Warum fühlen sich Menschen bedroht? Von Veganern, Flintas und Co.

Es gibt ja viele Dinge, wie ich gelernt habe, dass Menschen ihre persönliche Freiheit bedroht sehen und sich bevormundet fühlen.

In Dresden hat sich zum Beispiel eine „vegane Fleischerei“ einen hübschen Shitstorm eingefangen weil allein die Nachricht, dass es eine vegane Fleischerei gibt, offenbar bei einigen unruhigen Zeitgenossen, in einheimischen mit freudlosen Klopapier ausstaffierten Prepper- und/ oder Meinungsbunkern sämtliche Alarmglocken leuten.

Natürlich können ja die überkorrekten anmerken, dass vegane Fleischerei ein Widerspruch in sich sei. Ja und, möchte man fragen. Und genauso trotzig möchte man fragen, ja und, wenn die Verfechter der korrekten Normung sagen, dass man die Bezeichnung ändern muss, weil eine Leberwurst, die nicht aus Fleisch besteht, die Bezeichnung nicht tragen darf.

Die Beispiele mit Scheuermilch, die keine Milch ist und nur so aussieht oder der Leberkäse, der ebenso wenig mit Leber und Käse zu tun hat, wie die vermeintlichen Fischburger mit Fisch bei McDoof sollen hier nicht verschwiegen werden.

Wir lernen: es gibt irreführende Bezeichnungen, die so etabliert sind, dass sie ok sind aber wehe jemand kommt auf die Idee vegan zu leben und Produkte herzustellen und zu verwenden, die an fleischliche Äquivalente erinnern. Dann droht mindestens das Abendland unterzugehen. Das ein Großteil der Lebensmittel, dank der Lebensmittelindustrie, leicht irreführend sind, dürfte den meist bekannt sein. Ein Crispy Sandwich ist nicht deswegen gesünder weil man statt frittiert, was nach triefenden Altöl klingt, sämtliche frittierfähigen Produkte als crispy bezeichnet, was leicht und hip klingt.

Ebenso wie das Abendland unterzugehen droht, wenn nonbinär lebende Menschen oder Flinta Personen gleiche Rechte fordern. Offensichtlich, so lerne ich aus vielen abwertenden Kommentaren, sind es primär Männer, die sich von Personen, die nicht in klassischen Rollen verhaftet sind, in ihrer Männlichkeit bedroht fühlen.

Aber wie fragil muss man sein, damit man sich von Menschen bedroht fühlt, die anders lieben als man selbst? Fürchtet da möglicherweise ein Teil der sich echauffierenden Männer, selbst ein wenig schwul zu werden?

Es ist halt unglaublich einfach sich in der Gesellschaft der Aufregung, an Dingen aufzuregen, seine Wut und Unsicherheit auf andere zu übertragen und diese für alles Unbill verantwortlich zu machen.

Ich zum Beispiel fliege kein Flugzeug, fahre kein Auto und esse kein Fleisch. Ich bin deswegen kein besserer Mensch oder moralisch überlegen. In völliger Unschuld habe ich aber meine Lebensweise auf Twitter veröffentlicht und mir dafür hunderte Kommentare eingefangen, die sich dadurch getriggert fühlen. Die Furcht, vor dem anderen.

Soziologisch übrigens nicht ungewöhnlich, dass sich Menschen bereits dann herausgefordert fühlen, wenn ein anderer Mensch sich zum Beispiel besonders gewählt ausdrückt oder anders lebt. Es ist halt die Furcht, die uns alle fasziniert.

Von daher gilt manchmal vielleicht einfach auch Leben und leben lassen.

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Autor: juergenkasek

Lebe lieber ungewöhnlich. Rechtsanwalt, Politiker, Aktivist, Umweltschützer, Blogger, Sportler

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