Das Höcke Interview wurde im Vorfeld und auch danach hoch und runter diskutiert.
Darf, soll, kann man einen Menschen, welchen man gerichtsfest als „Faschist“ bezeichnen darf interviewen und was hat er zu sagen?
Das Gespräch hatte im Vorfeld 2 Möglichkeiten entweder die Eskalation was Höcke absehbar nutzt um sich als Opfer zu gerieren oder das Interview eskaliert nicht und es gibt auch keinen Erkenntnisgewinn und eine Entzauberung kann nicht eintreten.
Variante 2 ist eingetreten, wobei Höcke dennoch unbequeme Nachfragen als Mobbing bezeichnet.
Die Leiterzählung von Höcke steht ohnehin: die Fragen sind unfair, statt über ernsthafte Politik und den schlimmen Zustand des Landes wird er gemobbt. Da Höckes Anhänger*innen durch stetes wiederholen der Mär von der „Lügenpresse“ ohnehin gegen Kritik und den öffentlich- rechtlichen Rundfunk immunisiert sind, ist auch egal, was er sagt, seinem Status bei seinen Anhänger*innen wird das nicht verändern.
Im Vorfeld muss man sich folgenden vergegenwärtigen: Höcke und den Neurechten, geht es nicht um gehört werden und damit die Teilnahme an einer Diskussion, sondern um das Recht behalten.
Der Raum einer Diskussion wird damit im Sinne der eigenen Metapolitik genutzt um Begrifflichkeiten zu platzieren und den eigenen Deutungsraum zu vergrößern.
Es bleibt daher eine Fehlannahme, dass mit Faschisten zu reden, irgendeinen Sinn ergebe, weil die Grundlage des Gesprächs bereits nicht vorhanden ist.
Reden muss man mit denen, die verunsichert sind und deswegen drohen Richtung Rechtsextremismus wegzukippen. Mit überzeugten Rechtsextremisten bleibt ein Gespräch sinnlos und eröffnet nur den Raum, dass verquere Theorien verbreitet werden. Das muss man auch allen Poltiker*innen sagen, die meinen als Missionare berufen zu sein Aluhutträgern und Reichsflaggenschwenkern liesse sich mit gut Zureden beikommen, während man auch weiterhin, gegenüber denjenigen schweigt, die ihr demokratisches Anliegen durch demokratische Mittel deutlich machen. Offenbar in der Grundannahme es handle sich ja schon um Demokraten während man „die anderen“ zurückholen müsse.
Im eigentlichen Interview sagt Höcke eine Reihe von Dingen nicht. Er dementiert nicht. Höcke dementiert nicht, dass er Landolf Ladig ist, er bestreitet nicht den Kameradschaftsführer Torsten Heise zu kennen, er hat kein Problem mit dem 3. Weg, der NPD und manifesten, militanten Neonazis zu demonstrieren.
Auf viele Fragen antwortet Höcke nicht nur ausweichend, er beantwortet sie schlicht und ergreifend nicht. Selbst nach mehrfachen Nachfragen tut er das nicht sondern weicht aus, spricht über andere Themen, etc.
Im Grunde genommen, dass was man erwarten durfte.
Höcke, der sich zu großem berufen fühlt, ist einfach ein nicht besonders aufregender Faschist, der sich bei unbequemen Fragen oder Konfrontation mit Fakten als Opfer einer „Meinungsjunta“ inszeniert.
Für einen immerhin ausgebildeten Lehrer ist die von ihm geführte Argumentation weder stringent, noch logisch oder überzeugend. Ein Armutszeugnis.
Und am Schluss bleibt die Erkenntnis, dass man Höcke nicht entzaubern kann und das bereits deswegen nicht, da ihm kein Zauber innewohnt oder umgibt. Auch wenn er selbst immer wieder versucht das Gegenteil zu beweisen.
Mit Faschisten kann man sprechen, wenn das Setting stimmt, also wenn sie beispielsweise vor Gericht stehen.