In der Politik, und nicht nur da, gibt es ja die Sehnsucht nach Geschlossenheit. Man möchte möglichst geeint nach außen erscheinen.
Was viele verkennen ist, dass die Einigung erst nach dem Streit stehen kann, nach der lebhaften Debatte, nach dem gegenseitigen Austausch der Argumente. Die Demokratie lebt vom Streit, dem gegenseitigen Austausch von Argumenten, dem steten Ringen um die beste Lösung und das auch innerhalb von Gruppen, wie sie Parteien eben darstellen.
Unvorhergesehene Wortmeldungen werden aber gerne als Konfliktfördernd interpretiert und oft genug wird dann nicht über den Inhalt sondern über Formalia und die Person des meldenden diskutiert. Beides im Höchstmaß dazu geeignet, die eigentliche Debatte zu verhindern.
Ein Austausch, charakteristisch für die Demokratie, der im besten Fall, von jedem einzelnen verlangt sich immer wieder neu zu hinterfragen, eigene Annahmen stetig neu zu überprüfen und auch hinzunehmen, dass man trotz der Überzeugung Recht zu haben, unterliegen kann und damit umzugehen.
Das allein, das Gefühl Recht zu haben, und dennoch zu unterliegen, nötigt dem Menschen einiges ab.
Nun ist es nicht selten in der Politik, dass einige schon gar keine Positionen beziehen, sofern Sie nicht vorher die Mehrheit hinter sich wissen – aus Angst eine Niederlage sei gleichbedeutend mit einer politischen Beschädigung.
Dabei zeigt sich gerade in dem Moment der Niederlage, die eigentliche Größe des Menschen. Beschädigt geht nur derjenige aus einer Debatte hervor, der keine eigene Größe hat, der aus Angst und Opportunität keine Überzeugung aufweist oder diese Überzeugung bereits vor der Meinungsbildung verdeckt.
Nun ist es aber ebenso wenig ein Geheimnis das Opportunität in Parteien bis zu einem Gewissen Grad für die eigene Karriere geradezu förderlich ist. Denn jede eigene Überzeugung, laut ausgesprochen, zwingt geradezu zur Auseinandersetzung mit dem Argument und birgt die Gefahr des Widerspruchs in sich.
Mehr Streit wagen.