Und während das morden weitergeht und Menschen sterben, eine Kinderklinik sogar beschossen und unvorstellbares Leid die Menschen trifft, wird in Deutschland schon wieder über Spritpreise gestritten.
In einer global vernetzten Welt hat ein Krieg folgen. So einfach ist das. Und die Sanktionen, gezogen um das morden zu beenden, haben auch Auswirkungen auf uns.
Und die Sanktionen, die man noch ziehen könnte, wie ein Importverbot von russischen Gas wird man nicht ziehen, weil es zwar vielleicht den Krieg schneller beenden könnte, weil die Wirtschaft in Russland kollabiert aber die Auswirkungen auf uns so groß sein könnten, dass sie auch hier zu sozialen Verwerfungen führen würden. Ganze Lieferketten würden stoppen, die Arbeitslosigkeit würde deutlich steigen, die Inflation zunehmen.
Was ist schon ein Menschenleben im Angesicht der Rohstoffpreise? Sind Menschenleben verhandelbar und ich ertappe mich dabei wie unfassbar zynisch ich geworden bin, dass ich mir solche Fragen stelle.
Vergessen wir für einen Moment den Krieg. Lassen uns ein auf die Debatte über die Rohstoffpreise.
Die Treibstoffkosten sind so hoch wie noch nie und es ist zynisch zu schreiben, dass die Leute doch laufen oder Fahrrad fahren sollen, weil meine Position, aus der ich das schreibe privilegiert ist. Großstadt, kurze Wege, flaches Land.
Es gibt Menschen, die sind auf ein Auto angewiesen und natürlich muss man bezweifeln, dass alle die jetzt klagen wirklich ein Auto brauchen. Aber es gibt Menschen, die brauchen das Auto zum pendeln. Und das auch deswegen weil es zwar überall Straßen gibt aber nicht überall ÖPNV. Und wenn ich schreibe nicht überall, dann meine ich an vielen Stellen gar nicht.
Und auf einmal wird eine Spritpreisbremse diskutiert und absurderweise auch von denen gefordert, die eben noch eine Mietpreisbremse für einen unzulässigen Eingriff in den freien Markt oder gleich die Einführung des Sozialismus hielten.
Die Debatte über Spritpreise führt ins nirgendwo. Das Problem ist nicht der Sprit oder die Preise. Das Problem ist, dass es Menschen gibt, die in prekären Umständen leben, wo das Geld kaum zum Leben reicht. Lasst uns darüber reden, wie wir es schaffen das die Scherre zwischen arm und reich wieder zusammengeht und Menschen, die arbeiten am Ende auch genug haben, dass sie davon leben können.
Aber stattdessen lassen wir uns ablenken. Parolen wie Spritpreisbremse verfangen halt. Menschen lassen sich blenden.
Können wir kurz darüber nachdenken, wie unfassbar privilegiert wir sind, dass wir uns eine solche Debatte leisten können, während kaum 1000 km entfernt Menschen gerade alles verlieren und wir ernsthaft darüber klagen, dass Treibstoff gerade teurer geworden ist.
Voller Bitterheit schreibe ich die Wut in diese Zeilen und schreibe, dass Menschenleben keine Handelsware sind und das es noch andere Krisen gibt und die Auswirkungen davon noch weit gravierender sein werden und die Kosten weiter steigen.
Mit erhobenen Zeigefinger und vibrierender Empörung will ich es hinausschreien, wissend, dass moralische Überhöhung niemanden überzeugt sondern vor allen Dingen arrogant ist.
Wir sind unfassbar privilegiert. Aber wir können einen Beitrag leisten, dass es Morgen noch eine Erde gibt auf der wir leben können.
Und ja, dass wird auch unser Leben verändern, jenseits der eigenen Komfortzone und Forderungen, die vor allen Dingen auf das eigene Wohl ausgerichtet sind.
Dass muss man sich nicht leisten können, dass muss man wollen.
Für Frieden, für Gerechtigkeit.
Da stimme ich zu.
Und ich verstehe nicht: Knapp zwei Jahre lang akzeptierte man auch die tiefgreifendsten Eingriffe in die eigene Komfortzone, weil man es fuer erforderlich und effektiv hielt, um die Pandemie einzudaemmen. Geht es aber darum, Bombardements von Krankenhaeusern und Zivilisten nicht durch Rohstoffimporte (mit-)zufinanzieren, dann soll man nicht darueber nachdenken, vielleicht doch mal nicht erforderliches heizen oder autofahren bleibenzulassen?
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