Morgen also soll es in Leipzig einen weiteren Versuch selbst ernannter Querdenker geben. Man will diesmal mit einem Autokorso durch die Stadt fahren.
Angemeldet sind eine Reihe von Versammlungen, aus verschiedenen Richtungen, die sich in Leipzig treffen wollen.
Das Motto lautet wahlweise „Fahrt euch frei“ oder „Frei atmen“. Auf die Idee in einem Auto, dass Schadstoffe ausstößt, für „Frei atmen“ zu demonstrieren, muss man erstmal kommen.
Man wähnt sich bereits in einer „faschistischen Diktatur“, die den Plan des „Great Reset“ hat (Aus dem Aufruf). Man meint zu wissen, dass es gar keine Pandemie gibt. Und kann nicht nachvollziehen warum man, obwohl man sich doch selbst als Freiheitskämpfer gegen die faschistische Diktatur sieht, von anderen als rechtsoffen bezeichnet wird.
Es zeigt sich auch, dass sich die Bewegung der sogenannten „Querdenker“ deutlich radikalisiert hat. Betrachtet man die einschlägigen Seiten in den sozialen Medien ist der Ton äußerst rau.
An Gesetze will man sich nicht halten, Auflagen brechen. Weil man weiß, dass sich 1989 auch niemand daran gehalten hat und nur so, dass „System“ oder eben auch „die Diktatur“ überwunden werden kann.
Allein der Aufruf dieser Gruppen zeigt eine erstaunliche Ferne von der Realität und eine Verklärung der Situation.
Das Versammlungsgrundrecht ist konstitutiv für eine Demokratie. Auch in der gegenwärtigen Situation ist es gewährleistet. Die Leerdenker, die sich in einer Diktatur wähnen, nehmen Freiheitsrechte in Anspruch, die ihnen eine Staatsform garantiert, die sie abschaffen wollen. Das ist die hohe Dialektik des Unsinns.
Die aktuelle Situation ist für alle belastend. Für Kinder, für Gewerbetreibende, für Menschen. Niemand will einen Lockdown und Beschränkungen.
Aber schon ein Freiheitsbegriff, der darauf abstellt, dass frei sein, bedeutet shoppen zu können oder das zu machen was man machen will, ist nicht nur unterkomplex sondern verkennt das Freiheit untrennbar auch mit Verantwortung zu tun hat.
Es zeigt sich auch das die Gesellschaft zunehmend erschöpft ist.
Hilfreich wäre zu erkennen, dass die Krisen unserer Zeit im Wesentlichen menschengemacht sind. Die adäquate Reaktion wäre damit nicht die Negation der Realität sondern das Verstehen der Ursachen und sich damit auseinanderzusetzen.
Aber dies erfordert eben mehr Auseinandersetzung, als sich trotzig hinzustellen und aufzuzählen was alles falsch ist. Ein Nein, ist keine im Regelfall noch keine Lösung.
Morgen also will man jedenfalls durch Leipzig fahren. Die Innenstadt mit Autos lahmlegen. Das Leben der Menschen weiter erschweren.
Und weil das so ist, sollte es auch nicht unwidersprochen bleiben. Muss man die „Leerdenker“, die jedwede Meinung, die nicht der eigenen entspricht zurückweisen, und damit einig sind mit Pegida, AfD und Co, daran erinnern, dass die Meinungsfreiheit eben nicht widerspruchslos ist.
Deswegen hier das Angebot unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln deutlich zu machen, dass Reichsbürger, Neonazis und Verschwörungsgläubige in Leipzig auch weiterhin herzlich unwillkommen sind.
Auch das ist Demokratie- der Widerspruch gegen den Unsinn, den manche meinen widerspruchslos vertreten zu dürfen.
In Abstimmung unter anderen mit Leipzig nimmt Platz:
- Raddemo, Start 12 Uhr Kuhturmstraße
- Raddemo, Start 12 Uhr , Rabet (am Aldi)
- Raddemo, Start 12 Uhr, Connewitz Kreuz,
- Mororodakorso, Start 12 Uhr , Völki
- Versammlung Augustusplatz Gewandhausseite
Gemeinsam und solidarisch für Demokratie, für Solidarität und deswegen gegen rechte Leerdenker.