In einer aktuellen Wahlumfrage kann sich die AfD in Thüringen berechtigte Hoffnungen machen, stärkste Partei zu werden. Eine Mehrheitsbildung würde, Stand jetzt, jenseits der AfD nur mit Beteiligung von CDU und Linken gehen.
Da fehlt mir ein wenig die Phantasie um sich ausgerechnet in Thüringen das vorstellen zu können.
Thüringen ist das Land, indem B. Höcke die AfD führt und damit eine Person, die aus seiner nationalsozialistischen Überzeugung keinerlei Hehl macht.
Dies wurde auch gestern deutlich. Höcke, der zur Landtagswahl das Ziel 33 ausgibt, wo man berechtigt Fragen darf „Zufall oder Chiffre“, sprach in Weimar – im Schatten von Buchenwald. Am Tag der Befreiung spricht Höcke in Weimar. Zwar folgten seinem Aufruf „nur“ rund 500 Personen, während der Gegenprotest aus 1200 Personen bestand aber auch das ist nur eine Momentaufnahme.
In seiner Rede führte Höcke aus, dass man Parteien überwinden müsse, die Wissenschaft gleich geschaltet sei und wiederholte das Narrativ, dass alle anderen die Faschisten seien.
Das häufig wiederholte „Widerstand“ wird aufgeladen mit der Bedeutung, dass man sich bereits in einem autoritären Land befände, geführt von Eliten und Presse, sowie Wissenschaft gleich geschaltet sei.
Das kleine 1mal 1 des extremen Rechtspopulismus. Führt man diese Gedanken zu Ende, will Höcke eine Ein Parteien Regierung, die analog zu autoritären Ländern in Europa, allen voran Russland, was er auch betont („gemeinsam mit Russland unser Land wieder aufbauen“) die Presse und Wissenschaft kontrollieren. Eine unabhängige Presse wollen autoritäre Rechtsextremisten nicht.
Und fernab von der großen Berliner Bühnen und den Landtagswahlen in den bevölkerungsreichen Flächenländern könnte die AfD, die in Thüringen, wie in kaum einem anderen Bundesland mit Höcke klar für einen nationalsozialistischen Kurs steht, nächstes Jahr stärkste Partei werden.
Gesprochen wird darüber kaum.
Es ist einfach normal geworden. Rechtsextreme Überzeugungen und Einstellungen sind im Osten in weiten Teilen erschreckend normal. Auch die Gesamtumfrage zur Bundestagswahl weißt die AfD derzeit im Osten als stärkste Partei aus.
Rechtsextreme Überzeugungen, die sich in allen Teilen der Gesellschaft wiederfinden und auch vor Schulen und staatlichen Behörden keinen Halt machen.
Diese Analyse ist bekannt und sie bleibt erschreckend, auch angesichts des Umstandes wie weite Teile der Gesellschaft sich mit diesen Zuständen bereits arrangiert haben und nicht verstehen und verstehen wollen auf welchem gefährlichen Weg wir uns befinden.
Am 08.05. kann man festhalten, dass „Nie wieder“ droht langsam zu verhallen.
Man muss in diesem Zusammenhang an die Worte des KZ Überlebenden Primo Levi erinnern: „„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.““