Jenseits der Steuerbarkeit.

Der Mensch sehnt sich nach Sicherheit. Eine Sicherheit, die auch eine Steuerbarkeit bedeutet, die aktuell verloren gegangen ist. Eine Sicherheit, die darüber hinaus ohnehin nur eine Ilusion war und sein konnte.

Wir schauen auf Zahlen, die wir kaum interpretieren können. Hören gebannt jeden Tag Analysen, lesen neue Nachrichten, hören andere Meinungen und sind mehr und mehr von der Menge an unterschiedlichen Daten, Fakten, Meinungen überfordert.

Der derzeitige Zustand führt zu Stress. Zukunftsängste nehmen zu. Kaum verwunderlich, dass die Warnungen vor sozialen Spannungen lauter werden und die Zustimmung zu autoritären Einstellungen steigt.

Menschen reagieren unterschiedlich auf Stress. Einige lassen sich zu Äußerungen verleiten, die sie vielleicht besser nicht getätigt hätten (Grüße gehen raus nach Tübingen).
Andere verfallen in Depressionen, konsumieren mehr Alkohol oder entdecken gerade den Sportler in sich, jenseits der Vernunft, und anderes. Die Forderung gerade jetzt achtsam miteinander umzugehen, sich zu unterstützen, muss deswegen immer wieder betont und gelebt werden.

Und in diesem ganzen Prozess, der ganzen Normalisierungsdiskussion schauen wir primär auf die Wirtschaft, auf ökonomische Erwägungen. Ganz so, als hängt unsere Lebenszufriedenheit, die Gesundheit, die Zukunft primär an ökonomischen Kennzahlen. Dass diese Überlegung kaum haltbar ist, beweist auch die Klimakrise, immer wieder aufs Neue. Auch wenn einige, dass nicht hören wollen.

Eine ökonomische Grundlage zu haben, bedeutet eben nicht, ökonomischen Überlegungen, die erste und einzige Priorität einzuräumen.
Dieser Umstand erklärt aber auch, dass die Perspektive von Familien und die SIcht von Kindern bislang in den Debatten eher eine untergeordnete Rolle spielt. Die Familie, egal wie sie beschaffen ist, ist kaum ökonomisierbar. Die Überlegung die Notbetreuung auszuweiten und die Schulen wieder hochzufahren, damit Eltern wieder arbeiten können, ist die eigentliche Motivation.

Vielleicht müssten wir daher neu miteinander aushandeln, was es braucht, was wichtig ist und uns von den Gedanken lösen, dass es primär um die Verwertung des Humankapitals gehen kann.
Wann wenn nicht jetzt, ist der Zeitpunkt, uns kritisch zu befragen, ob unser derzeitiges Gesellschaftsmodell krisenfest und zukunftssicher ist?

Wer, wenn nicht wir, muss diese Fragen stellen und neu austarieren, wie wir miteinander zusammenleben wollen und ob der Indikator für das eigene Glück zuerst die eigenen Finanzen sein sollen und ob es gesund ist, in einer Gesellschaft miteinander zu leben, die auf einem Prozess der fortwährenden Konkurrenz aufgebaut ist und Aufstiegschancen primär nach sozialer Herkunft beurteilt?

Selbst wenn wir die Situation jetzt wieder unter Kontrolle bekommen, eine scheinbare Kontrolle, wird es neue Krisen geben. Krisen, die anhalten, sich verstärken, und neue Einschnitte bedeuten.

Dass es so weitergeht wie bisher. dass wäre die eigentliche Katastrophe und führt am Ende zu einer im Minimum moralisch bankrotten Gesellschaft.

Autor: juergenkasek

Lebe lieber ungewöhnlich. Rechtsanwalt, Politiker, Aktivist, Umweltschützer, Blogger, Sportler

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