Kalbitz und Höcke in Grimma oder über den bemerkenswerten Umgang eines Bürgermeisters mit dem Thema in Sachsen.

Sachsen, gerät hin und wieder in die Schlagzeilen, dank des hinlänglich bekannten Umstands, dass es hier rechte und rechtsextreme Tendenzen und Meinungen gibt, die sich immer wieder ihren Weg brechen.
Seien es die Demonstrationen von Pegida, die seit 2014 zur Hetze aufrufen und zuletzt auch durch den Vorturner und Gewohnheitskriminellen B. an der Spitze dazu aufgefordert wurden die Gegendemonstration zu stürmen, was auch getan wurde, einschließlich des bemerkenswerten Verhaltens der eingesetzten Polizeibeamten, die die Gegendemonstration nicht schützten.

Seien es die unverdrossenen Fahnenschwenker zwischen Bautzen und Zittau, die mittels Reichskriegs- und umgekehrten Deutschlandflaggen eine Meinung zur Schau stellen, deren Sinngehalt sie nicht gern kundtun, denn nachfragenden Journalisten wird schon mal Prügel angedroht oder ähnliches.

Oder halt auch die Verflechtungen von rechtsextremen in den zuständigen Behörden. Beispielhaft genannt seien hier Arbeitsverhältnisse von Rechtsextremen bei Verfassungsschutz, Landeskriminalamt und auch im Richterberuf anzutreffen.

Gloria Saxoniae eben. Es reicht halt nicht aus, nur ein Problem zu haben, man muss es auch hartnäckig nicht lösen wollen oder relativieren.

Zum Beispiel indem man der Vielzahl an Beispielen von rassistischen Übergriffen immer ein Schlagwort gegenübersetzt und damit die Hufeisentheorie und damit die Gleichsetzung von links und rechts vorbildlich abbildet um zu relativieren und deutlich zu machen, schlimm ist der Extremismus, der zwar nicht zu vergleichen ist aber dazu dient, den Mythos einer stabilen Mitte weiterzuspinnen.

Das genannte Schlagwort ist übrigens immer noch Connewitz, der, man muss es den weniger bewanderten erklären, ein Stadtteil in Leipzig mit knapp 18.000 Menschen ist, überdurchschnittlicher Wohnzufriedenheit, unterdurchschnittlicher Kriminalitätsbelastung außer Fahrraddiebstählen und inzwischen überdurchschnittlich hohen Mieten.

Dieser Stadtteil wird deutschlandweit als wohliger Inbegriff des bösen „Linksextremismus“ genommen, der zwar nicht trennscharf zu erfassen ist aber zur Gegenüberstellung gegenüber „Rechtsextremismus“ schon herhalten muss.

Alles bekannt, hoch und runter diskutiert.

Aber Fehler wiederholt man halt auch gerne in Sachsen und zeichnet sich durch hartnäckige Reflektions- und Lernbereitschaft auf.

Ein besonders hübsches Beispiel ist der Bürgermeister von Grimma. Grimma ist ein kleines Städtchen bei Leipzig, welches an der Mulde liegt, womit man alle Sehenswürdigkeiten auch abgehandelt hat.

Es gibt dort eine alte Spitzenfabrik, die ua der wunderbar widerständige Sozialarbeiter Tobias Burdukat mit hochgezogen hat, der aus Frustration kein Sozialarbeiter mehr ist und indem jetzt das Dorf der Jugend seinen Platz hat, ein man ahnt es Ort der Jugend, selbst organisiert, demokratisch gesinnt und deswegen ua. auch dem Bürgermeister ein Dorn im Auge.

Jedenfalls am Freitag wollen die beiden AfD Flügelvertreter Kalbitz, der gerne schonmal Parteimitglieder ins Krankenhaus schlägt und früher Fahnenschwenker in Reichsferienlagern von zu spät geborenen Vollnazis war und Höcke, der von sich denkt vielleicht möglicherweise auch mal eine interessante politische Persönlichkeit zu werden, könnte doch sein, in Grimma aufschlagen.

Grund genug, dass der Bürgermeister sich zu Wort meldet und mitteilt, dass man keine Extremisten in Grimma wolle, explizit genannt an der Stelle sind die „linken Extremisten“ aus Leipzig. Wer das genau sein soll, erläutert er nicht weiter. Aber die Botschaft sitzt, denn er weiß auch noch zu berichten, dass linke Extremisten ja dann auch noch Randale anfangen. Woher er das weiß, bleibt sein Geheimnis. Argumente bringt er ohnehin nicht so gerne. Dafür will er aber keine weitere Verrohung der Sprache und benutzt deswegen auch Worte wie „Scheiße, oder Kotze“ oder ähnliches und das im Fernsehen. Mit der Fäkalisierung der Sprache gegen die Verrohung des Miteinanders, tolles Konzept das er sich da ausgedacht hat.

Genauso toll, wie der Umstand, dass man selber ein „witziges“ Zeichen setzen will. Ich hätte ja in diesem Kontext, die Verwendung des Wortes pfiffig witziger gefunden aber über diese semantische Feinheit will ich mich nicht streiten. Pfiffig ist auf jedenfall, dass die AfD gleich mit zur Organisation des witzigen Zeichensetzens eingeladen wurde und gleich mit sprechen durfte. Höcke, der „Könnte doch sein“ Persönlichkeitstyp von der AfD ist in den Augen des Bürgermeister auch nicht so schlimm.

Im Ergebnis schafft es der Bürgermeister jedenfalls die „Hufeisentheorie“ auf Krabelgruppenniveau zu reproduzieren, Rechtsextremismus zu relativieren, der AfD eine Bühne zu geben und mit einem seltsamen Demokratieverständnis zu paaren. Toll, auch für sächsische Verhältnisse. Ganz toll. und deswegen teilen wir natürlich mit, dass wir, also Leipzig nimmt Platz und die ganzen anderen witzigen Leute aus Leipzig bei dieser pfiffigen Sache gern dabei sind.

Und Irena Rudolph-Kokot und ich, sowieso, Herr Berger, wir kennen uns ja noch vom gemeinsamen offene Briefe schreiben.

Bis Freitag.

Autor: juergenkasek

Lebe lieber ungewöhnlich. Rechtsanwalt, Politiker, Aktivist, Umweltschützer, Blogger, Sportler

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