Sommer ohne Loch. Nach der Dürre kommt die Flut.

Wir erleben gerade einen Sommer, der mit normal üblichen Klimavariabilitäten nicht mehr zu erklären ist. Betrachtet man die langjährigen Messreihen kann man relativ leicht feststellen, dass die Anzahl der Sonnenstunden zugenommen hat, die Temperatur etwa für den Raum Leipzig in den Monaten Juni und Juli jeweils 2,5 Grad über den Durchschnittswert der Jahre 1981 – 2010 lag bei nur 50 % des durchschnittlichen Niederschlages.

Die Folgen davon sind weithin sichtbar. Die ersten Flüsse sind aufgrund der Dürre ausgetrocknet, die Waldbrandstufe ist in vielen Regionen seit Wochen auf dem Höchststand. Satellitenaufnahmen von Mitteleuropa zeigen statt einer grünen Landschaft, eine braune Steppenlandschaft. Die Natur leidet. Der Schäden für die Ökosysteme ist immens.
Die Preise für Lebensmittel steigen. Seen bieten keine Abkühlung mehr. Selbst die Ostsee weist inzwischen 27 Grad Wassertemperatur auf. Die enorme Aufladung der Atmosphäre lässt die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterlagen, mit sinnflutartigen Niederschlägen und Wirbelstürmen steigen.

Der trockene und harte Boden kann aber die Feuchtigkeit nicht aufnehmen, so dass in der Folge deutlicher Niederschläge auch Überschwemmungen zunehmen werden. Man muss kein Prophet und kein Apokalyptiker sein um vorherzusehen, dass die kommenden Gewitter, einhergehend mit deutlichen Niederschlägen, zu Problemen führen werden.

Das derzeitige Wetter passt dabei in die Reihe von Langzeitmessungen und immer wieder muss man auf die Prognosen des Landesamtes für Umweltschutz und Geologie hinweisen, die genau diese Entwicklung aufgrund der bisherigen Messreihen bis ins Jahr 2100 prognostizieren. Dazu kommen die Warnungen der Klimaforscher. 

Forscher warnen vor neuer Heißzeit.

Diese aktuelle Lage betrifft uns alle. Sie verändert unser Leben und unser Art zu leben und wir haben sie mit unserer Art zu leben erst möglich gemacht.

Aufgrund der extremen Lage müsste man annehmen, dass sich die Politik damit intensiv auseinandersetzt und darüber diskutiert. Das aktuelle Sommerlochthema ist aber nicht etwa die Dürre, ihre Gründe und Folgen sondern die Wiedereinführung der Dienstpflicht, was aus mehreren Gründen völlig daneben ist.

Obwohl Klagen über das Wetter gerade in den sozialen Netzwerken beliebt zu sein scheinen, gibt es auf der politischen Seite keine Folgen. Gerade eben hat der BUND einen Forderungskatalog zur aktuellen Situation veröffentlicht. Die Befürchtung ist, er wird verhallen.

Warum?

Das Thema ist abstrakt und komplex. Während die Auseinandersetzung mit der Dienstpflicht relativ einfach gelingt, erfordert das Thema Klima eine andere Einarbeitung. Ich kann zwar die Dürre feststellen aber kaum jemand kann sauber die Gründe dafür erklären. Wo es schwer wird die Gründe zu erklären und die Verursacher zu benennen fällt eine Zuordnung schwer.

Abstrakte Erklärungen verfangen nicht.

Der Mensch passt sich an. Das dauerhafte Überleben des Menschen wird auch durch seine enormen Anpassungsfähigkeiten bedingt. Diese Anpassungsfähigkeit wird aber auch zu einem Problem um grundlegende Probleme zu lösen. Wir passen uns an die bestehende Situation an und begreifen sie als neue Normalität – das Konzept der shifting baselines. Was wir heute noch als Problem begreifen, kann Morgen schon für den Normalzustand stehen. Mit der Normalität gilt es sich zu arrangieren.

Um das Problem den Menschen näher zu bringen muss man es also vereinfachen um es deutlich machen.
Von Skeptikern des anthropogenen Klimawandels wird gern eingewandt, dass es sich ja nur um Prognosen handeln würde und sich das Klima schon immer natürlich geändert hätte. Daraus wird abgeleitet, dass wir nichts tun müssen.
Dabei würde selbst eine geringe Wahrscheinlichkeit ausreichen um eine Notwendigkeit zum Handeln entstehen zu lassen.

Ein Beispiel: Niemand würde sich in ein Auto setzen, dass mit 10 % Wahrscheinlichkeit explodiert. Wir erwarten, dass Autos so hergestellt werde, dass sie nicht explodieren und niemand würde sein Leben riskieren. Im Bereich des Klimawandels tun wir aber genau das bei einer Wahrscheinlichkeit die deutlich höher ist.

Und wir haben auch keine Alternative. Stimmen die Berechnungen kommt der Punkt an dem bestimmte klimatische Veränderungen unumkehrbar sind, was die Beschleunigung von klimatischen Veränderungen zur Folge hat. Wir können es uns daher nicht leisten zu testen ob die Berechnungen stimmen sondern es erscheint sinnvoller von schlimmstmöglichen Fall auszugehen und alles dafür zu tun, dass dieser nicht eintritt.
Geht das?

Eine Hoffnung besteht darin, dass der Mensch immer wieder bewiesen hat, dass er unter besonderen Umständen zu besonderen Leistungen fähig wird. Kriege waren im Verlauf der Menschheitsgeschichte regelmäßig Katalysatoren für eine industrielle Entwicklung. Wenn es daher gelingt, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, kann es gelingen wirksame Gegen- und Anpassungsmaßnahmen einzuleiten.

Das geht auch in einer Demokratie, die ihre Vollendung nicht im Sieg der Mehrheit über die Minderheit sondern im Konsens findet. Dazu muss aber klar werden, dass die derzeitige Situation auch ein Produkt des menschlichen Handelns ist und wir alle gezwungen sind uns damit auseinanderzusetzen.

Dagegen spricht der Mensch. Während klimatische Veränderungen über den Lauf von Jahrzehnten geschehen, die Auswirkungen zwar konkret aber die Erklärungen abstrakt sind ist unser Leben direkt und unmittelbar.

Würde man daher die Notwendigkeit zum Handeln aufgrund der oben beschriebenen Situation zu Grunde legen, dann würden wir sofort aus der Kohle aussteigen. Das wird das nicht tun hängt mit dem Profitstreben der Energie Monopolisten zusammen einerseits und der Arbeit von Menschen, die abhängig von der Braunkohle beschäftigt sind andererseits. In der direkten Auseinandersetzung ist die Zukunft des Einzelnen ein relevantes Argument auch wenn auf der der anderen Seite eventuell die endgültige Zerstörung der Lebensgrundlagen steht, zumal diese nur das Ergebnis von Berechnungen und Wahrscheinlichkeiten sind.

Will man also Lösungen finden muss man auch für die Einzelnen adäquate Antworten entwickeln jenseits von: sonst geht die Welt unter….

Dafür braucht es aber politische Akteure die Druck machen und auf die bestehenden Probleme hinweisen. Daran scheint es aktuell zu mangeln. Was aufgrund der derzeitigen Situation völlig unverständlich ist.

Aber die Welt geht ja auch erst Morgen unter.
Wenn die organisierte Parteipolitik kein verlässlicher Partner ist, wird es darum gehen, dass die Menschen, die das Problem erkannt haben sich eben selbst der Demokratie ermächtigen und handeln.

Auch deswegen rufen Gruppen wie Ende Gelände und Kohle er.Setzen immer wieder zu Aktionen des zivilen Ungehorsams auf um auf das bestehende Problem hinzuweisen.

Autor: juergenkasek

Lebe lieber ungewöhnlich. Rechtsanwalt, Politiker, Aktivist, Umweltschützer, Blogger, Sportler

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