Die Gesellschaft der Aufregung.

Wir lassen uns ablenken. Wir erregen uns über Provokationen, springen über jedes noch so kleine Stöckchen und vergessen die wirklich wichtigen Fragen.
Eine Intervention nach der Bundestagswahl.

Aufregung zu generieren scheint inzwischen Volkssport zu sein. Jede noch so tumbe Äußerung oder Provokation wird durch einen vielstimmigen Chor der gerechten Aufregung goutiert.
 
Wie hoch muss die Verunsicherung in der Gesellschaft sein, dass wir uns nicht mehr mit den Inhalt von Äußerungen beschäftigen sondern mit Stillfragen?
 
Und in welchen Zustand sind wir, dass wir auf jede noch so billige Provokation reagieren?
 
Beispiel die Faschisten: Bekanntermaßen hat es die AfD zum Programm erhoben eine Provokation nach der anderen abzufeuern. Mit viel Schnappatmung wird diese Äußerung zurückgewiesen aber eben auch verbreitet. Wir selber tragen zur Aufmerksamkeit der rechten Hetzer bei weil jede neue widerliche Aussage tausendfach Verbreitung findet.
Das heißt nicht, dass es nicht notwendig bleibt darauf hinzuweisen, was übles gesagt wird und das die AfD etwa die deutschen Landser, die für Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit stehen, hochleben lässt. Aber wir vergessen dabei, eigene Botschaften zu verbreiten, auf das Positive hinzuweisen, nicht nur zu widerlegen sondern Vorschläge zur Gestaltung der Zukunft in den Raum zu stellen.
 
Die Verunsicherung zeigt sich auch am Umgang mit der Äußerung der neuen Fraktionsvorsitzenden der SPD Nahles: „ab Morgen kriegen Sie auf die Fresse.“
 
Diese Äußerung, darauf deutet einiges hin, war offensichtlich ironisch gemeint, überspitzt. Verbreitet wird sie als wörtliche Wiedergabe ohne den konkreten Kontext zu spiegeln. Was folgt ist die Aufregung der Gerechten, die sich echauffieren, wie man so etwas bloß sagen könne und die Aussagen in Vergleich zu den Aussagen der AfD ziehen.
 
Wäre es nicht spannender gewesen über das Programm der SPD Fraktionsvorsitzenden zu diskutieren?
 
Nein, wir lassen uns ablenken. Wir lassen uns ablenken weil jede noch so kleine Provokation funktioniert und wir im Dauerzustand kollektiver Aufregung sind. Und weil das so ist verleitet es gerade zu dazu, selber Provokationen zu verbreiten (tue ich auch) im Wissen es funktioniert.
 
Konstruktive Vorschläge funktionieren weit weniger gut als Alarmismus und das verbreiten von Angst (ein Rezept der Populisten).
 
Aber wir kommen damit nicht weiter.
 
Seit der Bundestagswahl wird über folgende Themen diskutiert:
– der Wahlerfolg der AfD: schlimm
– die Aussagen der AfD: schlimm
Dorfchemnitz (knapp 50 % AfD Wähler): schlimm
 
Was dabei aus dem Blick fällt, ist wie es eigentlich weitergeht. Was aus dem Blick gerät ist, dass die CDU/ CSU notwendige Gespräche über die Regierungsbildung erstmal verschiebt nach der Niedersachsenwahl und die Probleme erstmal vertagt werden.
Fragt überhaupt jemand, ob wir die Zeit dafür haben Probleme zu vertagen?
 
Was aus den Blick gerät sind die notwendigen und drängenden Fragen der Zeit:
 
Wie ertüchtigen wir die Demokratie? Wir retten wir das Klima? Wie beteiligen wir Menschen, schaffen Integration und sorgen für kulturelle und soziale Teilhabe aller Menschen?
 
Darüber müsste man sprechen. Das sind die Themen über die es sich zu streiten lohnt.
 

Autor: juergenkasek

Lebe lieber ungewöhnlich. Rechtsanwalt, Politiker, Aktivist, Umweltschützer, Blogger, Sportler

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