Aktuell wird ja gern behauptet, dass mit der Öffnung von Nordstream 2 alle Probleme behoben werden und wir weiterhin billiges Gas hätten. Bei Licht betrachtet ist dies aber Unsinn.
Nordstream 1 ist bislang nicht ausgelastet. Laut Angaben des Herstellers Energy sind 8 Turbinen verbaut. Nach Angaben von Putin allerdings nur 5 und nach dessen Angaben seien auch 3 in Reparatur.
Selbst wenn dies so sein sollte müsste allerdings dann bei noch 2 funktionierenden Turbinen immer noch 40 Prozent der Gasmenge vorhanden seien.
Da dies nicht der Fall ist macht relativ klar deutlich, dass es sich nicht um technische Probleme sondern um eine politische Entscheidung geht.
Weiterhin gibt es bestehende Verträge, die eine bestimmte Menge an Gas vertraglich zusichern. Der Rest wurde frei gehandelt. Diese Menge ist weggefallen, was sich negativ auf die Energielieferanten auswirkt, die mit ihren Endkunden bestimmte Liefermengen vereinbart hatten und nun entweder Strafen zahlen müssen, wenn sie es nicht können bzw. zu deutlich teureren Preisen Gas einkaufen müssen.
Die Gaspreisumlage führt also auch dazu, dass die Firmenpolitik der Energiekonzerne, die auf billiges Gas gewettet haben, gerettet wird und dabei auch Energiekonzerne profitieren, die gar keine Verluste haben.
Legt man dies wiederum zugrunde erschließt sich nicht warum Nordstream 2 dann eine Lösung sein sollte außer wenn man dem Spiel von Putin auf den Leim gehen will.
Woher die Annahme kommt, dass Nordstream 2 dann voll ausgelastet werden soll, erschließt sich nicht.
Zudem ist bei Nordstream 2 zu berücksichtigen, dass es nach den europäischen Regelungen, drittes Energiepaket, die Preise am Spotmarkt gehandelt werden, dass heißt höher sind als bei langfristigen vertraglichen Verpflichtungen und außerdem die Leitung nicht zu 100 % durch den Inhaber des Energiemittels ausgelastet sein dürfen.
Die Drosselung der Gaslieferungen unter anderem in Deutschland ist damit auch ein Mittel der umgekehrten Sanktion. Russland drosselt die Gaszufuhr und verbrennt lieber Gas und schwächt die eigene Wirtschaft um Deutschland innenpolitisch zu destabilisieren.
Auch hier wird einmal mehr deutlich, dass Deutschland bereits in der Vergangenheit gut beraten gewesen wäre seine Energielieferung stärker zu diversifizieren, dass heißt unabhängiger von einzelnen Ländern zu machen, um eben nicht erpressbar zu sein.
In der Debatte um Nordstream 2 müsste man die oben genannten Punkte alle mit einbeziehen. Aber natürlich kann man all die Fakten ausblenden und sagen, dass Deutschland alle Sanktionen gegen Russland einstellen soll und die Ukraine fallen lässt.
Damit würde sich Deutschland weiterhin abhängig von einem autokratisch geführten Russland machen.
Warum das eine gute Idee sein soll, unabhängig davon, dass man sich Großmachtansprüchen eines Landes beugt, erschließt sich nicht.