„Liebe Spaziergänger…“ ein Brief an euch.

Liebe „Spaziergänger“,

ich verstehe es nicht. Wirklich nicht. Auch ich mache mir Gedanken, habe Zweifel und hinterfrage. Auch ich bin von einer Impfpflicht nicht restlos überzeugt. Auch deswegen weil die verfassungsrechtlichen Hürden zu Recht sehr hoch sind.

Ihr nennt euch Spaziergänger obwohl ihr Demonstrationen durchführt. Warum ihr diese Demonstrationen nicht einfach anmeldet, verstehe ich nicht. Ist eigentlich ganz einfach. Die Anmeldung ist keine Genehmigung sondern dient dazu die Sicherheit der sich Versammelten und der sich nicht Versammelten sicher zu stellen. In einem Rechtsstaat macht man das so auch weil es Menschen gibt, die sich nicht Versammeln wollen.

Euch interessiert das nicht. Warum eigentlich nicht? Warum sind euch eure Mitmenschen so herzlich egal?

Ihr wollt nicht in eine rechte Ecke gestellt werden. Ich verstehe das! Warum fällt es euch dann so schwer euch klar abzugrenzen? Warum werden in euren Telegramgruppen Nachrichten von Rechtsextremen, AfD und Verschwörungstheoretikern widerspruchslos geteilt?

Warum gibt es keinen Aufschrei wenn in eurer Mitte Menschen mit Reichsfahnen herumlaufen oder Hooligans oder Neonazis? Warum?

Und nein das Argument, dass ihr es nicht gesehen habt, zählt nicht. Die Verantwortung eines Menschen endet nicht an seiner eigenen Wahrnehmungsschwelle.

Einige von euch misstrauen den Medien. Das verstehe ich. Aber ich verstehe nicht, warum ihr einigen Medien vertraut und der Meinung seid, dass dann andere, die eure Meinung bestätigen die Wahrheit schreiben?

Fallen euch diese Widersprüche auf? Haben Medien immer nur dann Recht, wenn sie eure Meinung, die eigentlich schon feststeht teilen? Wo ist der Wille sich wirklich mit den Sachen auseinanderzusetzen?

Einige von euch wähnen sich in einer Diktatur. Ich verstehe eure Kritik an der parlamentarischen Demokratie. Politik wirkt manchmal abgehoben und schnell hat man den Eindruck vergessen zu sein. Aber Diktatur? Wirklich?

Die Regierung wurde in freien Wahlen gewählt. Das macht man so in einer parlamentarischen Demokratie. Diese sogenannte Diktatur lässt euch sogar „spazieren“, ihr könnt eure Meinung frei äußern. Was ist das los? Ich habe eher den Eindruck, dass einige von euch mit Kritik nicht umgehen können und der Meinung sind, dass bereits die Kritik an der eigenen Meinung Zensur wäre. Wirklich? Ihr beruft euch auf Meinungsfreiheit und könnt bereits mit Kritik nicht umgehen.

Ihr wollt für die Grundrechte auf die Straße gehen? Ich finde das gut. Grundrechte sind wichtig. Aber wenn mir Grundrechte wichtig sind, gehe ich nicht mit Menschen auf die Straße, die diese Demokratie und mit ihr die Grundrechte ablehnen.

Ach, ihr habt das nicht mitbekommen weil ihr es nicht gesehen habt?
Nochmal jeder erwachsene Mensch hat eine Verantwortung und die endet nicht an der eigenen Wahrnehmbarkeitsschwelle.

Ihr wollt Verantwortung übernehmen und lehnt es schon ab, dass ein Mensch in einer Gemeinschaft eben auch Verantwortung für andere hat.

Ihr meint Freiheit und meint letztlich nur „ICH“. Dass dieses „Ich“ aber in einer sozialen Gesellschaft lebt und damit Freiheit immer nur in Abhängigkeit von anderen funktionieren kann, interessiert euch nicht.

Weil ihr euch in eurer Freiheit beschränkt seht, ist euch die Freiheit von anderen völlig egal. So sieht das aus.

Was ich verstehe sind Zweifel weil ich selber zweifle. Was ich verstehe ist Kritik. Und es ist wichtig Kritik zu äußern und Dinge zu hinterfragen, immer.

Das ist der Kern der Demokratie. Und ja mich nervt auch der Fundamentalismus mit denen manchmal Maßnahmekritiker vorschnell als „Schwurbler“ abgetan werden. Das ist nicht gut.

Wem andere völlig egal sind, wer mit Rechtsextremen läuft, wem Recht und Gesetz egal ist, dem geht es nicht um Demokratie oder Grundrechte.

Ich verstehe euch nicht. Ihr seid nicht die Mehrheit. Euer Freiheitsbegriff ist sinnentlernt. Euch geht es nicht um diese Gesellschaft oder die Zukunft. Euch geht es um euch selbst und nur um euch selbst.

Das könnt ihr machen. Aber dann seid wenigstens so ehrlich und gebt es zu.

Gestern wurde in Coswig und nicht nur da Pressevertreter angegriffen und mussten die Arbeit einstellen. Polizeibeamte wurden an verschiedenen Orten attackiert und beleidigt alles im Namen eurer „Freiheit“. Ich weiß, ihr habt das wieder nicht gesehen oder mitbekommen. Sehr deutsch dieses von nichts gewusst haben bzw. nicht wissen wollen.

Nein, ich verstehe es nicht. Ich verstehe euch nicht.
Ich erkläre euch nicht den Krieg weil wir nicht in einem Krieg leben und Sprache das Denken prägt.

Es gibt keine Spaltung der Gesellschaft. Auch wenn ihr das gerne so seht. Ihr habt euch abgespaltet und euch aus dieser Gesellschaft verabschiedet. So ist das.

Ich verstehe euch nicht.

Was fehlt. – Ambiguitätstoleranz



Die Tage sind grau. Es ist der Anfang des Jahres. Und nach wie vor habe ich den Eindruck, dass wir immer noch keinen Umgang mit der Situation gefunden haben. Einer Situation, die viele vor Herausforderungen stellt.

Ich bin nicht mehr oft weggegangen, auch vor der Pandemie nicht, weil mir die Zeit fehlt. Aber manchmal reicht es schon aus die Möglichkeit zu haben um sich unbeschwert zu treffen, wieder in den Armen zu liegen.

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Die große Spannung- wie die Gesellschaft zerreißt.

Die große Spannung.

Die Fliehkräfte der Gesellschaft nehmen in der vierten Welle zu. Die Gereiztheit allerorten ist verständlich und gefährlich. Geimpfte gegen Ungeimpfte. Nicht immer ist es so einfach.

Fakt ist, die Zahlen steigen und sie steigen schnell.
Zu den beliebten Fehlschlüssen einerseits gehört, dass damit der Nachweis erbracht sei, dass die Impfungen nicht helfen weil doch viel mehr Menschen geimpft seien als vor einem Jahr.

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Gegenüberstellen

Es wird wieder über nächtliche Ausgangssperren diskutiert, obwohl deren Wirkung vergleichsweise marginal ausfallen dürfte. Es wird über weitere Einschränkungen des Privatlebens diskutiert, im Angesicht erneut deutlich steigender Zahlen und der Auslastung von Krankenhausbetten und der Belastung des Pflegepersonals.

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Privilegien für Geimpfte?

Immer wieder flammt die Diskussion auf, ob es nicht für Geimpfte „Privilegien“ geben sollte. Dahinter verbirgt sich der Wunsch zeitnah in eine Normalität zurückzufinden. Allein diese Debatte ist, so nachvollziehbar sie erscheinen mag, falsch aufgezogen. Es geht nicht um Privilegien. Daher ein paar Anmerkungen.

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Kinderschuhe aus Lublin

Es muss ein wütender Rant folgend, ein unversöhnlicher Aufschrei mit Trotz in den Staub geschrieben.

Derzeit scheint es Brauch geworden zu sein, dass verantwortungslose Eltern, aus Protest gegen Schulschließungen Kinderschuhe vor die Rathäuser stellen. Und mancherorts äußern Politiker*innen dafür Verständnis.

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Vertrauensverlust

Die Zweifel mehren sich. Viel passt nicht mehr zusammen.

Sind wir in der zweiten Welle oder ist das schon die Dritte und was bedeutet es. Fast überall steigen die Zahlen wieder an. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft sich an Einschränkungen zu halten, einen Weg mit zu gehen.

Zu viel scheint unausgekoren, konfus und strategielos. Weiterlesen „Vertrauensverlust“

Hausbesuch bei einem Ministerpräsidenten, Teil 2.

Am ersten Wochenende des neuen Jahres waren 30 Personen aus dem Umfeld der Coronaleugner und B96 Demonstranten vor der Privatadresse des sächsischen Ministerpräsidenten aufgetaucht. Kretschmer hatte daraufhin mit diesen Menschen gesprochen. Deutlich wurde, dass diese kaum an einem Austausch interessiert sind.

Die Reaktion aus der Politik waren eindeutig: das Aufsuchen eines Politikers an seiner Privatadresse ist ein No Go und wurde entsprechend verurteilt- von allen demokratischen Parteien.

Auch wenn der Ministerpräsident mitteilte, dass er sich selber nicht bedroht gefühlt habe, wirken die Bilder verstörend.

Gestritten wurde darüber, ob es sinnvoll ist überhaupt in dieser Situation ein Gespräch anzufangen. Einige zollten dafür Respekt, anderen ging auch das zu weit.

Soweit die Vorgeschichte. Weiterlesen „Hausbesuch bei einem Ministerpräsidenten, Teil 2.“

Im Zweifel: Freiheit.

Freiheit ist ein häufiges Wort, noch häufiger inzwischen missbraucht und geschunden.

Freiheit benennt in der Folge einen Zustand der Autonomie des Subjekts. Eine Freiheit sich ohne Zwang entscheiden zu können.

Die Coronazweifler, die Klimawandelleugner alle sie berufen sich auf die Freiheit. Fühlen sich eingeengt und missbrauchen den Begriff. Sie verkennen dessen Bedeutung.

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Silvester oder soll man es lassen.

Im vorchristlich – animistischen Glauben, was erwähnt werden soll, um die „Verteidiger des Abendlandes“ und solche die es werden möchten zu integrieren, die anlässlich der Silvesterfeuerwerksdiskussion schon die Diktatur fürchten, diente das Feuerwerk dazu böse Geister zu vertreiben. Gemeint ist damit allerdings nicht „Merkel muss weg“ oder ähnlicher Unfug.

Das heute angewandte Feuerwerk, auch das weiß man, geht auf die chinesische Song Dynastie zurück, was auch nicht so schrecklich viel mit uns zu tun hat.

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