Die Städte wachsen, die Mieten steigen, Verdrängungen nehmen zu. Parteien fordern, machen Vorschläge, widersprechen einander. Soweit der Stand.
Hinter diesen Wortungetümen gehen die Schicksale verloren. Ein Beispiel:
Ein älteres Ehepaar, er Handwerksmeister im Ruhestand, sie noch mit Minijob, wohnen seit 1983 in einer Wohnung. Mit den Ersparnissen wurde die Wohnung zuletzt hergerichtet.
Die Wohnung ist 75 qm groß und liegt im Zentrum West von Leipzig. Der Mietpreis warm beträgt 464 €. Dazu kommen Telefon und Strom. Ein sehr niedriger Mietpreis, denn es so nicht mehr gibt.
Seine Rente beträgt 592 € plus ca 20 € Grundsicherung.
Sie hat einen Nebenjob plus ca 250 € Aufstockung. Zusammen nach einem vollständigen Erwerbsleben ca 1300 € im Monat.
Für ihre Wohnung haben sie die Eigenbedarfskündigung bekommen. Rücklagen sind kaum noch vorhanden, wobei beide sparsam leben.
Um sich den Umzug zu leisten, müssten Sie Unterstützung beantragen. Bedeutet, dass sie, sofern sie eine Ersatzwohnung finden, zunächst zu den Ämtern müssten um sich diese bestätigen zu lassen. Sie zum Jobcenter, er zum Sozialamt. Eine anstrengende und erniedrigende Erfahrung.
Tun sie das nicht, droht die notwendige Unterstützung verloren zu gehen. Ohne Untersützung kein Umzug, die Wohnungslosigkeit droht.
Adäquate Ersatzwohnungen in vergleichbarer Lage, bis zur Grenze dessen was bezahlbar wäre, gibt es de facto nicht. Eine bezahlbare Ersatzwohnung gibt es am Stadtrand, womit dann auch das komplette soziale Umfeld verloren gehen würde.
Ein Stück Heimat droht verloren zu gehen und ein Ersatz gibt es nicht.
Das ist ein Stück deutscher Realität und die Frustration vieler Menschen in dieser Situation ist absolut nachzuvollziehen.
Wenn wir es nicht schaffen, dafür zu Sorgen, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können und eine Rente haben, die ihnen eine Teilhabe ermöglicht, dann versagt diese Gesellschaft in Gänze, dann wächst die Wut.
Unsere Sozialsysteme sind ungerecht, zum Teil menschenunwürdig und es kann nicht gerecht sein, dass 10 % aller Menschen genauso viel Vermögen haben, wie die restlichen 90 %.
Sozialwohnungen sind da nicht die Lösung. Ziel kann es nur sein, dass das Geld zum Leben reicht. Darum muss es gehen.
Und die Menschen sind Versprechungen leid. Ändert etwas an der sozialen Ungerechtigkeit. Jetzt.