hat von denen, die vorab schon Kritik äußerten auch niemand einen Boykott gefordert und selbst wenn dem so wäre, wäre dies völlig legal. Nach dem maßgeblichen Urteil des Bundesverfassungsgerichtes ist nämlich auch ein Boykottaufruf eine zulässige Meinungsäußerung (vgl. BVerfG „Jud Süß“).

Aber indem man den Kritikern vorhält diese hätten zum Boykott aufgerufen, werden diese vorab aus dem Diskurs entfernt. So kann man sich dann darüber freuen, dass der Film ein bislang „unbekanntes Milieu“ zeigt.

Das Kunst frei ist heißt nämlich nicht das sie frei von Kritik sein muss. Kunst lädt im besten Fall immer zum Streit, zur Meinungsäußerung ein. Auch das scheinen im vorliegenden Fall einige vergessen zu haben.

So ist diese ganze Debatte um den Film ein wenig verquer was nicht zuletzt an der Rezeption der geäußerten Kritik liegt.

Aber gut, jetzt wissen vielleicht alle, dass es Youtuber gibt, die neonazistische Codizees verbreiten und Cybermobbing betreiben.

Man könnte auch darüber diskutieren wie man eigentlich damit umgehen will. Kann man. Aber dann müsste man ja wirklich, jenseits von Befindlichkeiten, anfangen nachzudenken.

Den Film zu sehen, festzustellen „Alles Schlimm“, sich zurückzulehnen und sich über die Kritik zu erregen ist aber dann doch irgendwie einfacher.