Was ist nur los, was ist passiert, was hat dich bloß so irritiert…
Leipzig war mal die Hauptstadt der Gothics. Am Wochenende konnte man wählen zwischen VILLA Leipzig, Non Tox, manchmal dem WERK2-Kulturfabrik und der Moritzbastei und der ein oder andere Keller war auch dabei. Liebevolle Kleinod Veranstaltungen von Crews zelebriert.
Grufti zu sein war mal Mode. Anfang der 2000er stieg die Zahl der schwarzen Ledermäntel im Stadtbild deutlich an. Von uns nur müde als Turnschuhgruftis belächelt.
Gothic zu sein hieß nicht seine Klamotten zu kaufen, sondern mit eigener Fantasie zu gestalten und die Weltabgewandtheit zu zelebrieren.
Moden kommen, Moden gehen. Und nach und nach setzt das Sterben ein.
Helheim, geliebtes Metalwohnzimmer – geschlossen. 4rooms – zwischen Wohnzimmer, Kneipe und Ort der Möglichkeiten bald dicht, Kellerpartys – in der enger werdenden Stadt, werden weniger und andere Sachen schon lange Vergessen.
Es ist ein wenig Schmerz in dieser Geschichte auch wenn die wellenförmige Bewegung normal ist. Aber es ist ein Gefühl, dass etwas in meiner Stadt verloren geht – Räume, in denen man sich ausleben, indem man Partys und Galerien organisieren kann. Kein Platz mehr für Träume?
Und dann ist da noch etwas. Ein dumpfes Grollen. Ein DJ schrieb, dass er nicht mehr im Darkflower auflegen kann – zu politisch. Der Vorwurf er spielte „Antifascista“ von ZSK. Und während keine politischen Stücke mehr gespielt werden, nimmt die Zahl der Menschen, in befremdlichen Kleidungsstücken zu.
Klar, Thor Steinar ist ja nur eine Marke und macht keine Politik. Ich nenne das verlogen und die Verdrängung des Offensichtlichen.
Die Gothic- Szene mit ihrer Weltabgewandtheit und antimodernen Haltung war immer schon für rechte Spinner interessant. Nicht zufällig traf man beim WGT immer auch den ein oder anderen Fascho. Und ich finde es irritierend zu wissen, dass bei einer der Ausrichterin des heidnischen Dorfes eine Kerzenleuchter-Swastika im Wohnzimmer steht oder das der Chef der Identitären die Musik von Egotronic mag (natürlich nur ohne Texte).
Aber jetzt findet ein Kulturkampf statt:
Es gab und es gibt einen Konsens: wichtig ist nicht wer du bist, woher du kommst, wenn du liebst sondern was du tust.
Und das ist keine politische Haltung, es ist die Grundlage auf der wir miteinander umgehen.
Es gibt keine Toleranz mit denjenigen, die andere Menschen verurteilen weil diese nicht von hier sind, anders aussehen, anders lieben oder anders sind.
Ein strategisches Ziel der neuen Rechten ist es die Herrschaft über die Kultur zu erlangen.
Freie Kultur ist die Grundlage einer freien Gesellschaft.
Nicht zufällig fordern Neue- Rechte werksgetreue Aufführungen von Klassikern an Theatern und verdammen die Moderne.
Das was frei ist muss unfrei werden.
Nicht zufällig fordern Sie Intoleranz im Namen der Toleranz und heucheln Opfer zu sein nur weil man ihre antidemokratische Meinung als solche benennt. Schon bald wieder auf der Buchmesse.
Es ärgert mich, dass so viele Schweigen. Dass Veranstalter meinen, dass die Gleichheit aller Menschen zu politisch ist. Sorry, das ist die Grundlage und wer diese Grundlage negiert steht außerhalb des demokratischen Rahmens, außerhalb unserer Freiheit.
Ich kann von jedem erwarten, dass er das respektiert.
Ich will nicht mit Menschen feiern, die andere Menschen verurteilen – nicht mit Nazis, Mackern oder Sexisten, egal wo.
Wir können das Sterben von Clubs vielleicht nicht verhindern aber wir können eigene Veranstaltungen organisieren – irgendwo.
Und wenn die Rechten wieder auf dem Vormarsch sind werde ich nicht schweigen.
Grufti zu sein in den 90er im Osten hieß immer mal wieder Stress mit Faschos zu haben. Und ich werde nicht zu sehen, dass es wieder dazu kommt.
Der Konsens lautet: Nazis raus. Die Gleichheit aller Menschen ist nicht verhandelbar weder im Club, noch im Stadion, nicht in der Kneipe und auch nicht im Wohnzimmer.
Und ich? Werde nicht schweigen!
Alle Jahre wieder. Der nächste Club, der unterwandert wird.
https://de.indymedia.org/node/31092
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